Jahrelange Erfahrung in Bern zeigt: «Messsystem funktioniert»

Quelle: TVO

Auf St.Galler Autobahnen wird ab Ende Jahr ein neues Abstands-Messsystem eingeführt. Diese Ankündigung hat kritische Reaktionen hervorgerufen. Doch bei der Kantonspolizei Bern funktioniert das System einwandfrei.

Mit einem neuen Messsystem will die Kantonspolizei St.Gallen Abstandssündern auf die Pelle rücken. Diese Ankündigung hat die Meinungen in der Bevölkerung gespalten und Reaktionen wie «nicht praxistauglich» hervorgerufen, wie FM1Today berichtete. Ausserdem blieben viele Fragen offen: Kann das funktionieren? Und was nützt das System überhaupt?

«Ja, das System funktioniert»

Der Kanton Bern ist bisher der einzige Kanton schweizweit, der das Abstandskontrollsystem nutzt. Auf Nachfrage, ob das System wirklich praxistauglich ist, sagt Lena Zurbuchen, Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern: «Ja, das System funktioniert.» Seit über zehn Jahren werden Berner Abstandssünder so aufgespürt, und das problemlos.

«Das System wurde vor der Einführung bereits im Ausland erprobt. Deshalb konnten wir von Anfang an ohne nennenswerte Probleme damit arbeiten», so Zurbuchen. Und bis jetzt funktioniere das System einwandfrei. Anfangs gab es, ähnlich wie im Kanton St.Gallen, viel Berichterstattung dazu. «Bei der Einführung im Kanton Bern gab es ein mediales Echo, das ist aber sehr schnell wieder abgeklungen.»

In 131 Kontrollen mehr als 900 Anzeigen

In Bern funktioniert das System also, und wird auch rege genutzt: Im Jahr 2021 wurden auf dem Autobahnnetz im Kanton Bern 131 Kontrollen mit dem Abstands-Messsystem durchgeführt. Mehr als 900 Abstandssünder wurden angezeigt. «Im 2021 wurden 866 Anzeigen gemäss Art. 90 Abs. 1 des Strassenverkehrsgesetzes (SVG) – zeitlicher Abstand zwischen 0,51 und 0,8 Sekunden oder weniger ausgestellt, und 41 Anzeigen gemäss Art. 80 Abs. 2 SVG – zeitlicher Abstand von 0,5 Sekunden oder weniger», so Zurbuchen.

Das heisst konkret: Rund 850 Leute wurden angezeigt, weil sie zum nächsten Auto nur einen Abstand zwischen 0,51 und 0,8 Sekunden hatten. Rund 40 weitere Menschen hatten nur 0,5 oder noch weniger Sekunden Abstand. In Bern wird das so gehandhabt, ein konkretes Gesetz, wieviel Abstand nötig ist, gibt es nicht.

Auswirkung auf Auffahrunfälle

Ob das Messsystem einen positiven Einfluss auf die Anzahl Auffahrunfälle hat, lässt sich laut Zurbuchen nicht eindeutig erkennen. «Die Anzahl Auffahrunfälle in den letzten zehn Jahren ist stark schwankend. Ein direkter Einfluss des Systems lässt sich nicht aus der Statistik herauslesen. Zudem kommen Faktoren wie weitere Kontrollmassnahmen, Strassenverhältnisse und Verkehrsdichte hinzu, die sich auf das Unfallgeschehen auswirken können», erklärt sie.

St.Gallen lernt «Tricks und Kniffs» von Bern

«Bei der Einführung des Abstandmesssystems sind wir in engem Austauch mit der Kantonspolizei Bern», erklärt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen. Es würden vor allem Details bezüglich zeitlichem Aufwand und benötigtem Material besprochen. «Es ist super, Tricks und Kniffs aus Bern zu erhalten. Bei ihnen funktioniert das System, davon können wir profitieren und so effizienter arbeiten», sagt Krüsi. Ausserdem habe man sich auch im Nachbarland Deutschland umfassend informiert, wo das System ebenfalls eingesetzt wird.

Falls du noch offene Fragen hast, wie das neue Messsystem funktionieren soll, und was bei einer Missachtung passiert, gibt es hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

veröffentlicht: 16. November 2022 05:30
aktualisiert: 16. November 2022 05:30
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