Österreicher wollen Ostschweizer Pflegepersonal abwerben
Gratis ÖV, Unterstützung bei der Kinderbetreuung oder zusätzliche Ferienwochen – mit solchen Versprechungen in einem Inserat versucht der grösste Spitalverbund Westösterreichs, Ostschweizer Pflegepersonal das Arbeiten in den Tiroler Spitälern schmackhaft zu machen. Abgedruckt wurde das Inserat kürzlich im St.Galler Tagblatt.
Fachkräftemangel auch in Österreich
Gegenüber der Zeitung bestätigt Gerit Mayer, Leiter der Abteilung Personalentwicklung und Personalmarketing bei den Tirol Kliniken, dass der kürzliche Entscheid der St.Galler Spitalverbunde, über 400 Stellen abzubauen, den Anstoss für das Inserat gegeben habe. Auch in Österreich herrsche Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich. Die Rekrutierung sei nicht einfach. Angesprochen werden sollen dabei allerdings in erster Linie österreichische Fachkräfte, die zuvor in die Schweiz abgewandert sind. Man hoffe aber auch, dass sich einige Schweizerinnen und Schweizer angesprochen fühlen.
«Kontraproduktiv, kann aber keinen Vorwurf machen»
Bei den Ostschweizer Pflegeverbänden stösst die Tiroler Werbeaktion auf gemischte Gefühle. Man könne dem österreichischen Verbund keinen Vorwurf machen, sagt Cornelia Hartmann, Präsidentin Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner St.Gallen, Thurgau, Appenzell. Schliesslich sei es ein freier Markt und auch die Schweizer Spitäler würden laufend Personal aus dem nahen Ausland abwerben. Allerdings sei es auch kontraproduktiv für die Bemühungen, in der Ostschweiz die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal zu verbessern, wenn Österreichische Organisationen mitmischen. Und die Verbesserung der Bedingungen sei oberstes Ziel und es sei noch ein weiter Weg, bis dieses erreicht ist.
Fraglich ist ohnehin, ob die Tiroler mit ihren Versprechungen punkten können. Auch wenn die Arbeitsbedingungen attraktiv klingen mögen, beträgt der Einstiegslohn einer diplomierten Pflegefachperson in Österreich etwa 47'000 Franken – in der Schweiz sind es 79'000 Franken im Jahr.
(red./St.Galler Tagblatt)
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