Tödlicher Hundeangriff in Oberuzwil: «Habe Angst um Kinder»

In einigen Kantonen braucht es für gewisse Hunderassen eine Bewilligung. (Symbolbild)
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Immer wieder muss die Polizei wegen aggressiver Hunde ausrücken. Erst kürzlich in Oberuzwil, als ein Listenhund den Zwergpudel von Familie Fend zerfetzt hat. Auch in Kaltbrunn steigt die Angst vor solchen Hunden. Doch laut Statistik haben Bissunfälle in St.Gallen abgenommen.

Ein gemütlicher Sonntagsspaziergang Mitte Februar endete für Zwergpudel Laura tödlich. «Mein Mann war mit unserem dreijährigen Sohn und unserem Hund unterwegs. Sie kreuzten einen anderen Hund, zuerst ohne Probleme. Plötzlich hörte mein Mann nur noch Schreie. Der Listenhund ist voll auf unseren Hund losgegangen und hat ihn regelrecht zerfetzt», sagt Catharina Fend aus Oberuzwil. Offenbar hatte sich der mittelgrosse Hund aus dem Halsband befreit, wie die Besitzer später bei der Polizei aussagten, nachdem sie von der Familie Fend angezeigt worden waren.

«Macht mich wütend»

Für solche Angriffe gibt es je nach Kanton unterschiedliche Konsequenzen für die Hunde. Sie können bis zur Einschläferung reichen. Im Fall in Oberuzwil darf der Angreiferhund ohne grosse Konsequenzen weiterleben, da er sich später bei einer Kontrolle unauffällig verhalten hat. «Es macht mich wütend, dass es im Kanton St.Gallen keine strengeren Regeln gibt. Ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn ein solcher Hund zu Hause bei Kleinkindern austickt», sagt Fend.

Der Vorfall hat Catharina Fend nachhaltig geprägt. «Als ich am nächsten Tag mit meinem Sohn draussen war, sind wieder zwei so grosse Hunde frei herumgelaufen. Und das direkt neben dem Schulhaus mit vielen Kindern, obwohl dort eine Leinenpflicht herrscht. Das hat mir richtig Angst gemacht. Das kann nicht sein, dass man sich so vor diesen Hunden fürchten muss.»

Auch in Kaltbrunn steigt die Angst vor Kampfhunden

Das Problem mit Listenhunden scheint auch in Kaltbrunn zu bestehen. «Ich habe wirklich Angst, beim Waldlehrpfad joggen zu gehen. Vor allem in der Dämmerung lassen viele Leute ihren grossen Hund frei herumlaufen, obwohl sie keine Kontrolle über das Tier haben», sagt Barbara Hager aus Kaltbrunn, die selbst auch Hundehalterin ist. Für sie ist klar: Auch beim Schafriss in Uznach war ein Hund am Werk.

«Es braucht Polizeipatrouillen»

«Die Hundehalterinnen und Halter sollten alle imstande sein, den Hund zurückzurufen. Eine generelle Leinepflicht halte ich nicht für nötig. Meiner Meinung nach muss die Polizei auf diesen Wegen präsent sein. Ich bin erstaunt, dass noch nichts Schlimmeres passiert ist», sagt Hager.

Auch für Catharina Fend aus Oberuzwil kann es so nicht weitergehen. «Solche Kampfhunde sollte man nicht importieren dürfen, wenn man den Hintergrund nicht kennt. Viele Halterinnen und Halter haben ihren Hund nicht wirklich unter Kontrolle, da sie den ganzen Tag arbeiten und nur abends oder am Wochenende rausgehen.»

Immer wieder Einsätze wegen Hunden

Laut Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen, wird im Rahmen der Möglichkeiten bei solchen Wegen vorbeigeschaut. «Es gibt immer wieder Anzeigen, wenn sich jemand nicht an die Leinenpflicht hält. Jedoch kann man nicht immer beweisen, ob der Hund wirklich nicht an der Leine war, oder entwischt ist. Wir haben ausserdem immer wieder Einsätze wegen Hundeangriffen.»

Laut Kanton haben Bissmeldungen abgenommen

Im Kanton St.Gallen gilt das Hundegesetz für alle Rassen gleichermassen. Dieses wurde 2020 vom Kantonsrat so erlassen. Verschärfungen braucht es laut Albert Fritsche, St.Galler Kantonstierarzt, nicht. «Trotz Zunahme der Hunde im Kanton St.Gallen haben Bissmeldungen 2022 im Verhältnis abgenommen. Aus meiner Sicht braucht es keine speziellen Regeln für einzelne Rassen.»

In Kantonen, die solche Regeln haben, zeige sich, dass der Aufwand sehr gross ist. Es stelle sich unter anderem die Frage, was mit den «verbotenen» Hunden passieren soll. «Ausserdem ist die Bissmeldestatistik in diesen Kantonen auch nicht nachweislich besser. Die meisten Bissunfälle pasiseren immer noch im Privatbereich und nicht auf der Strasse, also häufig mit dem eigenen Hund», so Fritsche.

veröffentlicht: 28. Februar 2023 17:30
aktualisiert: 28. Februar 2023 17:30
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