Dreieinhalb Stunden beste Stimmung
Ohne Spezialeffekte und fast ohne Zwischenbemerkungen ging das Konzert des 66-jährigen US-Musikers über die Bühne. Und natürlich nicht ohne politisches Statement, das Bruce Springsteen diesmal zwar nicht mit klaren Worten, sondern in Form eigener Songs abgab.
Nach einem weitgehend vom Publikum bestimmten ersten Teil, bei dem Springsteen die auf Karton gekritzelten Songwünsche der Fans persönlich entgegennahm, bezog er mit Nummern wie «Murder Incorporated» und «American Skin (41 Shots)» Stellung zur aktuellen Waffengewalt in den Vereinigten Staaten.
Das klingt straff und streng, doch der Abend war im Prinzip genau das Gegenteil. Während der «Boss» an anderen Stationen der aktuellen Tour das 1980er Doppelalbum «The River» fast eins zu eins heruntergespielt hatte, nahm er sich in Zürich viele Freiheiten. Zum einen eben aufgrund der Publikumswünsche, die er auch dann beherzigte, wenn die Band behauptete, den Song «kaum zu kennen».
Aber auch, weil er Lieder spielte, die mal aus den 70ern («Prove It All Night»), mal aus den 80ern («Atlantic City»), mal aus den Nullerjahren ("Mary«s Place», «My Love Will Not Let You Down») stammen. Und natürlich seine berühmtesten Hits wie «Born in the USA» oder «Dancing In The Dark».
Oder er sang spontan «Waiting On a Sunny Day», wenn es wie immer mal wieder leicht zu regnen begann. Bei dieser Nummer übrigens holte er einen kleinen Knaben auf die Bühne. Dieser beliess es nicht dabei, «nur» den Refrain mitzusingen und den Superstar zu umarmen. Er nutze die einmalige Gelegenheit, um gleich auch noch über das Equipment zu klettern und sich die Sticks des Drummers abzuholen.
Dies war nur eine von sehr vielen Szenen, die die Springsteen-Show unterhaltsam und das Publikum restlos glücklich machten. Und die zeigten, dass der Musiker in seiner 50-jährigen Karriere nicht nur die Fans mitgerissen hat, die mit ihm älter geworden sind, sondern auch immer wieder neue.