Vorerst keine Untersuchung im «Fall Läderach»

Die St.Galler Behörden können wohl nicht so schnell eine Untersuchung veranlassen. (Archivbild)
© KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Das St.Galler Bildungsdepartement zeigt sich nach den beim Schweizer Fernsehen erhobenen schweren Vorwürfen gegen eine Christliche Schule in Kaltbrunn zurückhaltend. Die Situation sei aus Datenschutzgründen blockiert, schrieben die Behörden auf Anfrage.

Im Format «DOK» des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) erhoben ehemalige Schützlinge der evangelikalen Privatschule «Domino Servite», die heute «Christliche Schule Linth» heisst schwere Vorwürfe. Sie berichteten von systematischen Schlägen mit Gürteln, psychischer Gewalt und Ausgrenzung nach einer Vergewaltigung unter Schülern. Ein Untersuchungsbericht im Auftrag der Schule bestätigte das Fehlverhalten von «ehemaligen Lehrpersonen und Gemeindemitgliedern».

«Situation blockiert»

Das Bildungsdepartement des Kantons St.Gallen kündigte in der Ausstrahlung an, nach den SRF-Recherchen selbst einen Untersuchungsbericht in Auftrag geben zu wollen. Am Freitag hiess es auf Anfrage, dass «es seit jenem Statement fraglich geworden sei, ob dieser Schritt gemacht werden könne.»

Die Behörden müssten dafür einen Opferruf machen und zu diesem Zweck die Adressen der Betroffenen erhalten. Anfragen dazu seien jedoch von den Datenbesitzern abgelehnt worden. Die Situation sei deshalb blockiert. Das weitere Vorgehen werde nun geprüft.

Schweizer Ex-Chocolatier beschuldigt

Im «DOK» wird auch der Gründer der Schule, der frühere Schweizer Chocolatier Jürg Läderach beschuldigt, Kinder geschlagen zu haben. Gegenüber SRF stritt er die Vorwürfe strikt ab.

«Missbrauch, Gewalt und Diskriminierung in jeder Form sind mit meinem christlichen Glauben nicht vereinbar», lässt sich Jürg Läderach in einem Statement gegenüber TVO zitieren. Er sei «erschüttert über das Leid, das den Betroffenen angetan wurde».

Nach dem Untersuchungsbericht entschuldigte sich der Ex-Chocolatier bei den Opfern dafür, was an der Schule geschehen war. «Ich habe mich zu schnell mit einfachen Antworten und Erklärungen zufriedengegeben. Das war falsch», sagt Läderach.

Im Januar 2022 wurde ein Massnahmenplan vorgestellt, der solche Missbräuche in Zukunft verhindern soll.

Läderach übernahm 1995 die Räumlichkeiten in Kaltbrunn und schuf dort eine eigene evangelikale Welt mit einer Freikirche, der Privatschule samt Internat. Zuerst war die Schule ein Schweizer Ableger der südafrikanischen Mission «Kwasizabantu», die unter Fachleuten als Sekte gilt. Seit 2019 ist die Gemeindschaft jedoch unabhängig und heisst seitdem «Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch».

(sda/red.)

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veröffentlicht: 22. September 2023 10:10
aktualisiert: 22. September 2023 12:11
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