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Steinacher Hanfzigi-Boss im Interview: «Ich glaube an das Potenzial von Heimat»

«Heimat»-Boss Koch im Interview: «Ich glaube an das Potenzial der Firma»

Roger Koch verkündete am Freitag, dass es mit «Heimat» weitergeht.
© TVO
In Steinach werden wieder Hanf-Zigis produziert. Die bekannten «Heimat»-Zigaretten werden nach der Insolvenz von Koch & Gsell neu von der Firma Pada produziert. Dahinter steckt aber der gleiche Kopf: Roger Koch. Der Steinacher hat uns im Interview die wichtigsten Fragen zum Neustart beantwortet.

Herr Koch, es geht nun also weiter mit den «Heimat»-Zigis, allerdings unter neuem Namen. Was steckt dahinter?

Roger Koch: Zuvor hiess die Firma Koch & Gsell. Koch, das bin ich, und Gsell war eine Hommage an meinen Grossvater. Er gab mir meine erste Zigarette, als ich zwölf Jahre alt war. Er stand eigentlich am Anfang der Idee, Zigis hier zu produzieren. Neu läuft alles unter dem Namen Pada. Das steht für «Phönix aus der Asche». Das ist auch das Gefühl, das wir momentan gerade haben. Wir haben schwere Jahre hinter uns und wollen nun wie ein Phönix aufsteigen und es besser machen.

Im Januar waren wir wegen der Bekanntgabe der Insolvenz hier. Es flossen Tränen. Nun, nur einige Monate später, geht es doch weiter. Wie kam es dazu?

Roger Koch: Das ist eine Verknüpfung von positiven Umständen und auch positiven Menschen. So blieben zum einen alle Mitarbeitenden mit einer Ausnahme dem Projekt treu, was nicht selbstverständlich ist. Es war unsicher. Du bist Konkurs, weisst nicht, ob es weitergeht, und musst diese Warterei aushalten. Ich möchte hier nochmals meinen Mitarbeitenden ein grosses «Merci» aussprechen.

Kam der Support vor allem von den Mitarbeitenden?

Unsere Kunden waren sehr herzlich. Bereits am Tag des Konkurses gab es Kunden, die uns sagten: «Nicht aufgeben. Wenn du weitermachst, sind wir mit dabei.» Und das war vor allem bei den bestehenden Grosskunden sehr wichtig. Dadurch hatten wir eine Basis, die uns Hoffnung gegeben hat. Zudem konnten wir noch zwei Grosskunden aus Italien und Frankreich gewinnen, die mit uns lukrative Jahresverträge abschlossen. Durch die Basis von bestehenden Kunden und der Perspektive auf neue Kunden konnten wir dann auch Schweizer Investoren anlocken, die einen siebenstelligen Betrag einschossen, damit die Marke «Heimat» nicht nur überlebt, sondern wieder auflebt.

Es geht nun also weiter. Doch es klingt so, als hätte sich nur der Namen verändert. Kann man so überhaupt erfolgreich sein?

Roger Koch: Ich glaube, es sieht nur auf den ersten Blick so aus. Wir sind nun schuldenfrei. Auf der anderen Seite stehen die Neukunden und die Entwicklungen im internationalen Markt. Ich schaue da auf Deutschland und Frankreich. Da kommen nun Sachen in Bewegung. Wir haben zum Beispiel mit Edeka in Deutschland einen Vertrag für die Herstellung von Hanf-Eistee abgeschlossen. Zudem hatten wir bereits mit Koch & Gsell angefangen, an Snus herumzupröbeln. Da wird man dann auch noch einiges von uns zu hören bekommen.

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Sie haben die Schuldenfreiheit angesprochen. Böse Zungen könnten nun behaupten, dass das ein juristisches «Buebetrickli» war, um die Schulden nicht begleichen zu müssen. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?

