Darum geht's bei den eidgenössischen Wahlen

Quelle: FM1Today / Sven Lenzi / Philomena Koch

Warum sprechen in letzter Zeit alle von diesem ominösen «Wahlsonntag»? Und wofür gibt es schon wieder den National- und Ständerat? FM1Today macht dich fit für die eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober. In 7 Fragen und Antworten.

Schon wieder ein Wahlsonntag. Mag für viele im ersten Moment umständlich und kompliziert klingen, sollte es aber nicht. Besonders nicht, wenn du erst mal verstehst, worum es geht. Darum folgt in diesem Artikel ein Bootcamp, eine Schnell-Schulung, ein Mini-Trainingslager im Kosmos der Politik. Also, los geht's.

1. Wann finden die Wahlen statt?

Wir fangen einfach an. Die eidgenössischen National- und Ständeratswahlen finden am 22. Oktober statt. Das heisst, in der ganzen Schweiz stimmen Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der jeweiligen Kantone darüber ab, wer sie vertreten soll. Diese Abstimmung wird alle vier Jahre durchgeführt und ist kantonal geregelt. Sie geht deshalb in unterschiedlicher Art und Weise über die Bühne.

2. Wer wird gewählt?

Wir stimmen darüber ab, wer unseren Kanton im Ständerat und im Nationalrat vertreten soll. Nicht einmal zwei Monate nach ihrer Wahl werden die neuen (oder bisherigen) Nationalrätinnen und Ständeräte in die mittlerweile 52. Legislatur (so nennt man ihre Zeit im Amt) am 4. Dezember 2023 starten.

3. Was ist der National- und Ständerat?

Der Nationalrat (wird oft auch als «grosse Kammer» bezeichnet) vertritt das Schweizer Volk. Er besteht aus 200 Mitgliedern. Die Sitze werden proportional zu der Wohnbevölkerung an die Kantone verteilt. Grössere Kantone haben deshalb mehr Mitglieder im Nationalrat als kleine Kantone.

Hier eine detaillierte Übersicht zur Verteilung der Nationalratssitze:

Der Kanton Zürich beansprucht mit 36 die meisten Sitze im Nationalrat für sich. In Appenzell Innerrhoden ist es im Vergleich dazu nur ein einziger Sitz.
© ch.ch

Der Ständerat (auch «Stöckli» oder «kleine Kammer» genannt) verkörpert die Schweizer Kantone. Er besteht aus 46 Mitgliedern (zwei Sitze pro Kanton). Die ehemaligen Halbkantone Obwalden, Nidwalden, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Basel-Landschaft und Basel-Stadt haben jeweils Anrecht auf einen statt zwei Sitze.

Der National- und Ständerat zusammen werden als Bundesversammlung bezeichnet. Sie ist die Legislative (sprich das Parlament) der Schweiz. Die Legislative stellt Gesetze in der Schweiz auf. Sie wählt und beaufsichtigt aber auch den Bundesrat, sorgt für die Sicherheit und vertritt die Schweiz im Ausland.

4. Wer darf wählen?

Wählen darf, wer das Wahlrecht besitzt. Heisst konkret: Du musst im Besitz des Schweizer Passes sein und das 18. Lebensjahr erreicht haben. Die Vertreterinnen und Vertreter im National- und Ständerat wählst du abhängig von deinem Wohnort im entsprechenden Kanton.

Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer dürfen an der Nationalratswahl teilnehmen. Allerdings ist es kantonal geregelt, ob sie auch bei der Ständeratswahl mitmachen dürfen.

5. Wie kann ich wählen?

Du kannst sowohl brieflich als auch direkt an der Urne wählen. Im Wahllokal musst du dich mit deiner ID oder deinem Pass ausweisen. Wo sich das Wahllokal oder die unterschiedlichen Wahllokale genau befinden, erfährst du auf der Webseite der jeweiligen Gemeinde (St.Gallen, Frauenfeld, Appenzell, Herisau, Chur).

Allenfalls kannst du das Antwortcouvert auch vor dem 22. Oktober in den Briefkasten deiner Gemeinde werfen. In der Regel befindet sich dieser bei der Gemeindeverwaltung.

Die letzte Frist bei der brieflichen Wahl ist in der Regel via A-Post der Donnerstag (19. Oktober), via B-Post der Dienstag (17. Oktober) vor dem Wahlsonntag. Diese Frist variiert je nach Gemeinde.

Auf den Abstimmungsunterlagen wählst du deine Kandidatin oder deinen Kandidaten aus. Du kannst dabei den Empfehlungen einer Partei oder einer Gruppe folgen oder jede beliebige Person wählen, die das Wahlrecht (siehe oben) besitzt (einschliesslich Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer). Speziell: In den Kantonen AR und AI gibt es für Kandidatinnen und Kandidaten kein offizielles Anmeldeverfahren.

Achtung: Nun wird es (etwas) komplizierter. Bei der Nationalratswahl in den Kantonen St.Gallen, Thurgau und Graubünden gibt es statt einzelner Personen, Listen oder Listenverbindungen unter Parteien, für die man sich entscheidet.

