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Steinacher Zigi-Hersteller «Heimat» ist pleite

Steinacher Zigi-Hersteller «Heimat» ist pleite: «Es gab Tränen»

Quelle: TVO

Ihre Hanf-Zigarette machte sie weltberühmt, doch nun sind die Träume in Rauch aufgegangen. Die Steinacher Firma Koch und Gsell, die hinter den Heimat-Zigaretten steckt, ist insolvent. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag an einer Medienkonferenz mit. Es könnte aber einen Lichtblick geben.

Das 2015 gegründete Unternehmen Koch und Gsell, die Firma hinter den Heimat-Zigaretten, ist insolvent. Es ist die Folge einer längeren finanziellen Schieflage. Das Unternehmen stiess 2019 an die finanziellen Grenzen und beantragte eine Nachlassstundung. Diese wurde im Jahr 2020 erfolgreich beendet.

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Lizenzverlust war Todesstoss

Dennoch mangelt es dem Unternehmen aus Steinach an Liquidität. Es konnten keine Geldgeber gefunden werden und auch die Aktionäre waren nicht bereit, weiteres Kapital einzubringen. Dadurch konnte Koch und Gsell die Bürgschaft für die Tabakbetriebsbewilligung von rund 450'000 Franken nicht mehr stemmen, was zum Verlust der Tabaklizenz im November 2023 führte.

«Das war ein Genickbruch für uns. Auf den Verlust der Lizenz können wir nur mit der Insolvenz reagieren», sagt Geschäftsführer Roger Koch. Ohne Lizenz geht dem Unternehmen fast die Hälfte des Umsatzes flöten. Dadurch habe man keine Chance, die Schulden aus der Nachlassstundung und die laufenden Kosten zu decken.

Die sieben Mitarbeitenden und die Geschäftskundinnen und -kunden wurden am Dienstagmorgen über die Insolvenz informiert. Koch sagt, dass die schwierige Situation kein Geheimnis gewesen sei, aber dennoch habe es Tränen gegeben. Ebenfalls ist es Koch wichtig zu betonen, dass die Löhne und Sozialleistungen immer bezahlt wurden.

Erfolg ohne finanziellen Erfolg

Das Hauptproblem liegt also beim Geld. Oder wie es Roger Koch sagt: «Wir haben das Auto und wissen, wie es fährt, aber es fehlt das Benzin.» Denn das Steinacher Unternehmen konnte in den vergangenen Jahren auch Erfolge verbuchen – allerdings nicht auf dem Konto. Beispielweise erhielt das Unternehmen im vergangenen Oktober als erste Firma überhaupt die Verkehrsfähigkeitsbescheinigung für einen reinen Hanfeistee in Deutschland.

Es könnte weitergehen

Ob die Insolvenz auch das definitive Ende der Idee Kochs ist, ist noch nicht klar. Klar hingegen ist, dass es, wenn, dann nur mit Hanf weitergehen würde. Koch und Gsell hat nämlich in den vergangenen drei Jahren nur neue Hanfprodukte für Nichtraucher – wie etwa Tee oder eben den Hanfeistee – entwickelt. «Wir haben enormes Wissen, Rezepte und ein Patent, das weltweit eingetragen ist, damit müsste sich eigentlich schon etwas machen lassen», sagt Koch im Interview mit Stolz und ebensoviel Wehmut. Laut dem Geschäftsführer wären auch die Mitarbeitenden bei einem Neustart wieder mit von der Partie.

Doch auch dafür würde Kapital benötigt. Darum nimmt man in Steinach alles Schritt für Schritt. «Nun müssen wir zuerst einmal die Insolvenz bewältigen», sagt Koch. Es tue ihm extrem leid, dass die Gläubiger, die das Unternehmen stets unterstützten, nun leer ausgehen. «Wir haben alles versucht – aber es hat nicht gereicht», sagt Koch abschliessend.

veröffentlicht: 9. Januar 2024 15:12
aktualisiert: 9. Januar 2024 20:18
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