Ostschweiz
St. Gallen

«Politik ist manchmal etwas kompliziert» – so geht die Ostschweiz wählen

«Politik ist manchmal etwas kompliziert» – so geht die Ostschweiz wählen

Quelle: FM1Today

Wenige Tage vor den eidgenössischen Wahlen sind bei den Gemeinden und Städten erst wenige ausgefüllte Wahlunterlagen eingegangen. Während die Umfrage auf der Strasse zeigt, dass viele noch wählen gehen wollen, glaubt der Experte an eine tiefe Wahlbeteiligung.

Bei den letzten eidgenössischen Wahlen lag die Wahlbeteiligung bereits bei tiefen 40 Prozent. Ob es kommenden Sonntag ähnlich herauskommt und woran das liegt, schätzt Politexperte Reto Antenen ein.

Reto Antenen, was glauben Sie, wie wird die Wahlbeteiligung kommenden Sonntag sein?

Ich gehe davon aus, dass es knapp weniger Personen gibt, die wählen gehen wie letztes Mal 2019. Davon gehen die meisten Prognosen aus.

Woran liegt das?

Zumindest im Kanton St.Gallen dürfte das an den vielen Listen liegen. Ich haben mit vielen Leuten gesprochen, die sagen, dass wenn sie so dicke Abstimmungscouverts erhalten, dann gehen sie nicht mehr an die Urne. Das dürfte viele abhalten.

Ist das Wählen gehen denn zu kompliziert?

Für die, die sich nicht täglich mit der Politik auseinandersetzen, ist es tatsächlich zu kompliziert. Wenn Parteien mit sieben bis neun Listen antreten in der Hoffnung, noch einige zu mobilisieren, dann stossen sie dafür andere ab. Bei Abstimmungen, wo die Parteien mit griffigen Themen mobilisieren können, sieht es etwas anders aus. Dort muss man aber auch nur ein Ja oder Nein ankreuzen. Bei einer Wahl muss man sich schon tiefer mit der Materie beschäftigen.

Schiesst sich die Politik da mit den vielen Listen etwas ins eigene Bein?

Also die Mitte etwa hat vor vier Jahren mit so vielen Listen zugelegt und probiert es nun nochmals aus und alle anderen machen es auch so – ausser die SVP. Im Kanton St.Gallen zumindest tritt die mit nur einer Liste an. Was das ausmacht, kann man erst nach den Wahlen analysieren.

Die Lust wählen und abstimmen zu gehen, hat allgemein die vergangenen Jahren abgenommen, woran liegt das?

Früher gab es noch die Wahlpflicht. Es ist aber gut, dass diese nicht mehr besteht. Allgemein denke ich, herrscht bei vielen eine gewissen Politikverdrossenheit. Andere wiederum denken sich, ach die machen das schon recht, was soll ich da noch bewirken.

Was denken Sie, wo werden die Stimmen kommenden Sonntag am meisten fehlen?

Ich glaube, davon werden alle Parteien gleich betroffen sein.

In der Pandemie waren ja viele Leute unzufrieden mit der Politik. Spielt das bei den kommenden Wahlen auch eine Rolle? Eigentlich sollte man ja dann umso mehr an die Urne gehen, es sind ja auch neue Bewegungen, wie etwa Aufrecht Schweiz aus der Pandemie entstanden, die zum ersten Mal antreten.

Gut man wird sehen, wie viele Stimmen diese Protestparteien machen. Ich gehe aber davon aus, dass diese nur marginal Stimmen machen und keine Sitze erhalten.

Wie kann man den wieder mehr Leute an die Urne bewegen?

Die Listenflut muss aufhören. Dazu müsste man aber die Verordnungen wieder ändern. Für den Normalbürger wäre es einfacher, wenn er einfach aus einigen wenigen Listen auswählen könnte.

Wie die Leute auf der Strasse wählen gehen, siehst du oben im Video.

veröffentlicht: 16. Oktober 2023 18:31
aktualisiert: 16. Oktober 2023 18:31
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