Doppelt so viele Einbrüche: Rheintal und Chur sind besonders betroffen

Mit einer Präventionskampagne will die Kantonspolizei Graubünden Einbrüche in Zukunft verhindern.
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Vor allem im Kanton Graubünden hat die Zahl an Einbrüchen im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen. Und auch in anderen Ostschweizer Kantonen wurden zahlreiche Täter registriert. Die Kantonspolizeien im FM1-Land begeben sich wortwörtlich auf Spurensuche.

«Es wird dort eingebrochen, wo die meisten Menschen sind», vereinfacht der Mediensprecher der Kantonspolizei Graubünden, René Schuhmacher, gegenüber FM1Today.

Heisst in der Region seines Arbeitgebers: Einbrecher bevorzugen etwa das Bündner Rheintal oder das Gebiet rund um die Hauptstadt Chur. Es gebe aber zusätzlich auch kleinere Hotspots im Engadin und Davos.

Verdoppelung innert zwei Jahren

Die allgemeine Häufung dieser Fälle bestätigt auch ein Blick in die Kriminalstatistik: Schon vom Jahr 2021 auf 2022 haben Einbrüche laut der Kantonspolizei Graubünden um 59 Prozent zugenommen. Und vergleicht man das erste halbe Jahr 2022 mit dem ersten halben Jahr 2023, sind sie nochmals um 51 Prozent angestiegen. Das ergibt in etwa eine Verdopplung der Einbruch-Fälle innerhalb von zwei Jahren.

Im Herbst seien die Zahlen meistens höher als in den anderen Jahreszeiten, da die sogenannten Dämmerungseinbrüche dann stattfinden. «Allerdings wird zu jeder Tageszeit, an jedem Wochentag und in jeder Jahreszeit eingebrochen», so René Schuhmacher.

Tatenlos zusehen kommt für die Kantonspolizei Graubünden gemäss Schuhmacher aber nicht in Frage: «Wir arbeiten stark in der Prävention gegen Einbruch und haben eine Kampagne mit dem Namen ‹Hesch gschlossa› lanciert. Zusammen mit der Stadtpolizei Chur wollen wir die Leute mit Standaktionen auf Einbruch in Haus, Wohnung und Fahrzeug, aber auch auf Einschleichediebstähle sensibilisieren.»

«Einschleichdiebe drücken Türfalle runter»

Die Kantonspolizei des Kantons Thurgau betont die Unterscheidung zwischen Einbruchdiebstahl und Einschleichdiebstahl. «Von einem Einbruchdiebstahl spricht man, wenn sich die Täter gewaltsam Zugang verschaffen müssen. Bei einem Einschleichdiebstahl muss kein Schaden angerichtet werden, weil die Tür eines Hauses beispielsweise offen steht», so Michael Roth, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau.

Während die Zahlen beim klassischen Einbruchdiebstahl in Häuser und Wohnungen im Vergleich zum letzten Jahr stabil sind, zeichnet sich bei den Einschleichdiebstählen eine Zunahme der Fälle ab.

So wie Einbruch also nicht gleich Einbruch ist, ist auch Einbrecherin nicht gleich Einbrecher. Michael Roth: «Während viele mit einem Hebelwerkzeug Türen oder Fenster aufbrechen, sind andere filigraner unterwegs und bohren Löcher in Fensterrahmen, um diese so zu öffnen. Einschleichdiebe versuchen in der Regel die Türfalle runterzudrücken und so ins Haus zu gelangen.»

«Orte mit guter Verkehrsanbindung sind prädestiniert»

Eine Zunahme an Einbrüchen kann die Kantonspolizei St.Gallen indes nicht bestätigen. Die ersten Monate des aktuellen Jahres sind statistisch gesehen in etwa gleich ausgefallen wie die ersten Monate des letzten Jahres.

Für die Kantonspolizei St.Gallen ist aber trotzdem klar: «Orte, die gute Verkehrsanbindungen haben, sind für Einbrecherinnen und Einbrecher attraktiv. Also etwa Häuser, die direkt an der Strasse liegen», meint Mediensprecher Florian Schneider. «So können die Täter oder Täterinnen bei Problemen schnell reagieren und sich vom Tatort entfernen.» Keine Rolle bei der Auswahl des Einbruch-Gebäudes soll gemäss der Kantonspolizei der Standard des Hauses oder der Wohnung spielen.

Besonders während Ferienabwesenheiten oder in Zeiten, in denen es früh oder noch lange dunkel ist, schlagen die Einbrecher zu: «Wir haben es einerseits mit Beschaffungskriminellen –meist Einzelpersonen, Suchtpatienten oder Personen in finanziellen Schwierigkeiten –, andererseits aber auch mit organisierten Gruppierungen aus dem Ausland zu tun.»

Schneider liefert aber auch gleich einen Geheimtipp mit, wie man sich effizient vor Einbrüchen schützen kann: «Es gibt heutzutage auch Fake-TV-Geräte, die einen laufenden Fernseher simulieren. Es geht aber auch ganz ohne Strom: Das Pflegen einer guten Nachbarschaft ist schon sehr wertvoll oder ein Hundenapf und eine grosse Hundekette auf der Terrasse können für die Täter schon abschreckend wirken.»

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Konstante Zahlen in den beiden Appenzell

«Bei den doch sehr kleinen Zahlen in diversen Deliktskategorien in Appenzell Innerrhoden ist es sehr schwierig, Tendenzen abzuleiten. So ist es auch bei den Einbruchdiebstählen», erklärt währenddessen Roland Koster, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Innerrhoden. Und trotzdem: «Wir stellen fest, dass der Slogan ‹Gelegenheit macht Diebe› heute immer noch zutrifft.»

Und ähnlich drückt sich Anton Sonderegger, Mediensprecher der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden, aus: «Die Anzahl der Einbruch- und Einschleichediebstähle in Objekte bewegen sich in diesem Jahr etwa auf dem gleichen Niveau wie in den vergangenen Jahren.»

veröffentlicht: 21. August 2023 05:57
aktualisiert: 21. August 2023 09:58
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