Geld vor Gericht und andere Minenfelder

Am Theaterfestival Auawirleben in Bern wird es in der zweiten Maihälfte zum Teil recht physisch. Beispielsweise in der Produktion «For the Time Being» - laut Veranstaltern Physical Theatre ohne Publikumsabgrenzung. (zVg)
© Pressebild
Geld steht unter Anklage, feindliche Soldaten erzählen aus einem echten Krieg, ein Sohn monologisiert am Totenbett des Vaters, eine Frau referiert über unwillkommene schlüpfrige Emails: Das Theaterfestival Auawirleben in Bern stellt im Mai Minenfelder auf die Bühne.

Von einem ganz anderen Minenfeld, das sie ungewollt betreten hat, erzählt Ursula Martinez aus London in ihrer Stand-Up-Comedy «My Stories, Your Emails». Sie hatte eine Zaubershow mit dem Titel «Hanky Panky» kreiert, in der sie - was von tieferer Bedeutung war - am Schluss nackt auf der Bühne stand und sich ein Taschentuch aus der Vagina zog. Nachdem ein Video davon auf Youtube gelandet war, erhielt sie höchst unwillkommene Emails von Männern.

Männer stehen auch im Mittelpunkt des eher konventionellen Stücks «Vater» von Dietrich Brüggemann in einer Inszenierung für das Deutsche Theater Berlin: Am Sterbebett des Erzeugers denkt ein Mann über sich und den stets abwesenden und dennoch dominanten Vater nach.

Eher abstrakt die Klage in «Trials of Money»: Der Genfer Christophe Meierhans stellt das Geld vor Gericht. Anklägerin ist die menschliche Zivilisation, das Publikum fungiert als Geschworenenkammer.

«The only way is UP» der Belgier Boris Van Severen und Jonas Vermeulen ist eine Art Elektro-Oper, in der vier befreundete Leute die Wendungen reflektieren, welche ihr Leben über die Jahre genommen hat. Noch dominanter ist die Musik in «Deep Etude» der Schwedin Alma Söderberg. Musik und Körper seien in dieser Performance derart verschmolzen, dass keines ohne das andere denkbar sei, verspricht das Festivalprogramm.

Ebenfalls ohne Sprache kommt «For the Time Being» von Schweigmann & Slagwerk Den Haag aus, ein spielerisches Stück über Menschenmengen, «Physical Theatre ohne Publikumsabgrenzung». Miteinbezogen werden die Zuschauer auch in Kate McIntoshs «In Many Hands»: Alltägliche Gegenstände und Materialien werden sensorisch erforscht.

Neben den insgesamt 12 regulären Produktionen bietet das Festivalzentrum im PROGR neben Speis und Trank kleinere musikalische und/oder theatralische Programme - für Festival-Ungeübte ideal, um Schwellenängste abzubauen. Spätabends gibt es zudem Stammtische, an denen man sich mit den auftretenden Künstlern unterhalten kann.

Ganzes Programm: auawirleben.ch

veröffentlicht: 28. März 2018 18:00
aktualisiert: 28. März 2018 18:20
studio@radiofm1.ch