Zunahme ungewollter Notrufe: «Schlimm für Personen, die wirklich in Not sind»

700 Notrufe automatische Notrufe, nur bei 100 gibt es ein Gespräch:Die Kantonspolizei St.Gallen sieht sich nach einem Android-Update mit grossen Herausforderungen konfrontiert.
© Archiv St.Galler Tagblatt/Ralph Ribi/ FM1Today
700 Notrufe und nur bei 100 gibt es ein Gespräch: Die Schweizer Polizei sieht sich nach einem Android-Update mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Eine Lösung ist in Sicht.

Die Polizei schlägt Alarm – weil zu viel Alarm geschlagen wird. Und zwar oftmals unbeabsichtigt. Schuld daran soll ein Android-Update sein, auch automatische Notrufe etwa von Smartwatches wirken sich aus.

Rund 700 automatische Notrufe habe die Kantonspolizei St.Gallen dieses Jahr bereits erhalten, nur bei jedem siebten war tatsächlich eine Person am anderen Ende der Leitung zu hören. Eine Herausforderung für die Disponenten, sagt Hanspeter Krüsi, Leiter Kommunikation der St.Galler Kantonspolizei: «Das sind sehr erfahrene Leute, aber wenn niemand in der Leitung ist, handelt es sich um eine schwierige Situation. Sie achten dann insbesondere auf Hintergrundgeräusche.»

Rettungskräfte blockiert

Oftmals könnten die Disponentinnen und Disponenten dann feststellen, dass es sich um einen Fehlanruf handelt. «Wenn sie aber nicht ganz sicher sind, kommt es unter Umständen trotzdem zu einem Aufgebot der Rettungskräfte», sagt Hanspeter Krüsi.

Das ist zwar für diejenige Person, die den falschen Notruf abgesetzt hat, nicht besonders schlimm – ein versehentlicher Notruf ist im Gegensatz zu einem bewusst falschen nicht strafbar. Aber man dürfe dabei eines nicht vergessen, sagt Hanspter Krüsi: «Diese Leute sind dann blockiert und das kann ernste Folgen haben für Personen, die wirklich in einem Notfall sind.»

Es könne zwar theoretisch vorkommen, dass die Rettungskräfte bei einem falschen Notfall Kosten auf den Verursacher abwälzen oder eine Einsatzpauschale fällig wird. «Gross vorgekommen» sei das aber noch nicht, sagt Hanspeter Krüsi.

Am besten gleich Entwarnung geben

Falls jemandem ein automatisch abgesetzter Notruf auffällt, sollte man am besten gleich nochmals anrufen, sagt Krüsi. Das sei für den Disponenten oder die Disponentin am einfachsten, da sie gleich Gewissheit hätten, dass alles in Ordnung ist.

Eine Lösung für das Problem der stark angestiegenen falschen Notrufe ist das freilich nicht. «Im besten Fall kann mit einem automatischen Notruf ein Leben gerettet werden», sagt Krüsi. Er empfiehlt deswegen auch nicht, die Funktion gleich ganz auszuschalten.

Technisch müsse man die Situation aber in den Griff bekommen. Es handle sich schliesslich auch nicht um ein spezielles Problem der Kantonspolizei St.Gallen, die ganze Schweiz sei davon betroffen. Die Handyanbieter Samsung und Google haben bereits in Aussicht gestellt, bis Ende Monat ein entsprechendes Update bereitzustellen.

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veröffentlicht: 13. Juni 2023 05:26
aktualisiert: 13. Juni 2023 08:29
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