Nach K-Tipp-Test: Alpen Dedi streitet ab, Kebab Club will über die Bücher

Quelle: FM1Today / Christoph Thurnherr / Philomena Koch

Viel zu viele Keime: Zwei St.Galler Kebabs fallen beim Test des K-Tipps durch. Ihre Reaktionen könnten nicht unterschiedlicher ausfallen. Alpen Dedi bezweifelt die Richtigkeit der Auswertung, The Kebab Club verspricht Änderungen. Auch der Kanton äussert sich.

Der Kebab-Test des K-Tipps sorgt in St.Gallen für Unruhe. Die beiden getesteten Läden aus der Gallusstadt sind am unteren Ende des Rankings. Die Proben des Magazins attestieren beiden einen Keimwert von über 30 Millionen – das Dreifache des zulässigen Grenzwerts.

Alpen Dedi soll auch den Grenzwert von E. Coli (Fäkalkeimen) um mehr als das Siebenfache übersteigen. Unvorstellbar für Yücel Ciman, Inhaber des beliebten Imbisses am St.Galler Marktplatz: «Das kann einfach nicht sein. Ich bin seit 15 Jahren hier und wir hatten noch keine einzige Beschwerde.»

«Noch so ein schlechter Test und ich kann den Laden schliessen»

Ciman betont im Interview mit FM1Today, dass erst vor kurzem eine offizielle Kontrolle durch das Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Kantons St.Gallen stattgefunden habe. Wie immer während der letzten 15 Jahre, habe es keinerlei Beanstandungen gegeben.

Er ist davon überzeugt, dass der Labortest des K-Tipp-Magazins fehlerhaft ist: «Ich habe nicht gesehen, wie das Fleisch eingepackt und aufbewahrt wurde. Wer kann schon sagen, was bis zum Test damit geschehen ist?»

Nach dem Gespräch nimmt der sichtlich aufgebrachte Yücel Ciman sein Handy in die Hand und spricht mit der zuständigen Stelle beim Kanton. Er verlangt eine Kopie des Testberichts von vor wenigen Wochen, da er diesen nicht mehr habe. «Wir müssen das richtigstellen», sagt Ciman. «Noch so ein schlechter Test und ich kann den Laden schliessen.»

Alpen Dedi und Kebab Club schneiden schlecht ab. 

© K-Tipp / Screenshot

Test laut Kanton intransparent

Eine Nachfrage bei derselben kantonalen Stelle – dem Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen des Kantons St.Gallen – wirft zumindest einige Fragezeichen auf. Darüber, ob wirklich erst kürzlich ein Test bei Alpen Dedi stattgefunden habe, will Kantonschemiker Pius Kölbener keine Auskunft erteilen.

Allerdings stellt er ähnliche Fragen wie der Geschäftsinhaber: «Über die Qualität des Testresultates kann ich nichts sagen. Ich weiss nicht, wie die Probenahme geschah, wie der Temperaturnachweis erbracht wurde, ob das Produkt bis zum Untersuch bei 4 Grad Celsius gelagert wurde und mit welcher Analysenmethode gemessen wurde.»

Auch gebe der K-Tipp nicht an, ob die Untersuchung mit einer ISO-zertifizierten Methode und in einem akkreditierten Labor durchgeführt wurde. Die Erfahrung zeige, dass der K-Tipp diesbezüglich nicht sehr transparent sei und solche Daten nicht oder nur zurückhaltend herausrücke.

«Test der Gesamtkeimzahl macht wenig Sinn»

Laut Ciman fanden die Tests des Kantons und des K-Tipps im selben Zeitraum statt. Eine Bandbreite von «alles tip top» und «katastrophal» scheint im ersten Moment seltsam. Ist sie aber nicht zwingend, wie Kantonschemiker Kölbener schreibt: «Einmal nach der Toilette nicht die Hände waschen und dann mit verzehrfertigen Lebensmitteln hantieren, reicht für eine solche Kontamination mit E.coli».

Diese Erreger seien ein wichtiger Hygieneindikator und würden auf einen unhygienischen Umgang mit Lebensmitteln hinweisen. Anders als die gesamte Anzahl der Keime. «Die Gesamtkeimzahl macht bei solchen Mischprodukten wenig Sinn, da Salate, Gurken, Rüebli etc. Rohprodukte sind, die natürlicherweise immer Bakterien enthalten», schreibt Kölbener.

The Kebab Club will über die Bücher

Ganz anders fällt die Reaktion des anderen St.Galler Lokals aus. The Kebab Club am Bahnhof schneidet im K-Tipp-Test ebenfalls schlecht ab, hier misst das Magazin einen dreifach zu hohen Bacillus-Cereus-Wert.

Laut dem Kanton ist dies massgebend für das Fleisch, nicht aber für die Rohkost. «Für die Mitarbeiter des Kebab Clubs ist dieses Resultat ein Schock», sagt Eric Mangold, der im Namen des Geschäftsführers Parviz Rashidi Stellung nimmt.

Trotzdem seien sie froh, dass solche Kontrollen durchgeführt und mögliche Versäumnisse aufgedeckt werden. «The Kebab Club sieht das nicht als Angriff, sondern vielmehr als Möglichkeit, sich zu verbessern. Der Betrieb hat bereits erste Massnahmen getroffen und das Hygienekonzept überarbeitet», sagt Mangold von der St.Galler Firma Excity Marketing.

Ein Spezialist soll helfen

Im Gegensatz zum Alpen Dedi anerkennt der Kebab Club das Testresultat des K-Tipps. «Ganz klar. Wir müssen etwas dagegen tun und dafür sorgen, dass zukünftige Testresultate sauber ausfallen», sagt Mangold. Gerne würden sie den Test dazu in gegebener Zeit wiederholen.

Als Sofortmassnahme wurden alle alten Lebensmittel weggeworfen, alles geputzt und neu aufbereitet. «Auch die Mitarbeiter wurden nochmals geschult», sagt Mangold. «Darüber hinaus werden wir mit einem Spezialisten Kontakt aufnehmen, um eine Langzeitstrategie festzulegen.»

Im Tagesgeschäft sind bei beiden Läden noch keine Auswirkungen spürbar, wie es auf Nachfrage von FM1Today heisst. Sie hätten jedoch erste negative Bewertungen aufgrund des Berichts auf Google festgestellt, sagt Mangold, damit müssten sie leben.

Yücel Ciman lädt alle und auch die Tester des K-Tipps ein, sich selbst von der Qualität seines Essens zu überzeugen. Seinen Laden gebe es nicht ohne Grund bereits 15 Jahre – und nochmals so lange wolle er bleiben. «Bis zur Pension», sagt er.

veröffentlicht: 6. Oktober 2023 06:53
aktualisiert: 6. Oktober 2023 06:56
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