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Gossau: Manuel Clavijo hat mit 50 eine Lehre zum Automobil Fachmann abgeschlossen

«Ich habe mein Ziel erreicht» – einer der ältesten Lernenden im FM1-Land holt Diplom

Quelle: FM1Today/Philomena Koch

Mit 50 nochmals eine Lehre machen: Der Argentinier Manuel Clavijo hat den Schritt gewagt und in Gossau eine Ausbildung zum Eidgenössischen Automobil Fachmann absolviert. Kurz vor den Sommerferien durfte er sein Diplom entgegennehmen.

«Ich bin zufrieden», sagt Manuel Clavijo einen Tag nach seiner Diplomfeier. Er ist einer von über 9000 Lehrabgängerinnen und Lehrabgängern, die in diesem Sommer die Lehrabschlussprüfung im FM1-Land – Kantone St.Gallen, Thurgau, beide Appenzell und Graubünden – absolviert haben. Es ist seine erste Lehre, die der 50-jährige Argentinier in der Schweiz abgeschlossen hat.

Damit liegt er deutlich über dem Durchschnittsalter von 21 Jahren der in diesem Jahr ausgebildeten Lernenden. Drei Jahre hat er in seine Ausbildung als Automobil Fachmann in der Schmidhauser Garage in Gossau mit Unterstützung von Familie und RAV investiert.

«Es war eine harte Zeit»

Sein Alter brachte ihm in Hinblick auf seine Lebenserfahrung und seine Reife einige Vorteile. Aber auch er stand immer wieder vor Herausforderungen. «Die Sprache bereitete mir Mühe. Am Wochenende habe ich oft Fachwörter gelernt. Es war eine harte Zeit», so Clavijo. Die körperliche Arbeit sei für ihn teilweise belastend gewesen. Aber der Fleiss hat sich gelohnt. Er hat sein Diplom erhalten.

Etwas, worauf auch sein Lehrmeister, Reto Schmidhauser, stolz ist. «Wir wissen, dass er es nicht immer leicht hatte. Wir haben in den letzten Wochen mit ihm mitgefiebert und freuen uns für ihn», so der Mitinhaber der Schmidhauser Garage.

Gärtner, Taxifahrer und nun Automobil Fachmann

In seinem Leben hat er schon viele verschiedene Berufe ausgeübt. In Argentinien hat er in jungen Jahren eine Ausbildung zum Elektromechaniker abgeschlossen und später in Spanien als Gärtner gearbeitet. Seit 2007 lebt er zusammen mit seiner Frau in der Schweiz und verdiente seinen Lebensunterhalt unter anderem als Taxifahrer, Velomechaniker und mit Arbeiten im Sicherheitsbereich. Eine offiziell in der Schweiz anerkannte Ausbildung hatter er bis dato nicht.

«Es ist eine wichtige Absicherung für mich. Ich muss für meine Familie sorgen, denn ich habe drei Kinder», sagt Manuel Clavijo, der mittlerweile in der Stadt St.Gallen wohnt.

Der Älteste der Klasse

Obwohl Clavijo in seiner Klasse mit Abstand der Älteste war, sieht die Situation mit Blick auf die verschiedenen Kantone im FM1-Land etwas anders aus. So stehen alleine im Kanton St.Gallen 23 Lernende, die 50 Jahre oder älter sind, in einem Lehrverhältnis.

In Appenzell hat eine 53-jährige Lernende ihre Ausbildung zur Podologin mit ihrer eigenen Tochter als Lehrmeisterin abgeschlossen, wie das Amt für Berufsbildung und Berufsberatung von Appenzell Innerrhoden mitteilt. Auch in Graubünden gibt es zwei 50-jährige Lernende, die sich in der Grundbildung «Fachfrau Gesundheit EFZ» befinden.

In Appenzell Ausserrhoden sind es sieben Personen, die 50 Jahre oder älter sind und im Kanton Thurgau 15 Personen. Diese Zahlen haben die Ämter für Berufsbildung der entsprechenden Kantone übermittelt.

Für Manuel Clavijo neigt sich die Zeit in der Schmidhauser Garage vorerst dem Ende zu. In ein paar Wochen möchte er sich zuerst einmal eine Auszeit nehmen. «Später könnte ich mir vorstellen, selber einmal eine Garage zu übernehmen», so der 50-Jährige. Und Reto Schmidhauser wird ab dem neuen Lehrjahr einen neuen Lernenden ausbilden – einen Schulabgänger.

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veröffentlicht: 10. Juli 2023 05:53
aktualisiert: 10. Juli 2023 05:53
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