«Ohne RAV gäbe es einen Bürgerkrieg»
Es gibt viele Gründe, wieso Jugendliche nach der Schulzeit keine Lehrstelle finden: Lustlosigkeit, fehlende Fähigkeiten oder die Technisierung. Und manchmal auch alles zusammen. «Früher, in der Hochkonjunktur, gab es noch Berufe in einer Fabrik oder auf dem Bau, bei denen keine schulische Ausbildung und weniger Fähigkeiten notwendig waren», sagt Köbi Eggenberger. Er arbeitet seit 20 Jahren beim RAV Heerbrugg und begleitet junge Menschen bei der Stellensuche.
Kritische Grenze
Ist heute eine junge Person zwischen 15 und 24 Jahren über ein Jahr weg von einem Job oder einem Einsatzprogramm wird es schwierig, meint Eggenberger. «Man muss nicht mehr aufstehen und verschiebt Termine auf spätere Tage. Generell gehen Strukturen verloren.»
Für solche und viele andere Fälle ist das RAV da. Personen, wie Köbi Eggenberger, versuchen die jungen Leute im Schwung zu halten. Sie geben ihnen eine Tagesstruktur.
Krieg ohne RAV
Die Arbeitslosigkeit ist eine gefährliche Abwärtsspirale. Wenn alle Jugendlichen in der Schweiz abhängen, würden laut dem Experten Zustände wie in anderen Ländern herrschen. Köbi Eggenberger zieht einen Vergleich mit den Banlieues in Frankreich und sagt überspitzt: «In der Schweiz gäbe es ohne RAV Bürgerkrieg. Nicht heute und morgen aber irgendwann vielleicht.»
Fit for Job
Viel Hoffnung in das neue Jahr hat Corinne Gegenschatz aus Widnau. Die 17-Jährige hat für 2017 eine Lehrstelle bei Farben Müller in St.Gallen als Detailhandelsangestellte. Sie besuchte nach der Realschule das Motivationssemester «Fit for Job» in Heiden. «Plötzlich hat es mich gepackt, eine Lehrstelle zu suchen. Das dank den geregelten Strukturen im Motivationssemester», sagt Corinne Gegenschatz.
Plötzlich hätte sie jede freie Minute genutzt und Bewerbungen geschrieben, geschnuppert und Praktika gemacht. Dass sie nun im 2017 eine Lehrstelle beginnen darf, freut die Rheintalerin. «Ich habe das mit meiner Familie mega gefeiert.»
(red)