Gott und Dwaelt

Gefrorene Truthähne und ewiges Leben

Gefrorene Truthähne und ewiges Leben

Das verrückteste Festival der Welt? Die Frozen Dead Guy Days.
© Rick T. Wilking/Getty Images
Ewiges Leben. Zwei Wörter, die bei den einen Kopfschütteln, bei den anderen Begeisterung auslöst. Aber wie wäre es, wenn wir sterben – und dann wieder zurückkommen? Nicht wiedergeboren, sondern wieder… aufgetaut. Genau das will die Kryonik.

Es klingt nach Science-Fiction. Es mag für manche blasphemisch sein. Es löst bei so manchem Unverständnis aus. Sich nach dem Tod sozusagen «Schockgefrieren» lassen, um dann irgendwann wieder aufgetaut zu werden. Wenn die Wissenschaft soweit ist. Und Krankheiten heilen kann. Und Personen verjüngen.

Laut Definition ist Kryonik (auch Kryostase, von altgriechisch κρύος kryos, deutsch «Eis, Frost») die Kryokonservierung von Organismen oder einzelnen Organen (meist dem Gehirn), um sie – sofern möglich – in der Zukunft «wiederzubeleben».

«Haben in der Wissenschaft viele Fortschritte gemacht»

Einer, der an das Verfahren der Kryonisierung glaubt, ist der Basler Molekularbiologe Patrick Burgermeister. Vor einigen Jahren hat er den Verein Cryosuisse gegründet. Mit Gleichgesinnten setzt er sich dafür ein, dass es bald auch in der Schweiz Institute gibt, in denen man sich einfrieren lassen kann. Bis jetzt gibt es zwei solche Institute in den USA und eines in Russland. Burgermeister sieht in der Kryonik eine Wissenschaft, wie viele anderen auch. Es als eine Spinnerei abzutun, kommt nicht in Frage. Aber natürlich kann er sich auch nicht sicher sein, dass es funktioniert. «Für einen Wissenschaftler ist ‹sicher› nie etwas, das 100 Prozent bedeutet. Aber wenn man einer Technologie genug Zeit einräumt, sollte sie fast alles, was nicht physikalischen Gesetzen entspricht, möglich machen können. Wir haben in den letzten 80 Jahren deutlich mehr Fortschritt gesehen als in den letzten 800 Jahren.»

Sargrennen gegen sachliche Diskussion

In den USA ist die Kryonik bereits weiter verbreitet als bei uns. Jedoch zum Teil auf recht krude Weise. So gibt es einmal im Jahr in einem kleinen Städtchen in Colorado ein dreitägiges Festival zu Ehren eines eingefroren Typen. Die «Frozen Dead Guy Days.» Dabei geht es vor allem bunt zu und her. Mann kann mit gefrorenen Truthähnen Bowling spielen, man kann der Leichenwagen-Parade beiwohnen oder zuschauen, wie Menschen so schnell wie möglich gefrorene T-Shirts auftauen. Legendär ist auch das Sargrennen. Das ganze Spektakel ist eine Mischung aus Fasnacht, Street Parade und Horrorshow.

Wie begegnet man dem Thema Kryonik? Mit Ehrfurcht und wissenschaftlichen Argumenten? Oder führt man das Thema ad absurdum? Diese Frage versucht das Radiostück «Kryonik - Den Tod auf Eis gelegt» von FM1-Moderator Dario Cantieni zu beantworten.

Kryonik - Den Tod auf Eis gelegt
17. Juli 2019 - 08:29

Kryonik - Den Tod auf Eis gelegt

Dario Cantieni
veröffentlicht: 29. März 2018 19:54
aktualisiert: 31. März 2018 09:48
studio@radiofm1.ch