«Aus dem linken Ohr spritzte Blut» – Regierungspräsident Fredy Fässler erzählt erstmals von Unfall

Fredy Fässler steht dem Sicherheits- und Justizdepartement des Kantons St.Gallen vor und ist seit 2012 Mitglied der St.Galler Regierung. Im April 2022 wurde er zum Präsidenten ernannt.
© Keystone
Letzten Herbst stürzte der St.Galler Regierungspräsident Fredy Fässler in seinem Zuhause und zog sich einen Schädelbruch zu. Die Öffentlichkeit wusste lange nicht, was genau geschehen war. Jetzt bricht der SP-Politiker in einem Interview sein Schweigen und berichtet von einer Zeit voller Ungewissheit.

Ein Sturz riss den St.Galler Regierungspräsidenten Fredy Fässler (64) am 6. Oktober 2022 jäh aus seinem Alltag. Es folgte ein Spital- und Reha-Aufenthalt über mehrere Wochen. Lange war unklar, ob er sein Amt jemals wieder aufnehmen könnte. Doch er kämpfte sich zurück und leitet seit Anfang Mai wieder die Regierungssitzungen. In einem Interview mit «Blick.ch» spricht der SP-Politiker erstmals über seinen Unfall.

«Es sah sehr bedrohlich aus»

«Ich habe mich am Nachmittag eine halbe Stunde hingelegt. Ab dem Moment, in dem ich aus dem Bett aufstand, habe ich keine Erinnerung mehr.» Fässler stürzte und zog sich einen Schädelbruch zu. Seine Frau, die glücklicherweise im Nebenzimmer war, hörte den Knall und konnte sofort handeln. «Ich röchelte, aus dem linken Ohr spritzte Blut. Es sah sehr bedrohlich aus», sagt er im Interview. Im Spital konnten die Ärzte nicht sagen, ob er überhaupt überleben würde. Doch sein Zustand verbesserte sich schnell.

Er sei nach dem Sturz zwar rasch wieder bei Bewusstsein gewesen, doch an das Kippen und die Fahrt ins Spital habe er keinerlei Erinnerungen. «Erst in der Reha in Walzenhausen, also etwa fünf Wochen später, setzt die Erinnerung wieder ein», so der 64-Jährige.

Die Ärzte vermuteten einen Ohnmachtsanfall als Ursache für seinen Sturz. Einen Grund dafür haben sie bis heute nicht gefunden. Aktuell stehe auch eine relativ seltene Erbkrankheit im Raum. Die Tests würden noch laufen.

«Muss ja nicht an jede Hundsverlochete»

Heute geht es Fässler wieder gut. Einzig auf dem linken Ohr habe er noch eine Hörstörung. Zurück im Büro, lässt es der Regierungspräsident ruhiger angehen. Die Neurologin habe ihm die dringende Empfehlung gegeben, nicht zu steil einzusteigen. Daran wolle er sich halten. «Ich muss ja nicht an jede Hundsverlochete.»

Sehr gefreut und auch beim Heilungsprozess geholfen, hätte ihm die Anteilnahme der Menschen: «Schon in der Zeit, in der ich weg war, hatte ich viel Post, Blumen und andere Aufmerksamkeiten bekommen – nicht nur von den Mitarbeitenden, sondern auch von Leuten von überall aus der Schweiz, die ich gar nicht persönlich kenne.»

Kürzlich gab Fässler bekannt, nächsten Frühling nicht mehr bei den Wahlen antreten zu wollen. Bei diesem Entscheid habe auch der Unfall eine Rolle gespielt.

Wie es nach seiner Pension weitergeht, weiss der 64-Jährige noch nicht. Der ehemalige Anwalt habe bereits Angebote von Kanzleien erhalten. «Aber vielleicht gehe ich auch mit meiner Frau reisen oder mehr Velofahren. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen: Vor Mai 2024 sage ich nirgends zu.»

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(mle)

veröffentlicht: 20. Mai 2023 09:58
aktualisiert: 20. Mai 2023 10:29
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