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Rorschacher fährt mit dem Velo bis nach Norwegen

«Mein Traum seit 20 Jahren»: Rorschacher fährt bis nach Norwegen

Mit seinem Velo ist der 40-jährige Marcus Schiebel Anfang Mai in Rorschach gestartet – Ziel ist das norwegische Bergen. Am Ende geht es mit dem Velo wieder zurück in die Schweiz. Für die ganze Reise hat er sechs Monate eingeplant.

Knapp 7200 Kilometer wird Marcus Schiebel zurückgelegt haben, wenn er in Bergen, eine Stadt an der Südwestküste Norwegens, ankommt. Unterwegs ist der 40-Jährige schon seit dem 8. Mai. «Es war seit 20 Jahren mein Traum, irgendwann mit dem Velo nach Norwegen zu fahren. Als ich 40 Jahre alt wurde, wusste ich, jetzt ist die Zeit gekommen», sagt Schiebel, der seit zehn Jahren in Rorschach lebt.

Erste Panne nach wenigen Kilometern

In den vergangenen Jahren sei er oft unterwegs gewesen, doch dies sei nun die grösste und längste Reise für ihn. In Rorschach gestartet, ging es gleich über die Grenze nach Österreich.

«Dann wollte ich über die Alpen und Tschechien nach Polen fahren. Doch bereits in Österreich ging mein Velo kaputt», sagt er und lacht. Ein Freund habe ihm dann ein neues Fahrrad vorbeigebracht: «Seit da bin ich also mit einem E-Bike unterwegs.» Bei kleineren Flickarbeiten erhalte er immer Unterstützung von der lokalen Bevölkerung.

Nebst seinem Velo hat er auch einen Kinderfahrradanhänger dabei, in dem normalerweise seine Tochter sitzt: «Dieser wiegt rund 100 Kilogramm. Wenn man einen Berg hochfährt, kommt man schon ins Schwitzen.»

Nach der Velopanne in Österreich ging es für den 40-Jährigen weiter über Deutschland, Polen, Littauen, Lettland, Estland und dann mit einer Fähre nach Helsinki, Finnland. «Ich wäre gerne durch Sankt Petersburg in Russland gefahren, doch Freunde haben mir davon abgeraten», so Schiebel.

Auf Social Media lädt der Rorschacher immer wieder Updates seiner Reise hoch.

«Die beste Entscheidung»

Dann sollte es an der Küste Finnlands weiter gehen, doch er habe gehört, quer durch das Land zu fahren, sei schöner: «Das war die beste Entscheidung – Finnland ist wunderschön», meint der 40-Jährige.

Momentan befinde er sich gerade in Piteå, Schweden. Er schätzt, dass er in rund einem Monat in Bergen ankommen wird – bis dahin sind es noch etwa 1800 Kilometer.

Die gelbe Linie zeigt den Weg nach Norwegen, die rote Route soll der Rückweg werden.

© zVg

Werkzeug, Süssigkeiten und Angel

Übernachtet werde jeweils, wo es gerade passt – meistens im Zelt mit dem Schlafsack. Da Schiebel gerne frisch kocht, hat er eine Menge Proviant dabei: Ein Campingkocher, ein Topf, Besteck und ein Aufbewahrungs-Behälter dürfen dabei nicht fehlen.

«Ich bin Fischer und habe deswegen auch meine Angeln und Zubehör dabei», sagt er. Ausserdem hat er Dosenfleisch, weisse Bohnen und Linsen, Reis und Nudeln eingepackt – dies kombiniere er mit den gefangenen Fischen. «Und Süssigkeiten sind natürlich auch ein Muss», erklärt der 40-Jährige und schmunzelt.

Ausreichend Wechselkleidung sei beim wechselhaften Wetter ebenfalls wichtig: «Man sollte versuchen, trocken zu bleiben – was nicht immer einfach ist.» Da er mit dem E-Bike unterwegs ist, dürfen auch ein Ladegerät und Werkzeug fürs Velo nicht fehlen.

«So viele schöne Dinge erlebt»

Auf die Frage, was bisher sein schönstes Erlebnis auf der Reise war, entgegnet Scheibel: «Wo soll ich da nur anfangen, ich durfte bisher so viele schöne Dinge erleben.» Er könne gar nicht alles erzählen, da es so viel sei – am besten soll man einfach die Videos auf Youtube schauen, dort erzählt er die Geschichten immer direkt nach dem Erlebnis.

Doch die schönsten Momente seien jene, wenn ihm Hilfe angeboten werde. «Wenn man an einem Tiefpunkt ist – beispielsweise, wenn etwas kaputt ging, man den Akku nicht laden kann und laufen muss oder wenn das Wasser ausgegangen ist – und plötzlich jemand vor dir steht und das Negative mit seinem Dasein einfach wett macht», sagt er und freut sich über die Gastfreundschaft vieler Leute.

Wenn der Rorschacher im Herbst wieder in die Schweiz zurückkehrt, wird er bereits 41 Jahre alt sein: «Den Geburtstag werde ich irgendwo auf meiner Reise verbringen. Ich freue mich darauf, meine Tochter wieder zu sehen.»

veröffentlicht: 30. Juli 2023 07:17
aktualisiert: 30. Juli 2023 07:17
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