Bodensee-Schifffahrt: «Gehörten die letzten zwei Jahre zu den Verlierern»

Leinen los: Ende März startet die Vorsaison für die Bodensee-Schifffahrt.
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Die Kombination aus Corona-Pandemie und schlechtem Wetter vermieste der Bodensee-Schifffahrt jüngst das Geschäft. Nun drohen hohe Dieselpreise – aber die Hoffnung auf eine gute Saison vergeht in Romanshorn nicht so schnell.

2020: Ein anständiger Sommer mit vielen Corona-Einschränkungen. 2021: Weniger Einschränkungen durch die Pandemie, dafür nur eine Hand voll Sonnentage. Die Voraussetzungen für die Bodensee-Schifffahrt, einem eigentlich gesunden Teil des Ostschweizer Tourismus, waren in letzter Zeit – vorsichtig ausgedrückt – nicht so gut.

Es sei eine schwierige Zeit gewesen, sagt SBSAG-CEO Andrea Ruf: «Ich habe gelernt, dass man immer optimistisch bleiben muss und die Hoffnung nicht verlieren darf. Neues Jahr, neues Glück.»

Immerhin scheint das Wetter erstmal mitzuspielen, wenigstens zum Start der Vorsaison am 26. März. Allerdings sieht man auch hierbei die Auswirkungen der letzten Jahre: Die Vorsaison mit ihrem reduzierten Fahrplan wird heuer einen grösseren Zeitraum einnehmen als sonst.

Vorsaison dauert bis 2. Juli

In der Vorsaison ist der Fahrplan dünner als in der Hauptsaison – auf gewissen Linien verkehren nur am Wochenende Schiffe. «Im Jahr 2021 lag die Auslastung nur bei 50 Prozent des Schnitts der letzten fünf Jahre», sagt Andrea Ruf. Trotz der geringen Auslastung war es nicht möglich, Kosten zu sparen. Denn für ein halbvolles Schiff brauche es trotzdem eine ganze Mannschaft: «Wir können ja nicht einfach nur den Kapitän schicken. Unsere Aufsichtsbehörde, das Bundesamt für Verkehr, gibt vor wie die Besatzung eines Schiffes zusammengestellt sein muss.»

Gespart werden muss jetzt also bei der Anzahl Fahrten. Hinzukomme ein Personalengpass – wie auch andernorts hätten sich Angestellte während Corona neu orientiert. Derzeit sucht die Bodensee-Schifffahrt nach neuen Leuten in verschiedenen Bereichen.

Deren Ausbildung dauere jedoch eine gewisse Zeit. Zusätzliche Unsicherheit bezüglich der Kosten schafft auch eine globale Entwicklung.

«Diesel ist ein grosser Kostenpunkt»

Die wegen des Kriegs in der Ukraine steigenden Kosten für Treibstoff treffen die meisten Transport- und Reiseunternehmen, die Schifffahrt ist da keine Ausnahme. Sie hätten noch ein gewisses Kontingent an Diesel zu einem tieferen Preis zur Verfügung sagt Ruf, danach wird der Treibstoff teurer.

Der Preis für einen Ausflug mit dem Schiff ändere sich für die Passagiere jedoch nicht. «Wir sind an die Vorgaben für öffentliche Verkehrsmittel gebunden, eine Überwälzung an unsere Kunden wird es nicht geben», sagt Ruf, «Das geht ins Geld. Der Diesel ist für uns ein grosser Kostenpunkt.»

Es braucht eigentlich nur gutes Wetter

Das Unternehmen konnte aufgrund der hohen Kosten und der geringen Auslastung während der letzten Jahre keine Rücklagen bilden, und musste diese sogar aufbrauchen. Umso wichtiger ist nun eine starke Saison, um sich zu erholen, Rücklagen für Neuinvestitionen bilden, neue Leute anzustellen und den Fahrplan wieder auszubauen.

Und dafür braucht es eigentlich nur viele Sonnentage. Die restliche Konstellation ist günstig: Ende März könnte die Maskenpflicht auch im ÖV fallen, der internationale Tourismus hat immer noch nicht das alte Niveau erreicht und der heimische Markt hat an Anziehungskraft gewonnen.

Darauf hofft auch Andrea Ruf: «Es wäre schön, wenn wir von diesen Entwicklungen auch mal profitieren könnten. Die letzten zwei Jahre gehörten wir zu den Verlierern.»

Auf solche Bedingungen hofft man bei der Bodensee-Schifffahrt für die Saison 2022. 

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Zumindest zum Startwochenende am 26. und 27. März winken schönste Frühlingstage – obwohl die Maskenpflicht im Innenbereich der Schiffe dann sicher noch gilt, vom Restaurantbereich abgesehen.

Hafenfest in Romanshorn

Zu den Verlierern zählt sicher auch die Veranstaltungsbranche. Ein möglicher Befreiungsschlag steht der Hafenstadt Romanshorn zum Frühlingsanfang bevor. Das Hafenfest kann dieses Jahr am 9. und 10. April stattfinden – nach drei Jahren Pause und natürlich mit Beteiligung der Bodensee-Schifffahrt.

Unter anderem findet ein Fussballturnier auf der Fähre statt, es gibt einen Kinderkletterpark vom Kronberg und es finden zum Beispiel Hafenrundfahrten mit dem Dampfschiff Hohentwil statt. Das Comeback ist also angerichtet, nur die Sonne muss noch ein wenig durchhalten.

Quelle: tvo

veröffentlicht: 26. März 2022 06:20
aktualisiert: 26. März 2022 17:57
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