Sexuelle Übergriffe in der Kirche

Die sexuellen Übergriffe im katholischen Institut Marini wurden jahrzehntelang vertuscht. (Symbolbild)
© KEYSTONE/AP/MATTHIAS SCHRADER
Ein Thema, das leider immer wieder für Schlagzeilen sorgt: Sexuelle Übergriffe in der Kirche. Im Bistum St.Gallen gibt es eine Anlaufstelle für Opfer sowie Täter. Ein Pfarrer erzählt von seinen Gesprächen mit diesen.

Weltweit haben sexuelle Übergriffe in der Kirche vermehrt für Negativschlagzeilen gesorgt. Auch im Bistum St.Gallen ist es zu solchen Taten gekommen. Darum gibt es dort ein Fachgremium für sexuelle Übergriffe. «Vor 13 Jahren hat der Bischof Ivo Führer dieses Fachgremium gegründet. Dies aus konkretem Anlass: Damals wurde ein Fall eines Pfarrers publik, der sich an Buben schwer vergangen hat», erzählt der ehemalige Pfarrer und Gremiumsmitglied Georg Schmucki.

Anlaufstelle für Opfer und Täter

Bei der Anlaufstelle melden sich verschiedene Menschen. «Es sind mehrfach solche, die vor 30 bis 40 Jahren missbraucht wurden», sagt Schmucki. Es gebe aber auch Menschen, die momentan aktiv seien in der Kirche und belästigt wurden. Sowohl mit Opfern wie auch Tätern führt Schmucki Gespräche.

Ihn belasten die Geschichten von Opfern, aber auch die Gespräche mit Tätern seien sehr schwierig. «Es tut den Menschen nur schon gut, dass ihnen zugehört wird, sowohl den Opfern als auch den Tätern», sagt er.

Finanzielle Unterstützung

Kürzlich hat die Schweizerische Bischofskonferenz beschlossen, dass es für Opfer sexueller Übergriffe, die verjährt sind, finanzielle Unterstützung gibt. «Man muss ein Zeichen setzen, auch in materieller Hinsicht. Man kann natürlich diese schrecklichen Taten damit nicht wiedergutmachen, es ist lediglich eine kleine Entschädigung.»

Gesellschaftliches Problem

Ist die Kirche denn besonders anfällig für sexuelle Übergriffe? «Es gibt sexuelle Übergriffe in der Kirche, die gibt es aber überall. Das ist ein gesellschaftliches Problem», sagt Schmucki. Bei der Kirche komme hinzu: Sie habe einen grossen Vertrauensbonus. «Wenn dieser missbraucht wird, geht die Verletzung so tief, dass seelische Schäden entstehen», so Schmucki.

Seiner Meinung nach ist es dringend nötig, das Thema Macht und Sexualität in der Kirche zu diskutieren. «Da gibt es noch ganz viel aufzuarbeiten.»

Leila Akbarzada
veröffentlicht: 3. Juli 2016 08:51
aktualisiert: 3. Juli 2016 08:51
studio@radiofm1.ch