Offener Gästesektor: Das sagen FCSG und Fanvertreter

Quelle: TVO

Die Super-League-Partie zwischen St.Gallen und Luzern gibt auch noch am Tag danach zu reden. Dies vor allem wegen der Geschehnisse abseits des Rasens. Nun äussert sich der FCSG erstmals dazu – und auch die Fanverantwortlichen.

Am Ostermontag pilgerten rund 800 Luzerner Fans nach St.Gallen, um ihre Mannschaft im Kybunpark zu unterstützen. Dies taten sie aus dem Gästesektor. Der Haken: Dieser wäre eigentlich auf Geheiss der Behörden gesperrt gewesen. Grund dafür waren die Ausschreitungen in Luzern von vergangenem Mai.

Dennoch haben sich die Stadtpolizei St.Gallen und der FC St.Gallen dazu entschlossen, den Sektor zu öffnen. Die Stadtpolizei begründete dies am Montagabend mit Sicherheitsüberlegungen. Durch die Öffnung konnten die Fanlager getrennt werden.

Die Stadtpolizei hat am Dienstag nochmals Stellung bezogen:

Quelle: TVO

FCSG begründet Entscheid mit Sicherheit – und übt Kritik

Am Dienstagabend nimmt auch der FCSG erstmals schriftlich Stellung. In einem Statement hält der Club fest, dass der Beschluss, den Gästesektor zu öffnen, kurz vor Spielbeginn in Absprache mit der Stadtpolizei gefällt wurde. Weiter heisst es, man stehe zu dieser Entscheidung, da die Sicherheit aller Matchbesuchenden für den FCSG immer oberste Priorität habe. Zudem betont der Club, dass es grundsätzlich nie ein Verbot für Gästefans gegeben habe. Es wurden durch die Faninformation der Stadtpolizei St.Gallen lediglich Erwartungen an die anreisenden Luzerner Fans gestellt, welche allerdings nicht eingehalten wurden. Dadurch wurde die Öffnung des Gästesektors für den FCSG unumgänglich.

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Der FC St.Gallen hält sich auch nicht mit Kritik zurück. Die Vorfälle vom Montag hätten ein weiteres Mal gezeigt, dass die Sektorschliessungen, speziell in Stadien mit einer hohen Auslastung, keine wirkungsvollen Massnahmen zur Förderung der Sicherheit aller Fans im Stadion darstellen. Als Argumente nennt er die unklaren Reisewege, die ungewisse Anzahl an Gästefans sowie das nicht vorhersehbare Fanverhalten. Dadurch würde die Fantrennung inner- und ausserhalb des Stadions erschwert.

Fanvertreter sprechen von «Willkür»

Mit der Kritik an den Massnahmen des Kaskadenmodells steht der FCSG nicht alleine da. Auch die jeweiligen Fanvertreter stossen ins gleiche Horn. So teilt die Fanarbeit Luzern gegenüber TVO schriftlich mit, dass die «repressiven Massnahmen als unverhältnismässig, rechtlich heikel und willkürlich betrachtet werden». Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass das Kaskadenmodell weder zielführend sei noch zur Beruhigung der Situation an Spieltagen beitrage. Das Gegenteil sei der Fall.

Auch der Espenblock nimmt auf seiner Webseite schriftlich Stellung – und auch er lässt kein gutes Haar am Model. Es werde eine «realitätsfremde Hardliner-Politik durchgezogen» und dadurch die «Eskalationsspirale vorangetrieben».

Auch Politiker hält wenig von Kaskadenmodel

Und wer jetzt glaubt, die Kritik komme nur von den Direktbetroffenen, der irrt. So hält auch der St.Galler SVP-Nationalrat Mike Egger nicht viel vom Kaskadenmodel. Gegenüber TVO sagt er: «Das Regelwerk der KKJPD ist nicht zielführend. Es muss überarbeitet werden.» Egger sieht Kollektivstrafen nicht als die Optimallösung: «Es wäre wichtiger, die einzelnen Aggressoren herauszuziehen und diese hart zu bestrafen.»

veröffentlicht: 2. April 2024 19:56
aktualisiert: 2. April 2024 19:56
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