Wieso du es nach einer Infektion «piano» angehen lassen solltest
Auf einen neuen Streckenrekord beim Jogging oder einem Höhenmeterrekord mit dem Mountainbike sollte direkt nach der Isolation oder Quarantäne verzichtet werden. Denn ein zu hartes Training könnte nicht nur die Lunge, sondern insbesondere auch das Herz schwer belasten. «Aufgrund der Erfahrungen in den letzten Monaten kann nicht selten der Herzmuskel befallen werden mit erhöhtem Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen», sagt der Sportmediziner Christian Schlegel. Der Chefarzt der Clinic Bad Ragaz empfiehlt einen stufenweisen Aufbau.
Formel: Häufigkeit, Dauer, Intensitität
Nach einer Covid-Infektion sollte man es langsam angehen lassen. «Bei gutem Gefühl ist eine Steigerung der Intensität und Trainingsumfangs möglich. Andernfalls muss das Training reduziert oder gestoppt werden», sagt Schlegel.
Egal wie schwer oder milde die Infektion verlaufen ist, für den Re-Start lautet die Devise: Zuerst die Häufigkeit, dann die Dauer und erst am Schluss die Intensität der sportlichen Aktivität steigern.
Wichtig ist laut Schlegel, dass eine vollständige Erholung abgewartet wird. «Leistungsorientierten Sportlern empfehlen wir zusätzlich medizinische Abklärungen vor Aufnahme des sportlichen Trainings.» Gemeint sind Labor- und klinische Untersuchungen und ein EKG.
Pulsuhr Pflicht?
Günstige Sportarten mit moderater Belastung sind, gemäss dem Ostschweizer Sportmediziner, Wandern, Radfahren oder Gymnastik. Dabei könne eine Pulsuhr sinnvoll sein, um eventuelle unregelmässige Herzrhythmen zu erkennen und auch um sich nicht mit zu hoher Intensität zu belasten. «Wichtiger, als auf die Pulsuhr zu schauen, ist es aber, auf das subjektive Empfinden zu achten.»
Keine abschliessende Antwort kann der Sportmediziner auf die Frage geben, wann man wieder sein «altes» Fitnesslevel erreicht: «Wie bei allen Virusinfektionen, welche zu einer verlängerten Erholung führen können, ist das sehr unterschiedlich und geht von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten.»
Gut für Psyche
Die Universität Leipzig untersuchte, wie sich der Lockdown auf die Trainingsmotivation und Psyche von Amateursportlerinnen und -sportlern auswirkt. Vor allem Frauen scheinen zu Sportmuffeln zu werden. Der Hauptgrund: die geschlossenen Sportstätten und fehlenden sozialen Kontakte.
Gar kein Sport ist demnach auch keine Lösung. Denn häufig belastet der Corona-Shutdown die Psyche der Sportlerinnen und Sportler.