Streikkollektive und Polizeien sind zufrieden: «Es war friedlich»

Auch wenn die Plakate «hässig» waren: Die Stimmung an den Streiks im FM1-Land war positiv.
© St.Galler Tagblatt/Marius Eckert
Am Mittwoch gingen in der Schweiz zehntausende Menschen auf die Strasse, um für die Rechte der Frau zu demonstrieren. Doch wie waren die Kundegebungen aus Sicht der Streikkollektive? Wir haben bei ihnen nachgefragt.

Am Mittwoch war violett wieder Trumpf auf den Schweizer Strassen. Grund dafür war der feministische Streiktag, der schweizweit tausende Menschen auf die Strassen lockte, um für die Rechte der Frau und mehr Gleichberechtigung zu demonstrieren.

Auch im FM1-Land wurde fleissig protestiert. So zum Beispiel in Chur, St.Gallen und in Frauenfeld. Die Bilder, die durch die Sozialen Medien schwirren, zeigen fröhliche Demonstrierende und «hässige» Schilder. Doch wie nahmen die feministischen Streikkollektive den Streiktag wahr?

Positive Energie in St.Gallen

«In St.Gallen war der Streiktag von 10.46 Uhr an bis zum Schluss ein voller Erfolg», schwärmt Cassandra Fitzgerald vom Feministischen Streikkollektiv St.Gallen. Nur schon an der Demonstration am Abend seien 2000 Personen mitgelaufen. Doch für Fitzgerald gab es weitere Highlights über den ganzen Tag verteilt. «Vor allem, dass wir unsere Forderungen immer wieder laut vorbringen und erklären konnten, das hat positive Energie gegeben», sagt Fitzgerald.

Unter anderem wurde auf die Renten- und Lohnungleichheit, Gewalt und sexualisierte Gewalt aufmerksam gemacht. Auch Gesundheitsthemen wie der Schwangerschaftsabbruch, der in der Schweiz noch im Strafgesetz geregelt ist und damit immer noch kriminalisiert ist, wurden thematisiert und angeprangert.

Ein weiteres Highlight, welches Fitzgerald hervorhob, war die «Landsgemeinde», die am Nachmittag abgehalten wurde. Über 200 Personen aus unterschiedlichen Alters- und Klassenschichten sowie Geschlechtern und Ländern hätten daran teilgenommen und über die Forderungen abgestimmt. «Dabei haben wir gesehen, dass wir alle bei feministischen Forderungen die gleiche Meinung haben», sagt Fitzgerald bestimmt. Ebenfalls seien die Reden essentiell gewesen. Darin erzählten die sieben Rednerinnen und Redner dem Publikum von ihrer Realität und ihren Forderungen. «Ihr Erlebtes stimmte die Streikenden nachdenklich und liess uns betroffen fühlen», sagt Fitzgerald.

Für sie ist daher auch klar, dass nach dem Streik vor dem Streik ist. Für sie wäre es wichtig, dass es jährlich zum Streik kommt: «Wir müssen so lange auf die Strasse, bis alle Forderungen auch umgesetzt sind.»

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Speeddating und Theater in Chur

Auch in Chur zogen die Menschen durch die Strassen für die Frauenrechte. Wie ihre St.Galler Kollegin zieht auch Barbara Rimml vom Feministischen Kollektiv Graubünden eine positive Bilanz. «Wir hatten eine sehr gute Stimmung», erklärt Rimml gegenüber FM1Today. Auch in Chur gab es mehrere Aktionen über den Tag verteilt, so zum Beispiel ein feministisches Speeddating oder auch der Auszug aus einem Theaterstück, das die Geschlechterrollen satirisch darstellt. «Und natürlich hatten wir am Abend eine kraftvolle, tolle und laute Demo und berührende Reden», fährt Rimml fort.

Auch sie spricht von einer friedlichen Stimmung ohne Zwischenfälle. «Wir haben auch sehr viel positives Feedback erhalten», sagt Rimml weiter. Jemand habe ihr gar gesagt, es sei der beste feministische Streik gewesen, an dem sie je war. Auf die Frage, ob sie zufrieden sei, antwortet Rimml mit einem bestimmten Ja.

Bezüglich der Forderungen zeigt sich auch Rimml zufrieden. Diese hätten am Mittwoch gut platziert werden können. Was für sie aber noch wichtiger war: «Wir konnten vor allem im Vorfeld auf unsere Forderungen nach Respekt, mehr Zeit, mehr Lohn und Rente aufmerksam machen.»

Ebenfalls demonstriert wurde in der Thurgauer Hauptstadt Frauenfeld. Eine Anfrage an das Feministische Streikkollektiv Thurgau blieb allerdings unbeantwortet.

Polizei spricht von friedlicher Atmosphäre

Doch nicht nur die Kollektive sind mit dem Streik zufrieden, auch die Polizeien zeichnen ein positives Bild. So heisst es bei der Stadtpolizei St.Gallen auf Anfrage, dass die Bilanz durchwegs positiv sei. «Der ganze Tag und auch die Demonstration am Abend mit über 2000 Teilnehmenden waren ruhig und friedlich», sagt Dionys Widmer, Mediensprecher der Stadtpolizei St.Gallen. Die Polizei musste lediglich beim Demozug eingreifen, um den Verkehr zu regeln.

Auch die Stadtpolizei Chur und die Kantonspolizei Thurgau betonen gegenüber FM1Today, dass die jeweiligen Demonstrationen und Kundgebungen ruhig und friedlich verliefen. In Chur waren gut 500 Personen auf der Strasse, in Frauenfeld waren es rund 200.

veröffentlicht: 15. Juni 2023 16:36
aktualisiert: 15. Juni 2023 16:36
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