«Kritisch, aber immer anständig» – hitzige Diskussion um neuen Zubringer Güterbahnhof

Jeden Tag stauts beim Riethüsli. Unter anderem dieses Verkehrschaos soll durch einen neuen Tunnel geregelt werden. Am Donnerstag startete die Mitwirkung für das Projekt Zubringer Güterbahnhof. Deshalb wurde die Bevölkerung informiert.

1,3 Milliarden Franken soll das gesamte Projekt kosten, welches die städtischen Quartiere und stark befahrene Strassen wie die Teufener- und Oberstrasse verkehrstechnisch entlasten soll. Das Projekt beinhaltet unter anderem den Zubringer Güterbahnhof, eine neue unterirdische Verbindung zwischen der Liebegg, dem Güterbahnhof und der Autobahn, so soll dem täglichen Verkehrschaos unter anderem beim Riethüsli der Garaus gemacht werden.

Mehrere Möglichkeiten zur Mitwirkung

Am Donnerstag startete die Mitwirkung des Vorprojekts. Die Bevölkerung hat mehrere Optionen. Laut Projektingenieur Marcel John ist dies möglich bei den beiden geplanten oberirdischen Zubgringern St.Leonhardstrasse und Oberstrasse und beim Anschluss Liebegg. Gerade bei der St.Leonhardstrasse ist ein markantes Portal geplant – dies sei sicher interessant für die Mitwirkung. Nicht im Mitwirkungsverfahren involviert ist der geplante Tunnel Feldli.

Projekt Zubringer Güterbahnhof polarisiert

Die Infoveranstaltung für die Bevölkerung am Donnerstag war gut besucht. Interessiert hörten die Leute den Referentinnen und Referenten zu. Die Meinungen zu diesem Projekt spalten sich extrem, und das merkte man auch. Viele Anwesende hatten eine sehr gefestigte Meinung, sei es pro oder kontra Zubringer Güterbahnhof. Vor dem Saal standen beispielsweise die Klimaseniorinnen. Mit Plakaten signalisierten sie, welche Seite sie vertreten.

Klimaseniorinnen protestieren vor der Infoveranstaltung zum Zubringer Güterbahnhof.
© FM1Today/Svenja Graf

Ganz anders sahen es mehrere Anwesende, die im Riethüsli wohnen. «Für uns ist es ein Befreiungsschlag. Endlich passiert etwas Konkretes gegen den Lärm und den täglichen Verkehr in unserem Quartier.»

«Kritisch, aber anständig»

Trotz viel Kritik zeigt sich Jürg Röthlisberger, Direktor vom Bundesamt für Strassen, zufrieden mit der Veranstaltung. «Die Leute waren zwar sehr kritisch, aber immer anständig. Schlussendlich müssen wir die Argumente für dieses Projekt liefern.»

Für ihn ist klar: Das Bedürfnis nach Mobilität steigt – und das in allen Bereichen. «Die Menschen beschränken sich nicht nur auf ein Verkehrsmittel, sondern kombinieren und nutzen Bus, Auto und Velo. Wir dürfen die einzelnen Verkehrsträger nicht gegeneinander ausspielen.»

Häufig in Frage gestellt wurde, ob sich so eine grosse Investition lohnt. «Die Kosten-Wirksamkeiten wurden analysiert und ich kann sagen: Ja, diese Investition ist sehr nachhaltig», sagt Röthlisberger. Es stelle sich hier die grosse Frage nach Alternativen. «Hier haben die Gegner in der Regel wenig Antworten. Verzicht oder Verbot kann hier nicht die Lösung sein.»

«Was gibt es besseres, als ein neues Quartier?»

Nicht nur das Astra, sondern auch der Kanton St.Gallen befürwortet das Projekt klar. «Mit diesem Projekt bringen wir die Leute 2040 sicherer und zuverlässiger ans Ziel», sagt die St.Galler Regierungsrätin Susanne Hartmann. Mit dem neuen Tunnel gebe es an der Oberfläche wieder mehr Platz in den Quartieren für den Velo- oder Fussverkehr. Und die Stadt St.Gallen werde besser erreichbar.

«Am meisten profitieren vom Tunnel kann die Wohnbevölkerung im Riethüsliquartier und Anwohnende der Teufener- und anderen stark befahrenen Strassen. Auf der Teufenerstrasse fahren aktuell knapp 12'000 Autos pro Tag durch. Diese Zahl könnte durch den Tunnel um 70 Prozent reduziert werden», sagt Hartmann. Und: «Die Stadt St.Gallen erhält beim Güterhofareal ein neues Quartier. Was will eine Stadt mehr, als ein neues, zukunftsträchtiges Quartier.»

Auch Stadt befürwortet Projekt

Stadtrat und Direktor Planung und Bau Markus Buschor kann garantieren, dass das Areal beim Güterbahnhof trotz Zubringer genutzt werden kann. «Die beiden Bereiche Verkehr und Stadtentwicklung haben Hand in Hand zusammengearbeitet, woraus dieses Projekt entstanden ist. Durch den Zubringer kann die Stadt die Quartierstrassen anders nutzen.» Er sagt, die Stadt unterstützt das Projekt weiterhin, da die Bevölkerung es so wollte.

Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier.

veröffentlicht: 17. November 2023 05:47
aktualisiert: 17. November 2023 11:40
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