Ein Hoch auf den Bastelbogen

Schere, Leim, Zahnstocher - mehr brauchten wir nicht um glücklich zu sein. Damals, als wir die regnerischen Mittwochnachmittage damit verbrachten, die Kyburg, die Spanisch-Brötli-Bahn oder die Swissair zusammenzukleben.

«Usschnittbogä», «Modellbogä», «Bastelbogä», egal wie wir sie nannten, wir meinten alle dasselbe: Die flachen Kartonbögen, die sich mit unseren Händen in dreidimensionale Staubfänger verwandelten. Nicht ohne dabei die Gesamtzahl unserer Nerven zu rauben: Die Schere schnitt nicht gerade (gerade Linien schenkte der Cutter, welcher allerdings auch oft die Fingerli oder Mamis Lieblingstisch zerschnitt), der Leim blieb nicht auf den Klebelaschen (der Zahnstocher wurde unser bester Freund) und die Teile hielten nicht zusammen (Mutters Wäscheklammern waren die Erlösung und erfüllten endlich mal einen sinnvollen Zweck).

Die «Rhätische Bahn» war nicht nur in Graubünden beliebt. (Bild: zVg)

Das schlimmste was passieren konnte: Man schnitt mit dem Cutter ausversehen die Klebelaschen weg. Horror. Besonders schlaue Bastler waren deswegen aber nicht verzweifelt sondern montierten mit Klebestreifen eigene Laschen aus dem Abfallkarton. Sieht man ja nachher sowieso nicht mehr wenn's schön geklebt ist. Das mit dem «schön kleben» war auch so eine Sache. Unter den Geschwistern fand oftmals ein Wettkampf statt, wer seinen Modellbogen am schönsten zusammenkleben konnte.

Das «Schloss Chillon» war nichts für Anfänger. Die runden Dächer und schmalen Mauern sorgten auch mal für einen Wutausbruch. (Bild: zVg)

Seit bald 100 Jahren verteilt der «Pädagogische Verlag der Lehrerinnen und Lehrer Zürich» ihre Modellbögen an die Schulen. Jeden Herbst werden die Kisten in alle Kantone der Schweiz verteilt. Dort gibt's das grosse Anstehen und Bestellen der schönsten Modellbögen für weniger als einen Fünfliber. Der Preis von drei Franken pro Bogen soll sich in Zukunft auch nicht ändern. Genauso wie die Modelle. Auch wenn ab und zu ein paar neue dazukommen, halten sich die Klassiker seit Jahrzehnten im Sortiment - und auf unseren Schränken, Regalen und Kommoden, halt irgendwo, wo es noch Platz hat.

Es ging auch etwas einfacher und trotzdem schön. Mit dem «Appenzellerhaus» zum Beispiel. (Bild: zVg)

Hat dich das Bastelfieber wieder gepackt? Hier kannst du alle Modelle bestellen.

Sarah Lippuner
veröffentlicht: 15. Januar 2018 09:41
aktualisiert: 6. September 2019 10:40
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