HSG-Rektor Bernhard Ehrenzeller: «Die Fälle haben sehr viel ausgelöst»

Die Universität St.Gallen trennt sich von zwei Professoren.
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Die Universität St.Gallen trennt sich von zwei Professoren – und verhindert so auch einen Rechtsstreit. Wie geht es am betroffenen Institut jetzt weiter? Und was sind die Lehren aus der Plagiatsaffäre? TVO hat mit HSG-Rektor Bernhard Ehrenzeller gesprochen.

Bernhard Ehrenzeller, wieso hat sich die HSG nicht schon früher von den Professoren getrennt?

Bernhard Ehrenzeller: Wir hatten bereits im Juni einen ersten Entscheid. Damals wurde einem Professor die Leitung des Instituts für Supply Chain Management entzogen. Jetzt gab es eine Gesamtbeurteilung.

Wie sieht diese Gesamtbeurteilung aus?

Unsere Untersuchungen ergaben, dass sich in einem Fall der Plagiatsvorwurf bestätigt hat, im anderen Fall, dass es tatsächlich grössere Probleme bei der Institutsführung gab. Auf der anderen Seite standen die betroffenen Professoren, die das bestritten haben und auch anwaltlich vertreten wurden. Da sahen wir, dass das in einem grösseren Rechtsstreit enden würde.

Der Rechsstreit sollte vermieden werden.

So ein Rechtsstreit endet beim Bundesgericht. Das zieht sich hin, das kann weit über ein Jahr gehen. Es ist kostspielig und bindet viele Ressourcen. Wenn man zu einer Vereinbarung kommt, die für beide Seiten akzeptabel ist, dann ist das sicher die bessere Lösung.

Das Ansehen der Universität St.Gallen hat sicher auch eine Rolle gespielt, oder?

Ja, Aussenstehende haben das mitbekommen und sich gefragt, was an der HSG läuft. Es gab Zweifel, wie ernst wir den ganzen Logistikbereich nehmen. Bei uns gehören Theorie und Praxis zusammen, da ist ein solcher Bereich von grosser Bedeutung. Den wollen wir prominent vertreten. Mit dem Abgang der beiden Professoren können wir dort einen Neuanfang machen.

Wie geht es jetzt weiter?

Konkret wird jetzt eine Nachfolge für die beiden Professoren gesucht. Es geht darum, was die beste Zukunft für das Institut und diesen Bereich ist. Da müssen wir uns Gedanken machen. Der Vorteil ist, dass wir jetzt die Freiheit haben, sofort damit zu beginnen.

Gibt es auch konkrete Massnahmen, damit sich so ein Fall nicht wiederholt?

Fehler kann man nie verhindern, aber man kann die grösstmögliche Sorgfalt anwenden. Müssen wir gewisse Mechanismen oder Strukturen ändern? Es gehört zur HSG, dass Professoren auch gewisse Freiheiten haben und motiviert sind, mehr zu machen als nur den «ordentlichen» Job. Aber das braucht auch Schranken. Da müssen wir die Aufsicht stärken, was mit dem neuen Universitätsgesetz auch gemacht wird. Wir müssen die Transparenz stärken. Vielleicht brauchen wir auch klarere Vorschriften, was die Personalanstellung betrifft. Das läuft jetzt. Diese beiden Fälle haben sehr viel ausgelöst.

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veröffentlicht: 9. Januar 2024 15:52
aktualisiert: 9. Januar 2024 21:21
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