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«Gebt der Liebe eine Chance»

«Gebt der Liebe eine Chance»

Vor zwei Jahren kündigten Dabu und DJ Arts von Dabu Fantastic ihre Jobs und wurden Vollzeitmusiker. Warum sie damit auch heute noch zu kämpfen haben und warum sie nicht verstehen können, wenn jemand ein Konzert filmt, verraten sie im Interview mit FM1.

Ihr neues Album «Drinks» ist seit Freitag auf Markt, die erste Single «Angelina» momentan auf Platz 22 der iTunes Charts. Diese Woche besuchten Dabu Fantastic, das sind Rapper und Sänger Dabu und DJ Arts, das FM1-Studio.

Die letzten drei Wochen seid ihr auf einer Warm-Up-Tour gewesen. Wie war das?

Das war unsere Basel-Bern-Zürch-Las Vegas-Tour (lacht), jede Woche drei Konzerte in einer Stadt, aber immer an einem anderen Ort. Mal an einem Street-Food-Festival, mal in einem Club oder einem Park. Die Gäste konnten in eine Kollekte zahlen. Das war toll, weil man als Schweizer Band sonst nicht oft, in einer kurzen Zeit, auftreten kann und das war eine geile Erfahrung. Und wir konnten einfach mal testen, wie die neuen Songs bei den Leuten ankommen.

Ihr habt also keinen Eintritt verlangt. Jetzt mal ehrlich: Wie geizig sind wir Schweizer?

Wir waren erstaunt darüber, wie knausrig! Die Leute zahlten im Durchschnitt etwa zehn Franken für das Konzert. Wenn sie Eintritt zahlen müssen, haben sie aber kein Problem damit, 30 Franken auszugeben. Wenn du keinen Eintritt verlangst, dann zahlen die Leute auch nichts. Mit dem Geld, das wir bekommen haben, könnten wir die Tour nicht finanzieren.

Letzten Freitag war dann der grosse Tag, an dem euer Album auf den Markt kam. Ihr habt im ausverkauften Hallenstadion gespielt, wer hat euch dort zugeschaut?

Wir haben einen treuen Fanstamm, die kommen an jedes Konzert in der Region - aber auch ganz viele neue Gesichter. Die sind bei der Single «Angelina» völlig durchgestartet, haben aber die alten Songs nicht gekannt. Das sind dann wie zwei verschiedene Arten von Zuschauern - diejenigen, die alles mitsingen können und diejenigen, die bei zwei, drei bekannten Songs ihr Handy zücken und filmen. Das finde ich krass. Du kommst nur wegen einem Song an ein Konzert und wenn wir den dann spielen, dann schaust du nicht mal zu, sondern schaust nur auf dein Handy, damit du ja alles aufgenommen hast. Das verstehe ich noch nicht ganz, ich muss mal mit diesen Leuten sprechen, um diese Wissenslücke zu schliessen.

Hattet ihr Mühe bei der Produktion des neuen Albums oder ging alles glatt?

Es lief viel besser als beim letzten Album. Es gab eine Zeit, da waren wir beide total kreativ, da ist eigentlich das komplette Album entstanden. Danach braucht es einfach noch Zeit und Musse bis alles fertig ist. Wir machen jeweils eine Liste, auf der wir aufschreiben, was wir uns für ein neues Album alles vornehmen. Da stehen ganz viel Sachen drauf. Das geht von Grundlegendem, zum Beispiel dass wir keine Frauenstimmen wollen, bis zu kleinen Sachen, wie zum Beispiel was auf dem Cover steht. Und dann versuchen wir das umzusetzen.

Um was geht es in eurem Album?

Es geht vor allem darum, dass viele Schweizer gerne aus ihrem Alltag ausbrechen würden, sich aber einfach nicht trauen. Darum haben wir das Album auch «Drinks» genannt. Eins Trinken gehen ist oft der Ausgleich dafür, dass wir nicht weg fliegen. Ein paar Mojitos lassen uns den Alltag vergessen. Politisch sagen wir auf unserem Album vor allem «beruhigt euch und gebt der Liebe eine Chance». Man sollte die Leute nicht vorschnell verurteilen.

Noch zu euch als Menschen... Was war euer grösstes Abenteuer?

Aufhören zu arbeiten. Es wird alles so unsicher. Zum Beispiel weiss man nicht, wie man Ende September die Miete zahlen soll. Aber schlussendlich geht es doch immer auf. Wir wissen, dass es immer gut geht. Aber wir glauben nicht, dass alle Schweizerinnen und Schweizer für diesen Lebensstil gemacht wären.

Was nehmt ihr mit auf eine einsame Insel?

Einen Ball und eine Pumpe. Mit einem Fussball kann man so vieles anstellen und sich beschäftigen. Und wenn der Ball so richtig kaputt ist, kann man immer noch eine Freitag-Tasche daraus basteln (grinst). Und vielleicht noch «ä görl». Also wir nehmen mit: einen Ball, eine Pumpe und eine Frau.

Jetzt ist die Arbeit am neuen Album fertig. Seid ihr traurig?

Nein, wir sind eher froh. Jetzt kann man wieder etwas Neues beginnen. Wenn das Album rauskommt, dann sind wir eigentlich damit fertig, aber für unsere Fans beginnt es dann ja erst. Wir können uns wieder ein bisschen treiben lassen und gute Konzerte spielen. Letzten Samstag, nach unserem Konzert, hat der Bassist bereits wieder gefragt: «und, was machen wir als Nächstes für ein Album?»

Die Tour von Dabu Fantastic steht anfang des nächsten Jahres an.

Interview: Céline Fuchs

Raphael Rohner
veröffentlicht: 8. September 2016 16:33
aktualisiert: 8. September 2016 16:33
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