«Niemand, der nicht möchte, muss alleine sein» – hier gibt es Weihnachten für alle
Einsamkeit – eine Sache, die über die Festtage besonders schwer wiegt. Wo alle anderen, die können und wollen, mit ihren Liebsten essen, trinken und Geschenke auspacken, gibt es einige, die alleine sind, oder sich den ganzen Trubel nicht leisten können.
Mittlerweile gibt es einige Angebote in der Ostschweiz und Graubünden, wo jene, die nicht alleine Weihnachten feiern möchten, Zugehörigkeit finden. Verschiedene Vereine, Kirchen und Privatpersonen bieten Veranstaltungen für schwächer gestellte Familien und Alleinstehende an.
Festschmaus im Winterzauber in St.Margrethen
Einer davon ist der Unternehmer Jvo Ganz, der im Rahmen des Winterzaubers in St.Margrethen bereits zum zweiten Mal zur Weihnachtsfeier im Bruggerhorn einlädt. «Alle sind am 24. Dezember willkommen. Niemand, der nicht alleine sein möchte, sollte alleine sein», sagt Ganz gegenüber FM1Today. Man wolle allen Menschen einen unvergesslichen Abend bieten.
Im letzten Jahr gab es ein Abendessen mit Apéro, Salat, Tischgrill und Dessert. In diesem Jahr erwartet Ganz rund 120 Personen. Zum diesjährigen Festessen verrät er bisher nur so viel: «Es ist eine Überraschung, etwas ganz Spezielles, das es so unter dem Jahr nicht gibt.»
Anschliessen soll dann die Bescherung folgen mit Geschenken, die aus der Bevölkerung oder von Unternehmen gespendet werden. «Ich verzichte dafür auf die Weihnachtsfeier mit meiner Familie, aber ich freue mich jeweils sehr darauf», so Ganz. Der langjährige Unternehmer wolle der Gesellschaft mit dem Event etwas zurückgeben.
Drei-Gang-Menü im Hotel «Forum» in Widnau
Den Menschen an Weihnachten ein Lächeln ins Gesicht zaubern möchte auch das Hotel «Forum» in Widnau. Seit 2020 kocht das Hotel ein festliches Drei-Gang-Menü für Menschen aus der Region, die auf die eine oder andere Art Unterstützung in Anspruch nehmen. Die Pandemie war der Ursprung der Idee: «Wir wollten Familien unterstützen, die von der Pandemie stark betroffen waren und sich zu der Zeit kaum etwas leisten konnten», so Katharina Faé, die Managerin des Hotels.
Überraschend viele Leute hätten sich damals bereit erklärt, zu unterstützen und so sei man zu dem Entschluss gekommen, die Aktion weiterzuziehen. Und Faé sagt: «Menschen in akut schwierigen Situationen gibt es immer.» Dank Beiträgen von umliegenden Firmen, Spenden von Privatpersonen, Lieferanten, die mit kostenloser oder vergünstigter Ware entgegenkommen und Mitarbeitendenlöhnen auf Kosten des Hotels lasse sich der Event organisieren.
Für die Hotelmanagerin eine Herzensangelegenheit: «Meine ganze Familie und meine Kinder helfen am 24. mit, das Essen auszuteilen. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder wissen, dass es Familien gibt, die es nicht so einfach haben und dass nicht alles selbstverständlich ist.»
Weihnachten am Bahnhof St.Gallen
Am Bahnhof St.Gallen können sich seit 2012 bei Festessen und Live-Musik Menschen treffen, um gemeinsam zu feiern. Gemäss der Gründerin Michelle sind alle willkommen: «Menschen, die auf der Strasse leben, Menschen, die ein Zuhause haben, aber sich Gemeinschaft wünschen, jung und alt, arm und reich, deutsch- und anderssprachige.» In diesem Jahr findet das Fest, organisiert durch den Verein «Weihnachten am Bahnhof», in einem Zelt im St. Leonhard-Pärkli in St.Gallen statt – finanziert durch Spenden.
Die Idee dazu hatte die damals 16-jährige Michelle und plante zusammen mit Freunden vor elf Jahren die erste Feier. «Als ich an Weihnachten einmal auf einen verspäteten Zug wartete und ich die Zeit hatte, die Menschen zu beobachten, wusste ich, dass ich etwas verändern will», so die Gründerin des Vereins.
«Gemeinsam statt einsam» mit evangelischem Hilfsverein Chur
Eine Weihnachtsfeier mit Gourmetkoch und musikalischer Unterhaltung: Das organisiert der evangelische Hilfsverein Chur jeweils am 24. Dezember. Die zwischen 80 bis 100 erwarteten Gäste werden in diesem Jahr vom Spitzenkoch Georg Pichler, der bisher mit 16 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet wurde, und seiner Frau Beatrix bekocht.
Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Churer Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, zu unterstützen. Unter dem Motto «gemeinsam statt einsam» und mithilfe von Freiwilligen stellt der Verein jeweils die Weihnachtsveranstaltung auf die Beine.
Auch andere kirchliche Institutionen sind engagiert
Weitere Angebote für ein schönes Weihnachtsfest organisieren diverse kirchliche Institutionen und betonen dabei, dass alle unabhängig von Alter und Konfession eingeladen sind. So veranstaltet zum Beispiel die ökumenische Gemeinde Halden St.Gallen eine ungezwungene Feier. Es soll ein Fest sein, für all jene, die nicht im klassischen Sinn feiern oder niemandem zur Last fallen möchten. Das Essen wird vom Restaurant Tibits in St.Gallen offeriert.
Auch die Pfarrei und reformierte Kirchgemeinde in Herisau bringt seit mehr als 20 Jahren Menschen zusammen und organisiert ein Nachtessen über einen Catering-Service. Finanziert wird die Weihnachtsfeier gemäss der Dezember-Ausgabe des St.Galler Pfarreiforums abwechslungsweise von der reformierten Kirchgemeinde und der katholischen Pfarrei.
Kennst du noch weitere Angebote von öffentlichen Weihnachtsfesten für Bedürftige? Dann schreib sie uns in die Kommentare.