«Mit Steuergeldern flexen» – das sind die neuen E-Autos der Kapo St.Gallen

Quelle: FM1Today / Jessica Kappeler

Die Kantonspolizei St.Gallen geht mit der Zeit – und ersetzt mehrere ausgediente Benziner mit Elektroautos. Die Inszenierung der neuen Fahrzeuge kommt auf Social Media ziemlich frech daher. Ganz elektrisch wird die Polizei jedoch nie unterwegs sein.

Aufmachung und Beat würden genauso gut zum Musikvideos eines Gangster-Rappers passen, der im Song die Zugehörigkeit zur anderen Seite des Gesetzes beteuert. Tatsächlich handelt es sich um das Präsentationsvideo für die neuen elektrischen Dienstfahrzeuge der St.Galler Kantonspolizei, die hier mit viel Effekt inszeniert werden.

Offensichtlich eine grosse Chance für den Video-Editor der Kapo, endlich mal zu zeigen, was er so drauf hat. Autos erscheinen aus dem Nichts, Logos fliegen durch die Luft – und dann dieser fast perfekte Loop. Give the man a raise!

Die Autos in Zahlen

Etwas nüchterner verläuft die offizielle Vorstellung der Kantonspolizei. Bei den Autos handle es sich um die erste Tranche der bestellten Autos, und zwar um die Typen VW ID.4 GTX Pro Performance und BMW iX xDrive50.

Hört man nur bei Blaulicht: Die neuen E-Autos der Kapo SG. 

© Kantonspolizei St.Gallen

Die neun erhaltenen VWs sind dabei für den Dienst bei Polizeiposten und bei Fachabteilungen vorgesehen, die zwei (noch) leistungsstärkeren BMWs für den Autobahnpolizeidienst. «Mitarbeitende der Kantonspolizei haben Fahrzeuge von fünf verschiedenen Herstellern getestet, und diese beiden haben am besten abgeschnitten», sagt Polizeisprecher Pascal Häderli.

Gerade bei den BMWs, die bei der mobilen Polizei und somit auf der Autobahn eingesetzt werden, sei leistungstechnisch kaum ein Unterschied zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren festzustellen. Gewisse Abstriche gibt es trotzdem. «Das Ladeverhalten ist komplizierter geworden. Der Einsatz der BMWs ist bei der mobilen Polizei nur mit unseren über den Kanton verteilten Schnellladestationen möglich», sagt Häderli.

Die Elektrofahrzeuge der Polizei kommen jedoch relativ weit, bevor sie aufgeladen werden müssen. «Das war für uns ein entscheidender Punkt. Die VWs schaffen rund 400 Kilometer, die BMWs sogar rund 500», sagt Häderli.

Boliden sorgen für viele Reaktionen

Durch die wuchtige Inszenierung sorgt das Video auf Social Media für viel Aufmerksamkeit. Bei einem Grossteil der Kommentare wird – wie bei Elektrofahrzeugen üblich – die Reichweite der Autos infrage gestellt (siehe Video oben). Vielen ist auch eine derartige Verwendung von Steuergeldern ein Dorn im Auge, es gibt aber auch Lob für die neuen Fahrzeuge und das Video.

Pascal Häderli zeigt sich zufrieden mit den Rückmeldungen. Sie hätten sich aufgrund der öffentlichen Ausschreibung bewusst für eine moderne Präsentation auf Social Media entschieden: «Die Öffentlichkeit darf und soll erfahren, was aus dieser Ausschreibung resultierte, gerade jüngere Generation erreichen wir mit einem Video dieser Art besser. Es gibt aber auch eine offizielle Medienmitteilung.»

Positive Reaktionen kommen auch von innerhalb des Korps. Die Elektrofahrzeuge kämen sehr gut an – auch durch erste Belastungstests. «Mit dem BMW wurden im ersten Monat bereits über 11'000 Kilometer zurückgelegt», sagt Häderli. Das ist auch für Autobahnfahrzeuge der Polizei ein stolzer Wert – normalerweise rechnen sie mit einer Jahresleistung von 80'000 Kilometern.

Nicht nur aus Umweltgründen oder aus Trendbewusstsein

Die Kantonspolizei St.Gallen hat sich zum Ziel gesetzt, die Klimaziele des Bundes mitzutragen und ihren Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstosses zu leisten. Eines der erklärten Ziele besteht darin, bis Ende 2025 einen Fünftel der Flotte auf Elektrofahrzeuge umzurüsten.

Obwohl bisher nur die erste Tranche der Fahrzeuge eingetroffen ist, dürfte das erklärte Ziel mit der Gesamtlieferung sogar übertroffen werden. «Wichtig ist jedoch: Wir folgen hier nicht nur dem Trend, diese Fahrzeuge haben uns bei den Tests überzeugt und bieten einen Mehrwert», betont Häderli.

«Nie komplett elektrisch»

Die Fortsetzung des Elektromobilitätsprojekts ist derzeit in Planung. Der Bestand an elektrisch angetriebenen Fahrzeugen wird voraussichtlich erweitert, insbesondere da diese offensichtlich auch den hohen polizeilichen Anforderungen gerecht werden. Die Polizei wird jedoch nicht vollständig auf E-Autos umstellen können, sagt Häderli: «Wir müssen auch Situationen wie Strommangellagen oder einen Blackout berücksichtigen und handlungsfähig bleiben. Unser Fahrzeugpool wird daher nicht komplett elektrisch sein.»

Ob dieser Kommentar wohl recht hat, wagen wir zu bezweifeln.

© Instagram / kapo_st.gallen

Muss aber zuerst mal passieren, so ein Blackout. Und bis dahin würden wir das Töffli gerne sehen, das den E-Maschinen der Kapo davonfährt.

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veröffentlicht: 23. Januar 2024 05:54
aktualisiert: 23. Januar 2024 08:15
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