«Wir haben uns fast schon in die Fahne verliebt»

In einer Olma-Halle wird derzeit die grösste Schweizer Fahne geflickt. Die 80 Meter lange und breite Fahne hat abgenutzte Stellen, die von der Wiler Firma Heimgartner ausgebessert werden. Diese Arbeit erfordert nicht nur Konzentration, sondern auch Kraft.

«Wir mussten die ganze Fahne schon mehrere Male durch die Nähmaschine durchziehen.» Rosie Forrer zeigt mit dem Finger auf eine grosse Nähmaschine, die einen breiteren Schlitz hat als die herkömmlichen. «Um an Stellen in der Mitte der Fahne zu gelangen, muss die Fahne in der Ecke der Nähmaschine fest zusammengedrückt werden.» Diese Arbeit erfordert Kraft, denn die Fahne ist ganze 700 Kilogramm schwer. In der Fahne sind übrigens mehr als 60'000 Meter Faden vernäht, seit Anfang Woche vermutlich noch deutlich mehr.

Die Fahne muss in der Ecke der Nähmaschine zusammengedrückt werden, das zeigt Maria Di Cataldo vor.

© FM1Today/Lara Abderhalden

Reperatur erstmals in Olma-Halle

Das rot-weisse Fahnenmeer erstreckt sich über die ganze Länge und Breite der Olma-Halle 3.1. «Die Halle ist perfekt», schwärmt Rosie Forrer. Sie biete genügend Platz und die Arbeit könne deutlich schneller erledigt werden als früher. In den vergangenen Jahren wurde die Fahne in einer Lagerhalle geflickt, die extra gemietet werden musste. «Wir haben am Montag mit dem Ausbessern begonnen und werden am Donnerstagmittag damit fertig sein.»

Seit 2009 hat Rosie Forrer schon mit der Säntisfahne zu tun.

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Abnutzungen kommen von Schuhen der Kletterer

Rosie Forrer und Maria Di Cataldo kennen die Fahne schon mehrere Jahre und sie ist ihnen ans Herz gewachsen. «Es ist eine schöne Arbeit», sagt Rosie Forrer, «wir haben uns fast schon in die Fahne verliebt».

Anders als in anderen Jahren blieb die Fahne, als sie im August 2019 am Säntis hing, ganz. Dennoch braucht es die Revision. «Es gibt viele Stellen, die kleinere Löcher haben oder sonst abgenutzt sind.» Zur Erklärung nimmt Rosie Forrer einen Teil des roten Stoffes in die Hand und deutet auf eine aufgekratzte Stelle. «Diese Abnutzungen entstehen beispielsweise, wenn die Kletterer mit ihren Bergschuhen auf die Fahne und die darunter liegenden spitzen Felsen treten.»

Solche Abnutzungen entstehen durch die Schuhe der Kletterer.

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Dieses Jahr gibt es kein Fahnen-Event

Andere «Verletzungen» seien abgerissene Bandschlingen. «Die Fahne ist mit Schlingen an Stahlseilen am Fels verankert. Durch den Wind gibt es einen enormen Druck auf die Bandschlingen, deshalb können sie reissen oder sich lösen.» Solche Stellen werden mit der Nähmaschine geflickt.

Nachdem die beiden Frauen die Arbeit abgeschlossen haben, wird die Fahne speziell zusammengefaltet und gelagert, bis sie Ende Juli unterhalb des Säntis am Felsen montiert und am 31. Juli entrollt wird. «Es gibt dieses Jahr wegen des Coronavirus kein Fahnen-Event. Wir werden die Fahne einfach ausrollen.»

(abl)

veröffentlicht: 27. Mai 2020 05:40
aktualisiert: 27. Mai 2020 05:40
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