Wegen Corona: Rorschach kämpft mit Abfallbergen

Weil viele ihre Sommerferien am Bodensee verbringen, kämpft die Stadt Rorschach mit Unmengen von Abfall. (Symbolbild)
Überfüllte Mülleimer und Littering an der Uferpromenade: Wegen der Corona-Pandemie ist das Abfall-Problem in Rorschach plötzlich so gross, dass die Stadt an ihre Grenzen kommt.

Eine Pizza-Schachtel neben dem Chübel, Ziggi-Stummel auf dem Spazierweg und leere Flaschen zwischen den Steinen. Die Stadt Rorschach kämpft diesen Sommer noch mehr als sonst mit Littering und überfüllten Abfalleimern an der Uferpromenade. Während Stadt-Mitarbeiter an ihre Grenzen kommen, werden engagierte Bürger verbal angegriffen.

Urlaub in der Schweiz und Takeaway

«Diesen Sommer hat es noch viel mehr Menschen am Rorschacher Bodenseeufer als in anderen Jahren», sagt Stadtschreiber Marcel Aeple. «Wegen der Pandemie verzichten viele Leute auf die Sommerferien im Ausland und bleiben hier. Das spüren wir extrem.» Auch hätten die Takeaways in der Coronazeit an Beliebtheit gewonnen. Diese beiden Faktoren führten dazu, dass die Abfallberge wachsen.

Vermehrt Abfall-Kontrollen

«Die Mitarbeiter der Stadt Rorschach tun alles Erdenkliche, um die Seeufer sauber zu halten. Jetzt aber kommen sie an ihre Grenzen», sagt Aeple. Das bestätigt auch Marco Todeschini, Verantwortlicher für Ruhe, Ordnung und Sicherheit der Stadt. «Wir fahren mehrmals am Tag die Uferanlage ab, räumen auf und machen wegen Corona vermehrt aktive Kontrollen. Wir strengen uns richtig an – trotzdem ist die Situation nicht mehr zu ändern.»

Verbaler Angriff nach Zivil-Courage

Besonders sauer stösst Marco Todeschini auf, dass engagierte Bürger, die versuchen mitzuhelfen, verbal angegriffen werden. «Es ist eine absolute Frechheit. Erst kürzlich wollte ein Ehepaar zwei Jugendliche darauf aufmerksam machen, den eigenen Abfall mitzunehmen. Ihnen wurde daraufhin mit ‹figg di› und ‹heb d'Schnorre› begegnet.» So eine Reaktion auf Zivil-Courage sei leider keine Seltenheit mehr.

Die Stadt gebe viel Geld aus, damit sich die Leute wohlfühlen, ganz egal ob für Sicherheitskräfte, Entsorgungsstellen oder Abfall-Kontrollen. Langsam wisse man aber nicht mehr weiter. «Man kann aus Rorschach auch eine Polizei-Stadt machen, aber das will ja auch keiner», sagt Todeschini.

Stadt freut sich trotzdem über Besucher

«Littering ist kein Problem der Stadt Rorschach, sondern eines unserer Gesellschaft», ist sich Marco Aeple sicher. «Der Bezug zu Eigentum hat sich verändert. Sonst wäre es gar nicht möglich, dass eine Kebab-Box plötzlich im Garten eines Nachbars landet.»

Nichtsdestotrotz begrüsse man es, dass gerade im Sommer viele Leute nach Rorschach an den See kommen, egal ob für einen Sprung ins kühle Nass oder für einen Spaziergang mit Seeluft. «Wir freuen über alle Menschen, die Rorschach schätzen und die Uferpromenade besuchen», sagt Aeple. «Noch mehr freuen wir uns aber, wenn sie ihren Abfall wieder mitnehmen.»

veröffentlicht: 31. Juli 2020 06:29
aktualisiert: 31. Juli 2020 06:31
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