Dach für neue Olma-Halle kommt aus China

Die Baustelle für die neue Olma-Halle
© Benjamin Manser
Die Stahlelemente für das neue Dach der Halle 1 der Olma werden in China gefertigt. Drei bis sechs Millionen Franken günstiger ist die Offerte gegenüber der europäischen Konkurrenz. Trotz moralischer Bedenken hat sich die Olma für den chinesischen Stahl entschieden.

Die Olma-Messen gehen in Fernost auf Einkaufstour. Dies zeigen Recherchen des Tagblatts. «Es ist korrekt, dass wir für unser spezielles Dach eine chinesische Firma beauftragt haben», bestätigt Olma-Direktorin Christine Bolt gegenüber der Zeitung.

Demnächst entscheiden das St.Galler Stadt- und Kantonsparlament über einen Rettungsschirm für die krisengebeutelten Olma-Messen. Je 8,4 Millionen Franken hatten Stadt und Kanton als Darlehen gewährt, damit die Messe die Ausfälle aufgrund der ersten Pandemiewelle 2020 übersteht. Jetzt sollen die Darlehen statt zurückgezahlt zu Eigenkapital umgewandelt werden. Dies ist nicht unumstritten. Und das die Olma nun denn Gürtel enger schnallen muss und dabei moralische Bedenken, Stahl aus China zu importieren, aussen vor lässt, ist brisant.

Mit europäischem Partner hätte Bauverzögerung gedroht

«Wir können es uns in der heutigen Situation nicht leisten, drei bis sechs Millionen mehr zu zahlen – das liegt einfach nicht drin», sagt Direktorin Bolt. «Nebst moralischen Bedenken hatten wir auch ökologische Vorbehalte. Auf der anderen Seite hätten wir höhere Kosten und mögliche Bauverzögerungen riskiert, wenn wir einen europäischen Anbieter wählen.» Dies, da europäischen Anbieter ihren Rohstahl meist aus Belarus, der Ukraine oder Russland beziehen. Somit wäre eine Auftragsvergabe innerhalb der EU aktuell mit grossen Risiken verbunden. Und wegen Putins Angriffskrieg in der Ukraine schoss der Stahlpreis im Frühjahr auf Rekordwerte. Seither sinkt der Preis wieder langsam.

Nur wenige Firmen können Dach herstellen

Zudem kommt hinzu, dass weltweit nur gerade zehn Unternehmen die Konstruktion für das neue Olma-Dach herstellen können. Dieses besteht aus einer komplizierten, wabenförmige Struktur aus Stahlelementen, die die Decke trägt. Die Olma-Messen hätten alle zehn Firmen um Offerten gebeten. Nur drei Unternehmen – aus Spanien, aus Deutschland und aus China – offerierten. China mit drei bis sechs Millionen Franken Preisunterschied deutlich am billigsten. Eine andere Dachkonstruktion hätte das ganze Bauvorhaben der Olma massiv verzögert.

Ende Oktober setzten die Olma-Verantwortlichen die Unterschrift unter den Vertrag mit dem chinesischen Unternehmen Tover Space Structure Co. Ltd. Im Dezember werden die Stahlelemente in Schanghai verschifft. Im Februar soll die Montage in St.Gallen beginnen. So der Zeitplan. Mit den Dachträgern kommen auch 20 Chinesische Spezialisten in die Schweiz. Wie die Olma-Verantwortlichen betonen, ist diese Zusammenarbeit und die fernöstliche Einkaufstour ein Einzelfall.

«65 Prozent der Aufträge in St.Gallen vergeben»

«Grundsätzlich werden Aufträge so regional wie möglich vergeben», sagt Bolt. Vom Bauvolumen von rund 175 Millionen Franken für die neue Halle seien 8,5 Prozent der Aufträge ins Ausland vergeben worden: Das Dach aus China, und die Betonelemente für die Überdeckung der Autobahn aus Süddeutschland. Der Rest kommt von Schweizer Zulieferern. «65 Prozent der Aufträge konnten wir sogar in der Stadt vergeben.»

Red
veröffentlicht: 26. November 2022 08:04
aktualisiert: 26. November 2022 08:04
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