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6. Wer kandidiert?

Wählbar ist, wer das Schweizer Bürgerrecht besitzt, älter als 18 ist und im jeweiligen Kanton wohnt. Gewählt werden kann jeder, der diese Bedingungen erfüllt. Auch diejenigen, welche nicht offiziell kandidieren. Zudem können auch bisherige Vertreterinnen und Vertreter gewählt werden. Falls kein absolutes Mehr erreicht wird, kann es in den einzelnen Kantonen zu einem zweiten Wahlgang kommen.

Natürlich interessiert dich nun aber auch, wer denn so für die Wahl in Frage kommt. Nationalrätin oder Nationalrat wollen dabei eine Rekordanzahl an Personen werden. Hier die Liste der Kandidierenden:

St.Gallen

Ständerat:

Esther Friedli, Ebnat Kappel (SVP)

Beni Würth, Rapperswil-Jona (Mitte)

Arbër Bullakaj, Wil (SP)

Meret Grob, Wil (Grüne)

Stefan Hubschmid, Flawil (Parteifrei SG)

Patrick Jetzer, Bächli (Hemberg) (Aufrecht SG)

Andrin Monstein, St.Gallen (GLP)

Oskar Seger, St.Gallen (FDP)

Nationalrat:

Der Kanton St.Gallen hat Anspruch auf zwölf Sitze im Nationalrat. 311 Personen aus dem Kanton bewerben sich für diese Sitze – darunter 123 Frauen und 188 Männer.

Thurgau

Ständerat:

Brigitte Häberli-Koller, Bichelsee (Mitte)

Jakob Stark, Buhwil (SVP)

Gabriela (Gabi) Coray, Berg (Wahlkomitee Gabi Coray, WkGC)

Stefan Leuthold, Frauenfeld (GLP)

Robin Spiri, Amriswil (Aufrecht Thurgau, AUFTG)

Kristiane (Kris) Vietze, Frauenfeld (FDP)

Nationalrat:

Um die sechs Thurgauer Nationalratssitze bewerben sich insgesamt 210 Personen. Davon sind 79 Frauen und 131 Männer.

Appenzell Innerrhoden

Ständerat:

Appenzell Innerrhoden ist schweizweit der einzige Kanton, der seine Vertretung für den Ständerat nicht an den Wahlen im Oktober wählt. Die Entscheidung über den Innerrhodischen Ständeratssitz fiel bei der Landsgemeinde Ende April dieses Jahres. Gewählt wurde Daniel Fässler (Mitte).

Nationalrat:

Der einzige Innerrhoder Nationalratssitz wird seit vier Jahren von Thomas Rechsteiner (Mitte) besetzt. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine Gegenkandidatur.

Appenzell Ausserrhoden

Ständerat:

Der Ausserrhoder Ständerat Andrea Caroni (FDP) ist unbestritten und wird aller Voraussicht nach weiterhin im «Stöckli» sitzen. Aktuell gibt es keine Gegenkandidatur.

Nationalrat:

Den einzigen Ausserrhoder Sitz im Nationalrat will David Zuberbühler aus (SVP) weiterhin für sich beanspruchen. Mit Matthias Tischhauser (FDP) hat er aber einen Herausforderer erhalten. Claudia Frischknecht (Mitte) ist die klare Aussenseiterin.

Graubünden

Ständerat:

Stefan Engler (Mitte) und Martin Schmid (FDP) wollen weiterhin im Ständerat bleiben. Beide sind seit 2011 im Amt. Konkurrenz erhalten Engler und Schmid keine.

Nationalrat:

Innert der festgesetzten Frist sind gemäss Standeskanzlei Graubünden 25 Wahlvorschläge mit insgesamt 122 kandidierenden Personen (43 davon sind Frauen, 79 Männer) für die insgesamt fünf Nationalratssitze eingegangen.

7. Wo wird das Resultat verkündet?

Üblicherweise wird das Resultat im Kantonshauptort verkündet. In St.Gallen (SG) ist das der Pfalzkeller, in Herisau (AR) das Regierungsgebäude, in Appenzell (AI), Frauenfeld (TG) und Chur (GR) das Rathaus.

TVO-Übertragung am Wahlsonntag

Also, nun kannst du am Mittagstisch der Familie oder in der Beiz um die Ecke prahlen und dich gut fühlen, dass du über Politik mitreden kannst. Fühlt sich so erwachsen an. Der 22. Oktober kann kommen!

Übrigens: Auf TVO wird der gesamte Wahlsonntag übertragen, inklusive Liveschaltungen aus den oben erwähnten Wahllokalen der jeweiligen Kantone. Dort erfährst du dann aus erster Hand, wie sich deine Stimme auf den Wahlausgang ausgewirkt hat.

Und wenn du immer noch nicht genug von der Politik hast. Hier nochmals einige Begriffserklärungen:

(les)

veröffentlicht: 16. Oktober 2023 05:45
aktualisiert: 16. Oktober 2023 05:45
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