«Selbstjustiz» – in Rorschach werden Poser-Autos mit fauligem Essen beworfen
Rorschach hat schon lange genug von jungen Männern mit schönen und vor allem lauten Autos. Dieses Jahr machten Berichte über Anwohner die Runde, die aufgrund der Lärmbelastung aus der Hafenstadt wegziehen. Letztes Jahr wollte ein Anwohner gegen die Poser mit Wasserpistolen in den Kampf ziehen.
Stadtpräsident Robert Raths führt seit seinem Amtsantritt einen verzweifelten Kampf gegen die Plagegeister auf vier Rädern. In zahlreichen Interviews beschwört er Massnahmen, verweist aber gleichzeitig auf die gesetzlich begrenzte Handlungsfähigkeit der Stadt.
Unter dem Strich passiert relativ wenig: An schönen Tagen rollen die Unbelehrbaren nach wie vor in einer Blechkolonne durch die Stadt und frönen ihrem umstrittenen Hobby. Eine Person scheint aber nun definitiv genug zu haben.
Kartoffeln und Birnen auf Autos
Irgendwo an der Hauptstrasse wehrt sich jemand auf eklige Art und Weise und wirft mit altem Essen. Ein Betroffener postet das auf der Facebook-Seite «Du bisch vo Rorschach wenn»: Sein blauer BMW wurde in der Nähe des Polizeipostens mit einer Kartoffel beworfen.
Der Post findet in der Gruppe viel Beachtung und es zeigt sich: Er ist nicht der einzige Beworfene. Auch das Auto von Joel Bearth wurde beworfen: Mit einer fauligen alten Birne. «Ich hatte das Dachfenster offen und fuhr in der Kolonne. Kurz vor dem Polizeiposten hat es laut geknallt und ich hatte die Sauerei», sagt Bearth zu FM1Today.
Die matschige Birne habe durch das Dachfenster auch ins Innere des Fahrzeugs gespritzt. «Es hat so gestunken, dabei kam das Auto gerade aus der Waschanlage», sagt Bearth. Er habe einen Audi RS3 und der sei etwas lauter, doch er achte auf eine normale Fahrweise: «Das Problem ist in Rorschach bekannt und der Lärm stört mich ja selbst. Hier wurde der Falsche getroffen».
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Noch mehr Fälle an dieser Stelle
Wie eine Nachfrage bei der Kantonspolizei St.Gallen zeigt, gibt es noch mehr solche Vorfälle an der genau gleichen Stelle – laut Bearth rund 50 Meter vor dem Polizeiposten. Er selbst habe seinen Fall nicht der Polizei gemeldet. Im Gegensatz zu mehreren anderen. «Kartoffeln, Birnen, Äpfel, Eier, Tomaten», sagt Florian Schneider von der Kantonspolizei beim Durchgehen der Fälle.
Da es sich immer um dieselbe Stelle handelt, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um die gleiche Person handelt. Für viele Rorschacher eine Sauerei. Sie machen ihrem Unmut in der Facebook-Gruppe Luft:
Zwar sei die Poserei ein Problem, doch das Werfen von Obst und Gemüse sicher nicht die Lösung und erst noch gefährlich.
Wie weiter?
Das Problem mit den Autoposern bewegt in Rorschach seit Jahren. Die Herren mit den lauten Autos zeigen sich erfahrungsgemäss unbelehrbar. Die Kantonspolizei hat kaum Ressourcen, um ihnen effektiv Einhalt zu gebieten. Stadtpräsident Robert Raths ist erklärter Gegner der Autoposer. «Ich war es nicht», hält er im Scherz bei einer Anfrage von TVO fest.
Doch zu lachen ist ihm wie den meisten anderen in dieser Angelegenheit nicht. Vielleicht sind es ja doch seine vor kurzem angekündigten «unpopulären Massnahmen», die hier die Wende bringen können. Dabei hatte er vor allem das Fotografieren von auffälligen Autofahrern im Sinn. Vielleicht knippst ja auch jemand die ominöse obstwerfende Person.