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Festung Furggels: So sieht die grösste private Festung der Schweiz aus

Sie sollte uns vor den Nazis schützen: Das ist die grösste private Festung der Schweiz

Quelle: FM1Today

Von aussen ist es nur ein kleiner Schuppen, aber hinter den Holztüren verstecken sich 192 Räume. Über acht Kilometer lang sind alleine die Gänge, die sich tief in den Berg graben. Jetzt soll aus dem alten Bunker ein Datenschutz-Bollwerk werden.

Eine enge Strasse schlängelt sich oberhalb von Pfäfers den Hügel empor. Fast in St.Margrethenberg angekommen, steht am rechten Strassenrand ein kleines Holzhaus. Es ist unscheinbar und fällt nur dank eines grossen Plakats auf: Festung Furggels. «Hier kann man locker mit einem Lastwagen reinfahren», sagt Erich Breitenmoser, Besitzer der Festung, später im breitem Rheintaler Dialekt. Tatsächlich sind die Ausmasse gigantisch. Das Häuschen ist nur eine Tarnung, ein Eingang in ein schier endloses Labyrinth aus Gängen und Fels.

Wieso kauft man sich eine Festung?

Bis vor 23 Jahren war es einer der geheimsten Orte der Schweizer Armee. Erst 1998 wurde die Festung aufgegeben und an eine Privatperson verkauft. Vor rund drei Jahren stand sie dann erneut zum Verkauf. «Da habe ich zuerst etwas gezögert, aber mich dann für den Kauf entscheiden.» Den Kaufpreis will Breitenmoser nicht nennen, er schmunzelt aber leicht und sagt: «Lieber habe ich eine solche Festung als ein Ferienhaus in St.Moritz.» Ein kostspieliges Hobby ist es aber allemal, alleine die Stromkosten belaufen sich auf über 2000 Franken im Monat.

Der Kauf sei eine Herzensangelegenheit gewesen, denn der 60-Jährige ist ein Fan der Armee und empfindet Furggels als einen Teil der Schweizer Geschichte: «Dieses historische Bauwerk muss gepflegt werden, ausserdem bietet es mir und meiner Familie Sicherheit.» Mit diesem Halbsatz spielt er auf seine Vorliebe für die amerikanische Prepper-Szene an. Also Leute, die sich auf Apokalypsen vorbereiten, Essen horten und Bunker kaufen. Breitenmoser hat über 20 Jahre in den Staaten gewohnt und weiss: «Krisen und Kriege hat es immer gegeben, da bin ich gerne vorbereitet.»

Festung soll vor Hacker schützen

Dass die Kriege der Neuzeit auch digital stattfinden können, ist dem gelernten Chiropraktiker klar. Es hat ihn sogar auf die neuste Geschäftsidee gebracht: In der Festung soll Platz sein für die Datensicherung von Privatpersonen und KMU. «Für die Server herrschen hier die perfekten Bedingungen, es ist schön kalt, atomsicher und mit einem Handgriff hast du all deine Daten in der Hand. Versuche mal deine Daten aufzutreiben, wenn ein Cloud-System abstürzt», so Breitenmoser. Auch für Forschung, Cryptomining (Produktion von Cryptowährungen wie Bitcoin), Landwirtschaft oder Lagerungen von Waren soll die Festung geeignet sein.

Erste Mieter sind bereits eingezogen, zum Beispiel forscht die ETH an den Schwingungen im Gestein und auch einige Lagerräume sind vermietet. Ein Grossteil der 195 Räume wartet aber nach der Sanierung noch auf ihre neuen Aufgaben. Es brauche noch etwas Zeit, aber die Vision in Breitenmosers Kopf ist klar: «Hier unten soll es leben wie in einem Dorf.»

Internationales Interesse

Die grossen Pläne des 60-Jährigen stossen auf Interesse. Besuchende der ganzen Welt kommen für Führungen in die Ostschweiz. «Galileo, National Geographic und weitere haben uns besucht. So haben uns Menschen aus Deutschland, England und den USA entdeckt», so der Widnauer. Wöchentlich führt Breitenmoser zwei bis drei Gruppen durch den Bunker. Durch die langen Gänge kommen einige Kilometer zusammen, doch Breitenmoser weiss sich zu helfen: «Wenn ich alleine unterwegs bin, fahre ich mit dem Töff durch die Gänge. Das ist schneller und macht mehr Spass.»

veröffentlicht: 19. Dezember 2021 14:43
aktualisiert: 19. Dezember 2021 14:43
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