Beunruhigende Fälle: «Erwachsene sollen aufhören, Kinder anzusprechen»

Die Polizei konnte bislang keinen Täter ermitteln. (Archiv)
© Keystone
In der Ostschweiz wurden in den letzten Wochen mehrere Kinder von fremden Männern in Autos angesprochen. Die St.Galler Polizei sieht keinerlei Zusammenhänge zwischen den Fällen – und warnt davor, Unwahrheiten weiterzuverbreiten.

Die vermeintlichen Entführungsversuche in Niederuzwil, Waldkirch und im thurgauischen Schlatt sorgten in den vergangenen Wochen bei Ostschweizer Eltern für grosses Unbehagen. Mehrere Kinder wurden von fremden Männern angesprochen, die sie offenbar in ihre Autos locken wollten. Schnell hiess es, die Fälle hätten etwas miteinander zu tun. Auch von einem möglichen Zusammenhang mit einem 23-Jährigen, der Kinder in Schaffhausen sexuell belästigt hat, wurde berichtet.

Keine Parallelen

«Wir kommen bei der Aufarbeitung der Fälle einfach nicht weiter», sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, auf Anfrage. Zwischenzeitlich sei die Polizei an besagten Orten präsenter gewesen. «Wir können absolut keine Parallelen oder ein klares Muster zwischen den Fällen in St.Gallen, Thurgau und Schaffhausen feststellen.»

Auch von Entführungsversuchen will der Polizeisprecher nichts wissen: «Darauf haben wir überhaupt keine Hinweise. Wir wissen lediglich, dass Kinder angesprochen wurden.»

«Können niemanden zur Rechenschaft ziehen»

Einmal sei die Rede von einem weissen Auto, dann wieder von einem schwarzen Auto. Einmal seien zwei Personen drin gewesen, einmal ein einzelner Mann. Einmal sei dieser älter gewesen, dann wieder jünger – so die Schilderungen der Kinder oder ihrer Eltern. «Wir haben nichts, das wir weiterverfolgen könnten. Demnach können wir auch niemanden zur Rechenschaft ziehen.»

Hanspeter Krüsi ist sich bewusst, dass diese Entwicklung wenig befriedigend ist für die besorgten Eltern. «Die Situation bewegt alle stark. Sie ist äusserst unangenehm.» Auch die Polizei nehme die Thematik «sehr ernst».

Polizei warnt vor Social Media und zu viel Fantasie

Problematisch seien aber nicht nur die vermeintlichen Entführungsversuche selbst, sondern auch der Umgang damit. «Kurz, nachdem etwas passiert ist, wird es schon auf Social Media geteilt. Bis wir die Leute befragen können, ist der Sachverhalt schon nicht mehr der Gleiche, weil sie ständig Infos hinzudichten.» Von einer schnellen Warnung auf Social Media habe niemand etwas. «Am Ende haben wir die Täterschaft nicht.»

Was Betroffene besser tun können? «Sie sollen uns allfällige Taten sofort melden. So können wir unsere Arbeit einleiten und die richtigen Personen befragen.» Auch sei es wichtig, dass Eltern ihre Kinder altersgerecht aufklären. «Und andersherum sollen Erwachsene damit aufhören, Kinder auf der Strasse anzusprechen. Wenn sie den Weg nicht kennen, müssen sie andere Erwachsene fragen. Heute ist es immer gleich problematisch, wenn man mit fremden Kindern interagiert, vor allem als Mann.»

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veröffentlicht: 15. April 2024 07:44
aktualisiert: 15. April 2024 07:44
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