Roger Koch: Es war nie mein Ziel, die Schulden von Koch & Gsell nicht zurückzuzahlen. Ich habe auch nicht den Konkurs absichtlich herbeigeführt. Ich hafte persönlich mit einem Millionenbetrag. Ich werde die nächsten Jahre oder Jahrzehnte damit verbringen, Schulden, für die ich solidarisch gehaftet habe, zurückzuzahlen. Ich möchte mich auch nicht verstecken und stehe immer noch mit meinem Namen gerade – einfach nicht mehr im Firmennamen.

Warum tun Sie sich das denn nochmals an, wenn sie jetzt bereits hohe Schulden haben?

Roger Koch: Ich glaube an das Potenzial der Firma. Wir haben zuvor Fehler gemacht. Aber aus diesen Fehlern können wir nun mit Pada lernen.

Da wären wir wieder bei Pada. Gibt es neben dem Snus bereits neue Ideen?

Roger Koch: An Ideen hat es uns noch nie gemangelt. Wir hatten die Probleme an anderer Stelle.

Wo denn?

Vorher war es so, dass wir innovativ waren, eine Idee zur Marktreife entwickelten – und uns dann aber das Geld fehlte, die Idee auf den Markt zu bringen. Sprich: Das Marketingbudget fehlte. Das ist mit den neuen Investoren anders. Zudem ist nun auch so, dass wir keine Gelder mehr in das Abzahlen von Unternehmensschulden stecken müssen. Dadurch können wir auch wieder mehr in Innovation investieren.

Also liefen die Produkte nicht, weil keine Werbung gemacht wurde?

Roger Koch: Die Produkte liefen zuvor nicht schlecht, aber nicht gut genug. Wir haben eigentlich eine solide Basis, dass wir nun mit mehr Marketingaufwand auch Neukunden gewinnen können. Zudem machen uns die Lehren aus der Pandemie Mut. Wir haben gesehen, dass lokale Produktion im Trend ist. Produkte, die in der Schweiz hergestellt werden, sind gefragt. Damals reichte es uns aber nicht, darum kam es zum Konkurs.

Schauen wir in die Zukunft. In Deutschland könnte Hanf bald legalisiert werden. Welche Auswirkungen hat dies für Pada?

Roger Koch: Wir sehen da grundsätzlich schon Potenzial. Die Frage ist, wie dann die Ausgestaltung, beispielsweise mit den Social Clubs, ist. Wir haben uns bereits in die Thematik eingelesen, aber man muss dann schauen, wie die Realität ist. So frei wie in der Schweiz – hier kann man eigentlich machen, was man will, solange der Hanf weniger als ein Prozent THC aufweist – wird es nicht sein. Ob wir aber aus der Schweiz aus am Markt teilnehmen können oder wir nach Deutschland müssen, wird sich zeigen.

Glauben Sie nun, dass es bei unseren nördlichen Nachbarn zum Hanf-Hype kommt?

Roger Koch: Ich denke, es wird eine Light-Version des Schweizer Hypes von 2017 geben. Damals gab es in der Schweiz einen Riesenhype um CBD-Hanf. Der ist aber schnell abgeflacht. CBD-Hanf ist mittlerweile etwas Normales und in der Gesellschaft angekommen. Der Hype in Deutschland wird sicher kommen, aber eben: Man muss abwarten, wie die Umsetzung des Gesetzes dann aussieht.

Was, wenn der Hype ausbleibt? Was wird dann unternommen?

Roger Koch: Wir können nicht beeinflussen, ob es einen Hype gibt. Wir können aber die Pflanze ernst nehmen. Hanf kann man nicht nur rauchen. Unsere Vision ist es, möglichst viel aus der Pflanze herauszuholen. Und ich sehe es so, dass nach dem Hype die Ernsthaftigkeit kommt. Das ist der Moment, wo du zeigen musst, ob du wirklich etwas vom Geschäft und vom Markt verstehst. Da gibt es noch viel zu tun, aber wir wollen vorne mitschwimmen.

veröffentlicht: 23. März 2024 06:24
aktualisiert: 23. März 2024 06:24
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