«Ich will katholische Priesterin werden»
Jacqueline Straub rüttelte am Fundament der katholischen Kirche, als sie vor vier Jahren ihren ersten Brief an den Papst schrieb. Papst Benedikt XVI. war zu Besuch in Freiburg im Breisgau und die Bewohner der Stadt wurden ermutigt, dem Papst ihre Anliegen mitzuteilen. Die damals 21-jährige Theologiestudentin schrieb dem Papst, wie gerne sie Priesterin werden möchte. Doch das Kirchenrecht beschränkt die Priesterweihe bis heute auf unverheiratete Männer. Und der Papst hat nie persönlich geantwortet.
Angriffe lächelt sie weg
Doch ihr Brief, der in einem Buch veröffentlicht wurde, löste das Interesse der Öffentlichkeit aus. «Ich kriege immer wieder mal unschöne Mails oder Briefe, in denen mir vorgeworfen wird, ich sei naiv, ein kleines dummes Mädchen oder ich würde die Kirche zerstören», sagt Jacqueline Straub. Doch mittlerweile steckt sie solche Angriffe mit einem Lächeln weg. An ihrem unorthodoxen Berufswunsch habe sich nichts geändert.
«Ich provoziere automatisch»
Ob die selbstbewusste Theologin damit absichtlich provozieren will? Damit, dass sie darüber spreche, provoziere sie automatisch, antwortet Straub. «Ich kenne durchaus einige, die sagen: Wenn du Priesterin bist, trete ich aus der Kirche aus.» Doch das sei nicht ihr Ziel: «Meine Absicht ist viel mehr, auf einen Missstand aufmerksam zu machen, der in der Kirche herrscht.» Sie wolle Leuten Mut machen, die auch den Wunsch der Frauenpriesterschaft hegen. Ihr Anliegen erklärt sie auf einer modern gestalteten Website und in öffentlichen Auftritten. Auf Facebook hat sie über 1'000 Fans.
Straub wirkt alles andere als verbittert, obwohl ihr der Traumberuf Priesterin in der katholischen Kirche bisher verwehrt blieb. «Auch wenn ich nicht offizielle, geweihte Priesterin sein kann, kann ich trotzdem für die Menschen da sein.» So arbeitet sie heute als Religionslehrerin in der Schweiz und kümmert sich um die Anliegen unterschiedlicher Menschen, die sie um seelsorgerische Hilfe bitten. «Ich hab neulich eine E-Mail bekommen von einem Mann, der hat mich im Fernsehen gesehen und hat mir geschrieben.»
«Raus aus den alten Strukturen»
Sie verstehe durchaus, dass die katholische Kirche als Weltkirche etwas langsamer sei in ihrer Entwicklung. Bei einer Frauenkonferenz im vergangenen Jahr in Amerika habe sie aber gemerkt: «Es gibt überall in allen Ländern dieser Welt Frauen, die sich extrem fürs Frauenpriestertum einsetzen. Aber leider wird das manchmal ein bisschen tot geschwiegen.»
Jacqueline Straub verspricht, nicht aufzugeben, bis das Frauen-Priestertum Wirklichkeit werde. «Wir müssen raus aus den alten Strukturen, raus aus einer Tradition, die eigentlich gar nicht die Tradition des Christentums ist, sondern noch aus dem römischen Reich stammt, wo die Frau einfach unterdrückt wurde.» Danach gefragt, ob sie sich noch nicht manchmal genug von der katholischen Kirche habe, gestikuliert Jacqueline Straub wild. «Nein, um Gottes Willen. Ich liebe die katholische Kirche, sonst würde ich das alles gar nicht machen.»
Jacqueline Straub war zu Gast bei FM1 in der Sendung «Gott und d Wält». Das Magazin rund um Gesellschaft, Glaube und Kirche läuft jeden Sonntag zwischen 9 und 10 Uhr im Radio sowie in der Wiederholung am Sonntagabend von 22 bis 23 Uhr.