«Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen»: Dokumentarfilm zeigt Wirtschaftselite

Der Schweizer Dokumentarfilm «The Driven Ones» porträtiert diejenigen, die ganz nach oben wollen. Fünf junge Business-Menschen, die alle an der HSG studiert haben. Während sieben Jahren wurden sie von Regisseur Piet Baumgartner begleitet. Der Film kommt bald auch in die Ostschweizer Kinos.

«Man kann nicht erwarten, dass ein paar Menschen in ihren 20ern, 30ern die Welt retten», sagt die junge Feifei im Dokumentarfilm «The Driven Ones». Sie und ihre vier weiteren Mitstudierenden Sara, Tobias, David und Frederic wurden vom Schweizer Regisseur Piet Baumgartner filmisch begleitet.

Es ist ein Film über Entscheidungen zwischen Work-Life-Balance oder Karriere, kurzfristigem Erfolg oder nachhaltigen Entscheidungen, öffentlichem oder privatem Sektor und vor allem auch über das (Nicht-)Tragen von Verantwortung in der Wirtschaft und ihren Akteuren in unserer Gesellschaft.

Die Wirtschaftselite von morgen

Im neuesten Dokumentarfilm von Piet Baumgartner werden fünf HSG-Absolventinnen und -Absolventen über sieben Jahre hinweg begleitet. Zu Beginn des Films stehen die fünf jungen Menschen alle mitten im Studium an der St.Galler Kaderschmiede am Rosenberg. Sie alle absolvieren, gemäss dem Financial-Times-Ranking, den besten Masterstudiengang für internationales Management der Welt: Strategy und International Management. Tobias wird an der Diplomfeier sogar mit dem Lateinamerika-Preis ausgezeichnet.

Danach folgt der Film den jungen Businessleuten beim Einstieg ins Berufsleben. Drei werden von bekannten Beratungsfirmen eingestellt, zwei weitere gründen eigene Unternehmen. Oder versuchen es zumindest. Klar ist, sie alle starten nicht von ganz unten. Fast alle stammen aus einer wohlhabenden Familie. So war es Saras Vater, der «einiges an Geld» in das gescheiterte Start-up der Tochter investierte. «Ich bin mir nicht sicher, ob meine Eltern das nochmals finanzieren würden. Meine bisherige Erfolgsquote ist nicht so hoch», sagt sie im Film und lacht dabei.

Gearbeitet wird bis spät in die Nacht. Teils bis zu 80 Stunden in der Woche. «Es ist das Gegenmodell zu dem, was der Gen Z vorgeworfen wird», sagt der Regisseur Piet Baumgartner. Seiner Meinung nach ist es jedoch eine Illusion, zu denken, dass es solche Beratungsfirmen in 50 Jahren nicht mehr geben wird. «Es wird immer Menschen geben, die bereit sind, ihr ganzes Leben dem Beruf unterzuordnen.»

Die Frage nach der Verantwortung

«Wer erzieht den Konsumenten?», fragt Frederic im Film bei einem gemeinsamen Abendessen mit den ehemaligen Mitstudierenden. Die Protagonistinnen und Protagonisten sind sich einig: «Öffentliches Bildungswesen und Politik.» Weder die Lösungsansätze noch die Fehler scheinen in den eigenen Reihen gesucht zu werden. Ein Fehler des Systems, so Baumgartner. «Ich finde es erschreckend, wie wenig im Wirtschaftssystem über gesellschaftliche Verantwortung nachgedacht wird», sagt er.

Der Dokumentarfilm gibt einen Einblick in eine Welt, die den meisten von uns fremd sein dürfte. Aber es sei eine Welt, die «sehr mächtig» ist und darum verstanden werden müsse. Das sei unter anderem auch die Motivation für den Film gewesen, meint Baumgartner.

Kritik an der St.Galler Kaderschmiede

«Die Universität St.Gallen steht am Anfang des Systems. Sie entscheidet, wie die nächste Generation von Managerinnen und Managern wird», sagt der 39-Jährige. Oft sei es jedoch so, dass die Studentinnen und Studenten unter enormen Druck stehen. «Es geht nicht um langfristiges Denken. Nur um kurzfristige Gewinnmaxime.»

Von einer öffentlichen Institution würde Baumgartner erwarten, dass sie sich den Fragen der gesellschaftlichen Verantwortung stellt. «Wer Macht hat, sollte mit gutem Beispiel vorangehen», sagt er. Das hat er in den sieben Jahren, in denen er die HSG-Absolventinnen und -Absolventen begleitet hat, von der renommierten Wirtschaftsschule zu wenig gespürt.

Im Film wollte Baumgartner nicht nur Gut und Böse zeigen. «Es ist ein Problem des Systems, nicht der Protagonistinnen und Protagonisten», sagt Baumgartner. Sieben Jahre lang hat er die Wirtschaftselite von morgen begleitet. Auf die Frage, wie zuversichtlich er auf morgen schaut, sagt er: «Es wird eine grosse gesellschaftliche Herausforderung.»

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Céline Stieger
veröffentlicht: 31. Oktober 2023 11:26
aktualisiert: 31. Oktober 2023 11:26
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