Ärger über Bodensee-Schifffahrt: «Der schöne Rorschacher Hafen wird kaum angefahren»

Der Fahrplan ist reduziert, doch der Rorschacher Hafen kommt noch am besten weg.
© Tagblatt
Die Bodensee-Schifffahrt befindet sich in der Hauptsaison – doch der Fahrplan ist auf ein Minimum ausgedünnt. Auf Social Media ist der Ärger gross, dabei ist diese Entwicklung schon länger klar. Der CEO der Bodensee-Schifffahrt SBS gibt einen Einblick.

Der Bodensee präsentiert sich seit Wochen in seinen schönsten Blautönen und sorgt allabendlich für Spektakel, wenn er bereitwillig als Spiegel für die untergehende Sonne hinhält. Kein Wunder also, dass die Promenaden und Strandbars am Ufer voll sind und sich Gelato-Verkäufer die Hände reiben.

Nur auf dem Wasser ist das Angebot dieses Jahr nicht so gross wie in der Vergangenheit, was etwa auf Social Media zu Unmut führt. «Ich ärgere mich gerade riesig über den Fahrplan der schweizerischen Bodensee Schifffahrt, keine schlauen Rundfahrten mehr und kein Zusammenhang der Routenzeiten und der schöne Rorschacher Hafen wird kaum mehr angefahren. Wieso wird das Schifffahren so kundenunfreundlich unattraktiv gemacht», schreibt ein Nutzer in der Facebook-Gruppe «du bisch vo Rorschach, wenn...».

30'000 Kilometer weniger

Dass dieses Jahr weniger Schiffe fahren, ist eine Tatsache. Allerdings eine, die bereits im Herbst letzten Jahres angekündigt wurde. Die Ausdünnung des Fahrplans war notwendig, sagt Benno Gmür, CEO der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt SBS: «Es geht um das Überleben unserer Firma. Durch den Ukraine-Krieg sind die Dieselkosten explodiert – bei gleichem Fahrplan mussten wir von einer Million Franken Mehrkosten ausgehen.»

Durch die Streichung gewisser Verbindungen legen die Schiffe der SBS laut Gmür in dieser Saison 30'000 Kilometer weniger zurück als 2019. Damals, vor der Corona-Pandemie, waren es noch 100'000. Die Corona-Massnahmen waren der Auslöser für die finanziellen Schwierigkeiten der SBS. «Danach lief es ganz gut, wir konnten wieder Schnauf holen», sagt Gmür, «dann kam der Krieg in der Ukraine und trieb die Dieselpreise in die Höhe».

Rorschach kommt gut weg

Angesprochen auf die Kritik auf Social Media entgegnet Gmür, er frage sich, warum diese Gäste dann während der letzten Jahre nicht häufiger auf den Schiffen waren. Gerade Rorschach kommt bei den Linienstreichungen tatsächlich noch gut Weg. «Rorschach ist unser bester Hafen», bestätigt Gmür, genauso wie ein Blick auf den Fahrplan.

Am Rorschacher Hafen läuft am meisten. 

© bodensee-schiffe.ch

Über die Linie Dreiländereck gibt es in Rorschach täglich sechs Abfahrten (die letzte geht jedoch Richtung Romanshorn). Zusätzlich bietet die beliebte Linie «Alter Rhein» weitere drei Abfahrten. Ein wesentlich besseres Angebot wie etwa in Arbon, wo es statt acht nur noch zwei Abfahrten gibt.

«Haben die richtigen Verbindungen reduziert»

Dem Zufall überlassen wurde dabei nichts. «Wir haben die Verbindungen jener Orte zurückgefahren, die nicht gut gelaufen sind – und es zeigt sich, dass wir die richtigen Linien reduziert haben», sagt Gmür. Die Auslastung der Schiffe sei diese Saison auch dank des Wetters gut. «Obwohl wir weniger Kilometer fahren, konnten wir bei den Passagier- und Velotransporten zulegen», sagt der CEO.

Nicht nur die Sonne, sondern auch der Regen spielt der SBS dieses Jahr – gerade noch – in die Hände. Die Niederschläge der letzten Tage sorgen dafür, dass die Schiffe auch weiterhin den Rhein hinauf bis Rheineck fahren können. Laut Gmür die profitabelste Linie, aber auch jene, die am anfälligsten auf niedrige Wasserstände ist.

Ohne die Niederschläge hätten sie den Alten Rhein bald nicht mehr befahren können.

Nach Möglichkeit wieder mehr Verbindungen

Ein Blick in die Zukunft der SBS gestaltet sich derzeit schwierig. Sie würden sich möglichst spät mit Gemeinden- und Behördenvertretern treffen, sagt Gmür: «So haben wir genügend Daten, um den Fahrplan für nächstes Jahr zu entwerfen.»

Entscheidend sei neben der Kursschifffahrt vor allem der Erfolg der Gastronomie, die zum Beispiel mit dem Restaurant Hafen in Romanshorn stark ausgebaut wurde. Das erlaubt im besten Fall eine Querfinanzierung der teuren Schifffahrt. «Wenn die Rechnung aufgeht, kann ich mir vorstellen, dass wir die Verbindungen wieder ausbauen», sagt CEO Gmür.

Einen weiteren Abbau schliesst er aus. «Wir haben das Minimum erreicht, sonst stimmt es nicht mehr.» Es kann also nur aufwärts gehen. Ein Lichtblick für jene, die sich beklagen – und eigentlich nur Schiff fahren wollen.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

veröffentlicht: 27. Juli 2023 08:42
aktualisiert: 27. Juli 2023 10:04
studio@radiofm1.ch