HSG-Professor versucht Studierende mit Schreiben einzuschüchtern

Quelle: TVO

Die Plagiatsvorwürfe gegen einen HSG-Professor ziehen weitere Kreise. Ein Professor soll mittels Anwaltsschreiben im Namen der Universität Studierenden und Mitarbeitenden drohen. Die HSG distanziert sich vom Schreiben.

Die Elite-Universität am St.Galler Rosenberg, die HSG, wird von einem Plagiatsskandal erschüttert. Ein Professor soll in seiner Doktorarbeit systematisch abgeschrieben und unter seinen über 400 Publikationen sogar ganze Arbeiten von Studierenden als seine eigenen ausgegeben haben.

Nun öffnet sich ein weiteres Kapitel in der Geschichte. Ein Professor, der den fehlbare Professor bei seiner Arbeit betreute, soll mit einem Anwaltsschreiben, welches TVO vorliegt, Mitarbeitende und Studierende einschüchtern, damit sie nicht mit den Medien sprechen. Im Schreiben steht, dass im Zusammenhang mit Pflichtverletzungen sämtliche zivil- und strafrechtliche Schritte gegen die Personen geprüft und eingeleitet würden. So will er die Mitarbeitenden und Studierenden zum Schweigen bringen. Das Brisante daran: Im Schreiben heisst es, dass dieses im Auftrag der HSG versendet werde. Davon will die Universität selbst nichts wissen.

Schule distanziert sich vom Schreiben

Gegenüber TVO nimmt die Schule schriftlich Stellung. Darin betont die HSG, dass der Professor für die Wahrung seiner individuellen Persönlichkeitsrechte einen Anwalt einschalten könne. Sie betont aber auch: «Es ist aber – wie im konkreten Fall – nicht zulässig, dass ein einzelner Mitarbeitender oder sein Anwalt oder ein Institut der HSG den falschen Anschein erwecken, im Auftrag der Gesamtuniversität zu handeln oder gar im Namen der HSG juristische Schritte anzukündigen.» Institute hätten keine eigene Rechtspersönlichkeit. Die HSG als öffentlich-rechtliche Anstalt habe nur eine einzige Rechtspersönlichkeit und wird nach aussen durch ihren Rektor vertreten. Die HSG habe bereits Mitte November schriftlich beim Anwalt und dem Professor interveniert.

Politik soll nun auf den Plan treten

Der Skandal beschäftigt auch Guido Etterlin, SP-Kantonsrat und selber Ökonom. «Die Situation wird je länger je absurder», erklärt Etterlin gegenüber TVO. «Es geht hier um die Reputation der Universität St.Gallen. Ich will nun endlich wissen, was der Universitätsratspräsident dazu sagt und wie er die Situation schnellstens beruhigen will», sagt Etterlin weiter. Er fordert nun ein Statement des Präsidenten des Universitätsrates, des höchsten politischen Verantwortlichen der HSG. Das ist zurzeit Regierungsrat Stefan Kölliker. Kölliker wird sich dann am Dienstag gegenüber TVO äussern.

(red.)

veröffentlicht: 12. Dezember 2022 19:50
aktualisiert: 13. Dezember 2022 18:30
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