Bei Totalausfall gilt: «Hilf dir selbst»

Die Notrufzentrale in St.Gallen hatte keine Ausfälle bei den Notrufen. (Archivbild)
© Tagblatt/Ralph Ribi
Der Netzausfall der Swisscom beschäftigte am Dienstag auch die Kantonspolizei St.Gallen. Die Swisscom-Systeme waren betroffen, allerdings konnte früh genug auf Sunrise gewechselt werden. Dass die Notrufnummern überhaupt nicht funktionieren, sei nur bei einem Super-Gau denkbar.

Keine Anrufe, kein Surfen, kein Fernsehen – die Swisscom hatte am Dienstagabend massive Verbindungsprobleme. Ab zirka 22.30 Uhr bis nach Mitternacht funktionierten teilweise weder Festnetzanschlüsse noch Mobiltelefonverbindungen. Der Totalausfall hatte auch Auswirkungen auf einzelne Notrufzentralen.

Anrufe erfolgten über Sunrise-Netz

Auch in St.Gallen kam es zu einem Ausfall, allerdings zu einem, den niemand bemerkte, sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen: «Bei uns ist das so geregelt, dass wenn ein Mitarbeiter der kantonale Notrufzentrale während zehn Minuten keinen Notruf bekommt, er einen sogenannten Testanruf an sich selbst vornimmt.» Das sei gestern geschehen. Bei einem solchen Testanruf sei festgestellt worden, dass die Notrufnummer nicht mehr funktionierte.

Quelle: TVO

«Wir sind auf solche Fälle vorbereitet», sagt Krüsi. «Unser Computersystem ist swisscombasiert, es kann aber in einen anderen Provider, in unserem Fall Sunrise, umgeschaltet werden. Das geht wenige Sekunden. Deshalb gehen wir davon aus, dass am Dienstag keine Notrufe bei uns untergegangen sind.» Sollte das Umschalten nicht möglich sein, gibt es eine zweite Absicherung: «Wir haben die Möglichkeit, unsere Notrufe auf die Notrufzentralen in Zürich oder Bern umzuleiten.»

Koordination der Einsätze passiert per Funk

Auf die Publikation von Handynummern auf Twitter, wie es die Zürcher Polizei tat, wurde in St.Gallen bewusst verzichtet. Dies einerseits, weil es keine Ausfälle gab, und: «Man muss auch bedenken, dass Twitter über ein Netz funktioniert. Daher können die Tweets teilweise gar nicht abgesetzt oder gelesen werden.»

Würden sowohl Swisscom, Sunrise, Salt als auch alle anderen Provider in der Schweiz ausfallen, dann hätte die Polizei tatsächlich ein Problem, aber: «Dazu müsste es schon einen absoluten Super-Gau geben. Alle Antennen müssten auf einer riesigen Fläche flach liegen oder sabotiert worden sein.» Eine solche Situation sei im Moment absolut nicht denkbar.

Die Koordination der Einsätze erfolgt, gemäss Krüsi, übrigens grösstenteils über den Polizeifunk: «Der Funk funktioniert zu 100 Prozent und wir disponieren unsere Patrouillen in der Nacht über Funk und nicht telefonisch.»

Bei Notfall zu Polizeiposten fahren

Funktioniert verbindungstechnisch gar nichts mehr, dann sollte sich die Bevölkerung an früher besinnen, sagt Krüsi: «Wenn wir natürlich die Schweiz dunkel hätten und absolut nichts mehr gehen würde, müssten die Menschen, wie früher, auf die einzelnen Polizeiposten gehen und dort ihre Meldungen machen.» Dafür würden die einzelnen Polizeiposten und Feuerwehrstationen besetzt werden und mehr sichtbare Patrouillen unterwegs sein. «Sollte jemand medizinische Probleme haben, muss er dann, wie vor x-Jahren, selbst ins Spital fahren. Da ist dann ein gewisser Einfallsreichtum gefragt und es gilt: Hilf dir selbst.»

veröffentlicht: 12. Februar 2020 13:13
aktualisiert: 12. Februar 2020 18:43
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