Aus für Kinderintensivstation in Chur? Jetzt ist auch die St.Galler Regierung gefordert

Die Behandlung von Frühgeborenen gehört zur hoch spezialisierten Medizin.
© Keystone/Symbolbild
Im Graubünden steht die Spitzenmedizin für Kinder am Kantonsspital in Chur zur Debatte. Ein Aus dieses Bereichs hätte aber auch grosse Auswirkungen auf die Spitäler in St.Gallen und Zürich.

Es ist ein brisanter Plan des nationalen Fachgremiums für hochspezialisierte Medizin (HSM): Im Kantonsspital Graubünden in Chur soll es keine Intensivstation mehr für Neugeborene geben, keine Kinderonkologie und keine Kindertraumatologie. Das berichtet das «St.Galler Tagblatt».

Die Fallzahlen seien zu tief für eine hohe Behandlungsqualität, der Bedarf könne auch über die nächstgelegenen Kinderspitäler in St.Gallen und Zürich abgedeckt werden.

Doch nicht nur in Graubünden sorgen die Pläne des HSM für Kopfschütteln. Der St.Galler Mitte-Kantonsrat und Arzt Thomas Warzinek sagt gegenüber dem «St.Galler Tagblatt»: «Verliert das Spital Chur die Intensivmedizin für Neugeborene, wäre die Behandlungsqualität für Kinder aus dessen Einzugsgebiet erheblich gefährdet, also auch für Kinder aus dem südlichen Kantonsteil von St.Gallen.»

Zudem seien die Kinderspitäler in St.Gallen und Zürich bereits jetzt stark ausgelastet, deshalb müsse die St.Galler Regierung aktiv werden.

Treten die Kantone aus dem Fachgremium aus?

Warzinek will in einem Vorstoss von der Regierung wissen, wie sie die Versorgungssicherheit für Neugeborene und Kinder im Falle einer Schliessung in Chur im südlichen Kantonsteil einschätze.

Der Arzt und Politiker geht in seiner Fragestellung noch weiter: Überlegt sich die St.Galler Regierung, aus der Interkantonalen Vereinbarung über die hoch spezialisierte Medizin auszutreten, falls weitere solche Entscheide kommen, die «zu einer schlechteren Versorgungsqualität der Bevölkerung führen»?

Zumindest in Graubünden ist man bereits an diesem Punkt angelangt, die Regierung droht mit diesem Schritt. Allerdings will man ihn nicht alleine gehen, andere Kantone sollen mitziehen.

Definitiver Entscheid steht noch aus

Die Kantone und Ärzte stören sich insbesondere an der weiten Definition von «hoch spezialisierter Medizin». So würden unterdessen Standardbehandlungen dazu gehören, wie zum Beispiel Frühgeburten.

Der Entscheid des HSM-Fachgremiums ist noch nicht in Stein gemeisselt, noch gibt es Hoffnung. Mehrere Organisationen fordern das Gremium dazu auf, die Situation in Chur nochmals zu überdenken – die Forderungen unterschrieben hat auch das Ostschweizer Kinderspital. Den definitiven Entscheid muss das HSM-Beschlussorgan absegnen. Brisant dabei: Darin sitzt auch der Bündner Regierungsrat Peter Peyer.

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veröffentlicht: 13. Oktober 2023 17:00
aktualisiert: 10. November 2023 05:43
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