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St.Gallen will bei Viehschauen einsparen – Skepsis von links bis rechts und Wahlkampf-Vorwürfe an die SVP

Kanton St.Gallen will Gelder für Viehschauen streichen – verstehen nicht mal die Linken

Gibt es bald weniger Viehschauen?
© Keystone-SDA
Der Kanton St.Gallen will Viehschauen und Viehmärkte nicht länger finanziell unterstützen und 80'000 Franken pro Jahr einsparen. Die SVP ist nicht als einzige Partei dagegen, muss sich nach ihrem Vorstoss aber Populismus-Vorwürfe gefallen lassen.

Im frühen Herbst ist der Ostschweizer Nutztierkult auf seinem Höhepunkt. Bei kleineren und grösseren Viehschauen reiht sich Euter an Euter, es riecht nach Stroh und Landwirtschaft und dann und wann kommt es zu Verkehrseinschränkungen in gewissen Dörfern.

Vielleicht darum ist längst nicht jeder ein Fan des Brauchtums. Allerdings gehören die Veranstaltungen dazu und stellen insbesondere für Viehzüchter eine grosse Gelegenheit dar.

Trotzdem will der Kanton St.Gallen Gemeinde-Viehschauen und Viehmärkte nicht länger unterstützen – und den Förderbeitrag von 80'000 Franken ab 2025 streichen. Dazu soll auch das Landwirtschaftsgesetz entsprechend angepasst und die Grundlage für solche Zahlungen abgeschafft werden.

Widerstand von der SVP

Wenig überraschend sorgt der Aufgaben- und Finanzplans des Kantons für Kopfschütteln bei der SVP. Diese Einsparung nütze dem Kanton nichts, schade den Veranstaltern jedoch sehr, sagt SVP-Kantonsrat Lukas Huber gegenüber TVO: «Diese 80'000 Franken stehen in keinem Verhältnis zu anderen Ausgaben des Kantons – etwa den 30 Millionen Franken, die jährlich für die Kulturförderung ausgegeben werden.»

Ohne die kantonalen Förderbeiträge könnten diese Viehschauen und Viehmärkte kaum mehr kostendeckend durchgeführt werden, heisst es dazu in einer Mitteilung – ihre Existenz würde gefährdet.

Lukas Huber und seine drei Toggenburger SVP-Kollegen im Kantonsrat stellen aus diesem Grund eine einfache Anfrage an die Regierung und verlangen eine Rechtfertigung dieser Budgetanpassung.

Wahlkampfmanöver der Bauernpartei?

Hansruedi Thoma, Kantonsrat für die Mitte und Präsident des Bauernvereins Toggenburg, sieht in der Anfrage reinen Wahlkampf: «Das ist Populismus pur. Nur schon der Vorstoss kommt von drei Juristen. Man nimmt einfach ein Thema, bei dem eigentlich so niemand richtig dagegen sein kann und geht damit vor die Medien. Selbstverständlich hätten wir das auch sonst im Kantonsrat diskutiert.»

Thoma, der im Gegensatz zu den SVP-Exponenten als einziger selber Landwirt ist, zeigt sich überzeugt, dass es bei dieser Kürzung «keinen Druck von aussen braucht». «Das können wir im Rat gut selbst vorbringen und diese Streichung bringen wir auch ohne diesen Wahlkampf-Auftritt der SVP weg.»

SP: «Das ist kleinlich»

Wie breit der Widerstand gegen eine Streichung bei den Viehschauen ist, zeigt sich nur schon daran, dass auch die SP sich dagegen ausspricht. Noam Leiser, der Vizepräsident der SP Kanton St.Gallen, sagt: «Hier 80'000 Franken einzusparen, ist kleinlich.»

Für Leiser ist es «unverständlich, dass die Regierung ausgerechnet bei der Viehschau sparen möchte». Solche Veranstaltungen seien eine kulturelle Bereicherung und bringen Jung und Alt zusammen.

Vom 19. bis zum 21. Februar wird unter anderem der Aufgaben- und Finanzplan im Kantonsrat St.Gallen diskutiert. Und wenn man die verschiedenen Voten aus dem ganzen Parteispektrum hört, dürfte die Streichung der Unterstützung für die Viehschauen schon schneller verschwunden sein als jeder Kuhmist nach einer solchen Veranstaltung.

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veröffentlicht: 7. Februar 2024 12:29
aktualisiert: 7. Februar 2024 12:29
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