Klischee stimmt – das ist der typische Ostschweizer Raser

Für Raser-Delikte drohen Gefängnisstrafen von bis zu vier Jahren. (Symbolbild)
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Immer mehr hört man von sogenannten Raser-Delikten in der Schweiz. Aber wer ist ein typischer Raser, gibt es überhaupt Raserinnen und was ist ein Raser-Delikt genau?

Erst kürzlich bretterte ein 25-jähriger Mann mit 104 km/h innerorts auf seinem Motorrad durch Gams. Der in der Schweiz wohnhafte Slowake war in einer Tempo-50-Zone Richtung Wildhaus unterwegs, als er von der Polizei geblitzt wurde. Seinen Führerausweis musste er auf der Stelle abgeben.

Raser-Stereotyp: jung, männlich und ausländisch?

Damit passt er (ziemlich genau) ins Profil eines Rasers – zumindest in das des schweizweiten Vergleichs. Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen, dass im Jahr 2022 schweizweit 468 Personen wegen Raser-Delikten verurteilt wurden. Davon waren 94 Prozent (440 Personen) männlich.

Ein Drittel der Verurteilten war zwischen 20 und 24 Jahren alt (144 Personen), die nächstgrösste Alterskategorie mit 100 verurteilten Personen war diejenige der 25- bis 29-Jährigen. Und in knapp 52 Prozent der Fälle waren die Raser ausländischer Abstammung.

Also trifft das Raser-Stereotyp zumindest auf jung und männlich definitiv zu. Ob man bei knapp über der Hälfte der Fälle ausländisch als Merkmal festlegen kann, bleibe dahingestellt. Und wie sieht der typische Ostschweizer Raser aus? Wir haben es für dich auf die Kantone runtergebrochen.

Aber was ist ein Raser-Delikt genau?

Seit 2013 gibt es einen Raser-Artikel im Strassenverkehrsgesetz (SVG): «Qualifiziert grobe Verletzung der Verkehrsregeln». Bei diesem Tatbestand droht einem eine Gefängnisstrafe von bis zu vier Jahren. Als qualifiziert grobe Verletzung der Verkehrsregeln gelten folgende Geschwindigkeitsübertretungen:

Thurgau

Der Kanton Thurgau widerlegt das Raser-Merkmal ausländisch bei weitem, denn in 70 Prozent der Fälle waren es Schweizer (14 Personen) – und nein, keine Schweizerinnen, denn die 20 verurteilten Personen im Jahr 2022 waren alle männlich. 2016 wurde im Thurgau zum letzten Mal Frauen für Raser-Delikte verurteilt (2 Personen).

Das hat nichts damit zu tun, dass im Thurgau weniger Ausländer wohnen als im Rest der Schweiz. Der Ausländeranteil liegt nämlich bei 26 Prozent und ist somit gleich hoch wie der gesamtschweizerische Anteil.

St.Gallen

Im Kanton St.Gallen waren 20 der insgesamt 21 verurteilten Personen im Jahr 2022 männlich. Der Ausländeranteil ist hier wieder höher, er liegt bei 57 Prozent (12 Personen). Das Merkmal Alter ist wieder auf gesamtschweizerischem Niveau: Jeweils 7 Personen waren zwischen 20 und 24 sowie zwischen 25 und 29 Jahre alt.

Graubünden

In Graubünden wurden insgesamt 20 Personen wegen Raser-Delikten im Jahr 2022 verurteilt – 19 davon waren männlich. Auch hier ist der Ausländeranteil ein wenig höher als im schweizweiten Vergleich bei 55 Prozent mit 11 der verurteilten Personen.

Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden

In den beiden Appenzeller Kantonen wird weniger gerast. 2022 wurde in Appenzell Innerrhoden niemand wegen Raser-Delikten verurteilt. In Ausserrhoden waren es drei Personen. Aufgrund vom Datenschutz kann das BFS jedoch keine detaillierten Daten zur Person angeben.

Linda Hans
veröffentlicht: 24. April 2024 10:35
aktualisiert: 24. April 2024 10:56
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