«Unverschämt» – Steuererklärung per Post kostet neu

Quelle: FM1Today/Marc Sieger/Philomena Koch

Der Kanton St.Gallen hat das frankierte Rückantwort-Couvert bei der Steuererklärung abgeschafft. Damit will er den elektronischen Weg fördern. Wer die Unterlagen trotzdem analog einreichen will, muss ab diesem Jahr dafür bezahlen.

Der Kanton muss sparen. 110'000 Franken jährlich kosten ihn die frankierten Couverts, die das Steueramt jeweils den Steuererklärungen beilegt. Nun verschwinden diese. Wer die Steuererklärung 2022 mit der Post zurückschicken will, muss zum Portemonnaie greifen und das Porto selbst bezahlen.

«Braucht eigentlich gar kein Couvert mehr»

«Das ist eine von vielen Sparmassanahmen, die der Kantonsrat bereits 2021 beschlossen hat. Im Gegenzug haben wir mittlerweile die Möglichkeit, dass die Kundinnen und Kunden die Steuererklärung vollständig elektronisch einreichen können. Daher braucht es eigentlich auch kein Couvert», sagt Felix Sager, Leiter des Steueramtes des Kantons St.Gallen.

Felix Sager, Leiter des Steueramts des Kantons St.Gallen, mit einem alten und einem neuen Rücksendecouvert. 

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Gut zwei Drittel der 320'000 steuerpflichtigen Personen im Kanton St.Gallen würden die Steuererklärung auf dem elektronischen Weg einreichen. Und der Amtsleiter geht davon aus, dass diese Zahl noch weiter steigen wird. Eine Studie der Universität St.Gallen habe gezeigt, dass immer mehr Leute einen einfachen und elektronischen Ablauf bei der Steuererklärung wünschen.

Steuerpflichtige sollen kurze Wege nutzen

Tatsächlich ist die Reaktion der Steuerpflichtigen selbst durchzogen, wie eine kurze, nicht repräsentative Umfrage in St.Gallen zeigt – siehe Video. So hält eine Passantin das Vorgehen für «unverschämt».

Darauf angesprochen, ob ältere Personen, die mit dem digitalen Wandel der Steuerämter Mühe haben könnten, mit dem Verschwinden der vorfrankierten Couverts nicht zusätzlich bestraft würden, erwidert Sager: «Ein grosser Vorteil der Steuerämter im Kanton St.Gallen ist unsere dezentrale Struktur. Das bedeutet, dass ein Steuerpflichtiger seine Steuererklärung am Wohnort in seiner Gemeinde einreichen muss und das sind kurze Wege, die man nutzen kann. Dann muss das Couvert auch nicht frankiert werden.»

Schriftliches Einreichen verschwindet nicht so bald

Er betont aber, dass die Zukunft ohnehin in der Digitalisierung liegt. Der Amtsleiter glaubt, dass die Steuererklärung noch weiter elektronisch wird. Trotzdem: Zumindest in den kommenden Jahren werde es nach wie vor weiter möglich sein, die Steuererklärung schriftlich per Post oder direkt beim zuständigen Steueramt einzureichen.

veröffentlicht: 9. Januar 2023 05:46
aktualisiert: 9. Januar 2023 08:28
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