Lucerne Festival mit Richard-Strauss-Konzert eröffnet

Riccardo Chailly und das Lucerne Festival Orchestra, hier an einem Konzert vom letzten Jahr, haben das Lucerne Festival mit Werken von Richard Strauss eröffnet.
© PETER FISCHLI /LUCERNE FESTIVAL
Mit drei Werken von Richard Strauss ist am Freitagabend das Lucerne Festival eröffnet worden. Das Publikum zeigte sich von der Darbietung des Lucerne Festival Orchestra erneut begeistert. Es war das zweite Mal, dass das Orchester zum Festivalauftakt von Riccardo Chailly dirigiert wurde.

Gespielt wurden von Richard Strauss Tondichtungen «Tod und Verklärung» und «Also sprach Zarathustra» sowie «Till Eulenspiegels lustige Streiche», Werke, in denen sich der bürgerlich auftretende Strauss mit Einzelgängern und Bürgerschrecks identifizierte.

Das Konzert wurde live auf eine Grossleinwand im Inseli-Park übertragen. Es wird zudem am Samstagabend im Konzertsaal des KKL wiederholt.

Lucerne Festival steht diesen Sommer unter dem Thema «Identität». Festredner Iso Camartin sagte, Strauss sei zeitlebens sich selbst und seinem kompositorischen Stil treu geblieben, obwohl sich im Verlauf seines Lebens ganze Tonsysteme und Hörgewohnheiten geändert hätten.

Der Bündner Publizist bezeichnete in seiner Rede zur Identität Protest als urmenschlich. Im Identitätskern befinde sich etwas Rebellisches. Gäbe es im Menschen nur Hinnahme und Bereitschaft, nur Gehorsam und Schicksalsergebenheit und keinen individuellen Eigensinn, existierten wohl weder Zivilisation noch Kultur, weder Technik noch Kunst.

Rebellion gegen die Sparpolitik des Kantons Luzern hatte es vor der Festival-Eröffnung durch Luzerner Kulturschaffende gegeben. Diese entstiegen im Rahmen der Performance «#sichtbarmachung» beim Inselipark dem Vierwaldstättersee und begaben sich tropfnass zum nahen KKL. Die Kultur dürfe nicht baden gehen, lautete die Botschaft.

Lucerne Festival gehörte nicht zu den Initianten der Protestaktion, erklärte sich aber mit dieser solidarisch. Festival-Intendant Michael Haefliger erklärte in einer Mitteilung der IG Kultur, dass auch grosse Kulturinstitutionen wie Lucerne Festival getroffen würden, wenn der Luzerner Kultur die Lebensgrundlage entzogen werde.

Unter den geladenen Gästen des Eröffnungskonzertes befand sich auch Bundesrat Alain Berset. Er äusserte sich zur nationalen Identität, die so vielfältig sei, dass sie kaum bestimmt werden könne. Die Schweiz müsse reformfreudig bleiben, um ihre Identität stärken zu können. Und vielleicht müsste die Schweiz ihre Identität mehr in der Zukunft als in der Vergangenheit suchen.

Musikalisch umrahmt wurde der Eröffnungsakt von der Geigerin Patricia Kopatchinskaja und dem Violoncellospieler Jay Campbell. Sie nehmen am Festival als «artistes étoiles» eine herausragende Stellung ein. Michel van der Aa ist der diesjährige composer-in-residence.

Das Lucerne Festival dauert bis am 10. September und zählt weit über hundert Anlässe. Rückgrat bilden die 29 Sinfoniekonzerte, dazu kommen zahlreiche weitere Konzerte und Veranstaltungen, die teilweise auch unentgeltlich besucht werden können. Am 27. August findet zum Thema «Identität» ein Erlebnistag mit 14 Konzerten innerhalb von zwölf Stunden statt.

veröffentlicht: 11. August 2017 22:00
aktualisiert: 11. August 2017 22:00
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