Jetzt redet das Opfer der Grabser Messerattacke

Der mutmassliche Täter, Yacine C.
Eine Woche ist seit dem brutalen Angriff auf Hansjörg Gaube vergangen. Der 45-Jährige wurde vom libanesischen Ex-Mann seiner neuen Freundin lebensgefährlich verletzt. Heute spricht das Opfer der Messerattacke erstmals über den brutalen Angriff in Grabs.

Es grenzt an ein Wunder, dass Hansjörg Gaube überhaupt noch lebt. Mit schwersten Stichverletzungen wurde er am Dienstag vor einer Woche in die Notaufnahme des Spitals in Grabs eingeliefert. Der Ex seiner neuen Lebenspartnerin, Yacine C., hatte dem frisch verliebten Paar bei einer Rauchpause vor einem Haus aufgelauert und Gaube mit einem Messer sieben tiefe Schnittwunden zugefügt. Augenscheinlich ist eine grosse, klaffende Schnittverletzung im Bauchbereich. Seine Milz musste von den Ärzten notfallmässig verödet werden.

Eine Woche nach dem brutalen Übergriff geht es dem 45-Jährigen aber trotzdem schon wieder erstaunlich gut. Seine Verletzungen verheilen weitaus besser als prognostiziert. Schon in Kürze darf Hansjörg Gaube das Spital wieder verlassen. Der erlittene Schock des Angriffs steckt ihm aber dennoch tief in den Knochen: «Es ging effektiv nicht darum, mich zu verletzen, sondern es war absolut die Idee, mich umzubringen.»

Er war während des gesamten Übergriffs bei Bewusstsein und kann sich noch daran erinnern, wie seine Freundin Anita Gantenbein und deren Vater versucht haben, seine Innereien zurück in die offene Wunde zu drücken.

Im Video: So erlebte Anita Gantenbein den brutalen Angriff ihres Ex-Mannes

Der mutmassliche Täter, Yacine C. Bild: Screenshot: TVO

Hansjörg Gaube und seine Freundin hatten schon in den Wochen vor der Messerattacke vor Yacine C., dem mutmasslichen Täter, gewarnt und rund 20 Anzeigen bei der Polizei in Gams erstattet. Passiert sei jedoch nichts. «Er hat mich massivst bedroht und mir mitgeteilt, dass er mich umbringen werde. Die Polizei hat mir aber ganz klar gesagt, dass man nichts dagegen unternehmen könne, solange nichts passiert sei», sagt Gaube. Insbesondere der St.Galler Staatsanwaltschaft macht er diesbezüglich schwere Vorwürfe. Diese hatte schon kurz nach der Tat eingeräumt, dass im Fall des 34-jährigen Libanesen eine falsche Risikoeinschätzung erfolgt sei.

Im Video: Der Mediensprecher der Staatsanwaltschaft räumt Fehler ein

Zu Yacine C. kommen Hansjörg Gaube auf Nachfrage nur zwei Worte in den Sinn: «Hass» und «Fassungslosigkeit». Dass der Mann, der mit seiner Freundin eine vierjährige Tochter hat, zu so etwas in der Lage war, schockiert ihn zutiefst. Trotz des erlittenen Traumas bereiten dem IV-Rentner, der wegen eines verkümmerten Rückens arbeitsunfähig ist, andere Dinge grosse Sorgen.

Zurück zur Normalität

Im Hintergrund des Messerangriffs gärt ein Konflikt mit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde KESB. In den letzten Monaten war er mit seiner Zustimmung fürsorgerisch in einer Rehaklinik untergebracht. Dorthin zurück will Gaube jedoch auf keinen Fall, obwohl die Behörde bereits darauf pocht. «Mir wurden falsche Versprechungen gemacht, die Zustände in dieser Einrichtung sind schlicht katastrophal!»

Bei der KESB heisst es auf Anfrage von FM1Today, man könne fallspezifisch keine Angaben machen. Die zuständige Präsidentin beruft sich auf Persönlichkeitsrechte, die sie in der Öffentlichkeit zu wahren habe.

Seine Priorität sei es nun, in ein normales Leben zurückzukehren, betont Hansjörg Gaube. Dies sei für ihn nur mit seiner Freundin Anita Gantenbein an seiner Seite vorstellbar. Mit ihr zusammen wolle er das vor einer Woche erlittene Eifersuchtsdelikt verarbeiten und eine neue Zukunft aufbauen.

Der Fernsehsender TVO berichtet ab 18 Uhr stündlich über die Messerattacke in Grabs.

Marco Latzer
veröffentlicht: 1. Dezember 2015 17:33
aktualisiert: 1. Dezember 2015 18:14
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