Nach Elfer-Drama: Italienische Fans feiern EM-Titel in St.Gallen

Quelle: TVO/FM1Today

Nach einem Monat EM krönt sich Italien zum Europameister. Eine Reise zwischen Hoffnung und Leid. So feiern Fans in der Stadt St.Gallen.

Nach einer Woche voller Regen, Niederschläge und einem dichten Wolkenmeer, zeigt sich am Sonntag pünktlich zum EM-Finale die Sonne. Sogar Petrus will das Spiel gemütlich auf der Terrasse sehen, so scheint es. Damit ist er nicht allein, in St.Gallen strömen die Menschen in die Stadt. Die dominierenden Farben sind Rot, Blau und Weiss: Forza Italia.

England-Fans und das «fehlende Vertrauen»

Die Suche nach England-Anhängern gestaltet sich schwierig. Nach einiger Zeit werden wir fündig - zwei junge Studenten sitzen einsam an einem Tisch im Englandtrikot. Rundherum ein Meer aus Azzuri, wie die italienischen Fans genannt werden. Die Nervosität bei den beiden ist gross: «Ich vertraue dem Ganzen nicht, dafür kenne ich England zu gut.» Auf unsere Frage, was denn geschehen müsse, damit die Zuversicht steigt, antwortet er mit einem Schulterzucken: «Ein frühes Tor würde helfen.»

Die vermeintliche Erlösung

Als hätte Luke Shaw ihn gehört, beginnt das Spiel wie erwünscht: Zweite Minute, 1:0 für England. Während die beiden uns anstrahlen, werden die italienischen Fans plötzlich ganz leise. Minuten zuvor wurde noch voller Inbrunst die italienische Hymne in die einbrechende Nacht geschrien. Nun: Schockstarre. Wie das Spiel langsam und emotionslos vor sich hindümpelt, sinken die Italiener tiefer in ihre Stühle.

Hoffnung zweite Halbzeit

Erst zur Halbzeitpause werden die Gespräche wieder lauter. Die Analysen sind intensiv und die Hoffnungen für die zweite Halbzeit gross. Einmal noch nachbestellen, einmal Blase leeren und schon geht das Leiden weiter. Auch die Squadra Azzura kommt mit neuen Kräften aus der Kabine. Plötzlich sind Emotionen da, aus dem Gedümpel wird ein reissender Fluss. Italien greift an, St.Gallen erwacht. Es ist Altmeister Leonardo Bonucci, der ausgleicht und die Emotionen zum Kochen bringt. Wird das gewonnene Vertrauen der England-Fans doch noch bestraft?

Elfmeter: Die Einsamkeit in der Masse

Die Verlängerung bringt keine Entscheidung: Das Elfmeterschiessen muss her. In St.Gallen strömen die Leute auf die Strasse. Bei einigen ist die Übertragung verzögert, das will keiner hinnehmen. Schulter an Schulter stehen die Fans beieinander. Egal, wem man die Daumen drückt, die Nervosität verbindet alle. Zeitgleich stellen sich die Spieler in London auf für den grossen Showdown. In einem Stadion mit rund 70’000 Menschen sind sie ganz alleine. So kommt es, dass ein 19-Jähriger die Entscheidung auf dem Fuss hat. Bukaya Saka muss treffen, sonst gewinnt Italien. Der Engländer verliert das Duell gegen Gianluigi Donnarumma. Italien ist Europameister. St.Gallen in Ekstase.

Campioni d’Europa

Direkt nach der letzten Parade gibt es kein Halten mehr. Die Strassen werden gestürmt, Lieder angestimmt und Feuerwerkskörper gezündet. Ein Turnier ist zu Ende, aber die Nacht hat erst begonnen. Während alle feiern, schleichen zwei Engländer sich davon: Die Hoffnung wurde einmal mehr zu Schmerz.

Auch in anderen Regionen der Schweiz feierten die Italienerinnen und Italiener ihren Triumph ausgiebig:

Quelle: CH Media Video Unit / TeleBärn

Quelle: CH Media Video Unit / TeleZüri

veröffentlicht: 12. Juli 2021 01:13
aktualisiert: 12. Juli 2021 10:17
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