Die erste Frau an der Spitze St.Gallens

Maria Pappa von der SP setzt sich gegen Mathias Gabathuler (FDP) durch, der aber die Wahl in den Stadtrat schafft.
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St.Gallen hat erstmals eine Stadtpräsidentin. Die SP-Stadträtin Maria Pappa gewann am Sonntag den zweiten Wahlgang mit rund 2600 Stimmen Vorsprung vor Mathias Gabathuler. Der FDP-Kandidat schaffte den Sprung in den Stadtrat.

Maria Pappa holte 11'784 Stimmen, Mathias Gabathuler 9152 Stimmen, wie die Stadt mitteilte. Die SP-Kandidatin hatte bereits im ersten Wahlgang von Ende September am meisten Stimmen geholt, das absolute Mehr damals aber verfehlt. Sie ist die erste Frau, die in der Stadt St.Gallen ein Stadtpräsidiumsamt bekleidet.

Im Interview freut sich die frischgebackene Stadtpräsidentin. Für die Frauen und die Bevölkerung gesamthaft bedeute das, dass «wenn eine Frau fähig ist, dieses Amt zu machen, endlich auch die Türen aufgehen.» Und weiter: «Frauen bringen eine andere Lebensweise, einen anderen Blickwinkel.»

Maria Pappa gehört seit knapp vier Jahren dem St.Galler Stadtrat an und ist Vorsteherin der Baudirektion. Die 49-Jährige ist Sozialpädagogin und schweizerisch-italienische Doppelbürgerin.

100 Jahre FDP – bis auf zwei Ausnahmen

In den vergangenen 100 Jahren war das Stadtpräsidium immer in der Hand der Freisinnigen bis auf zwei Ausnahmen - von 1981 bis 2004 stellte die SP mit Heinz Christen das Stadtoberhaupt, danach regierte die CVP für zwei Jahre die Kantonshauptstadt.

2006 war Thomas Scheitlin, Präsident der Ortsbürgergemeinde und FDP-Politiker, ins Stadtpräsidium gewählt worden. Damals setzte sich die fünfköpfige St.Galler Stadtregierung aus je zwei Vertretern von FDP und CVP sowie einer Sozialdemokratin zusammen.

Der scheidende Stadtpräsident Thomas Scheitlin sieht in der Wahl von Maria Pappa eine Trendwende: «Es ist ein Zeichen dafür, dass die Stadt St.Gallen Frauen hat, die ein solches Amt ausführen können. Das ist ein gutes Zeichen gegen aussen.»

FDP verteidigt Sitz im Stadtrat

14 Jahre später verliert die FDP nun das Stadtpräsidium, ihren Sitz im Stadtrat kann sie aber verteidigen. FDP-Kandidat Mathias Gabathuler, Rektor der Kantonsschule am Brühl, holte 10'894 Stimmen. Enttäuscht über das verpasste Stadtpräsidium ist er nicht. Er freut sich sehr über seinen gewonnenen Sitz im Stadtrat: «Ich danke der St.Galler Wahlbevölkerung dafür, dass sie mich in einem Exekutivmandat sieht.»

Die CVP-Kandidatin Trudi Cozzio, Witwe des verstorbenen CVP-Stadtrats Nino Cozzio, erhielt 9039 Stimmen. «Ich wusste, dass es die Chancen 50/50 stehen, aber natürlich bin ich ein bisschen enttäuscht», sagt Cozzio gegenüber FM1Today. Sie hofft aufgrund ihres guten Resultats bei den Kantonsratswahlen auf ein Nachrutschen in der laufenden Legislatur.

Die Wahlbeteiligung lag bei 48,8 Prozent. Im ersten Wahlgang waren die vier bisherigen Mitglieder der fünfköpfigen Stadtregierung, Peter Jans (SP), Maria Pappa (SP), Sonja Lüthi (GLP) und Markus Buschor (parteilos), wiedergewählt worden.

(saz/sda)

veröffentlicht: 29. November 2020 15:50
aktualisiert: 30. November 2020 08:23
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