Tablets für Kindergartenkinder – gut oder schlecht?

Kinder sollen bereits ab dem Kindergarten den Umgang mit den neuen Medien lernen.
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Kinder in der Stadt St.Gallen sollen neu bereits ab dem Kindergarten den Umgang mit neuen Medien lernen und mit Tablets arbeiten – darüber wird Ende Mai im Stadtparlament diskutiert. Eine Kindergartenlehrerin berichtet über ihre Erfahrungen.

Tablets werden im Wittenbacher Kindergarten, in welchem Symela Müller arbeitet, bereits seit Jahren genutzt. «Wir haben pro Klasse zwei Tablets, welche wir regelmässig einsetzen», so Müller. Für viele Kinder seien die Tablets aber nichts Neues.

Lernen, Zeichnen und Fotos knipsen

Als erstes werde den Kindern beigebracht, welche Knöpfe an den Tablets dran sind und welche Apps sie aufmachen dürfen. Auch wie man mit dem Tablet ein schönes Foto macht und diese anschaut, gehöre zu den Aufgaben.

«Wir nutzen ausserdem Lern-Apps für verschiedenste Fächer wie Mathematik, Lesen oder Schreiben», sagt Müller. Das soll als Vorbereitung für das spätere Schulleben dienen. Puzzle- oder Zeichnungs-Apps werden ebenfalls genutzt.

So lernen die Kinder, dass das Tablet nicht nur für Youtube-Videos oder Gaming da ist, sondern auch als praktische Erleichterung im Alltag eingesetzt werden kann. «Es gibt Kinder, welche gerne auf Papier malen und andere, die gerne auf einem Tablet malen – so wird die Feinmotorik verbessert und die Kinder stehen vor neuen Herausforderungen.»

«Umgang mit Medien lernen»

Wie haben die Eltern der Kinder auf die Tablets reagiert? «Bei der Einführung waren einzelne Eltern etwas kritisch. Sie meinten, dass die Kinder nebst dem Tablet zu Hause nicht auch noch eines im Kindergarten bräuchten.» Müller habe den Eltern dann erklärt, wofür das Tablet gebraucht werde. «Mittlerweile sind die Rückmeldungen eher positiv.»

Eltern, welche dem Tablet kritisch gegenüberstehen, würde sie folgendes sagen: «Das Ziel ist es, den Umgang mit den Medien zu lernen. Die Kinder dürfen das Tablet aber nicht den ganzen Tag nutzen.»

Die Bildschirmzeit sei nicht immer gleich. Wenn ein Kind beispielsweise sehr vertieft am arbeiten sei, möchte Müller die Kinder nicht «herausreissen». Dann lasse sie die Kinder noch etwas länger daran arbeiten, damit sie mit ihrer Arbeit fertig werden.

«Kindergarten zu früh»

In den Kindergarten kommt man im Alter von vier bis fünf Jahren. Eine Auseinandersetzung mit Tablets und anderen elektronischen Geräten bereits in diesem Alter wird durchaus auch kritisch gesehen. «Ich finde Tablets im Kindergarten zu früh», sagt Manuela Ronzani. Sie ist für die SVP im Stadtparlament und in der Bildungskommission.

Empfohlen sei der Einstieg in die Welt der elektronischen Medien im ersten Schulzyklus – und dieser umfasst die ersten beiden Schuljahre: «Das reicht meiner Meinung nach. Im Kindergarten sollte man mit ihnen ohne Pflanzen-App in den Wald gehen. Mit Tablets kommen sie auch so in Kontakt, als Teil des Unterrichts ist das noch nicht nötig.»

Der Kindergarten kann laut Ronzani ruhig etwas analoger bleiben, verglichen mit der restlichen Schulzeit. In der ersten Klasse kämen ja ohnehin Computer dazu, es gebe keinen Grund, die Tablets früher einzuführen.

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veröffentlicht: 11. Mai 2023 05:57
aktualisiert: 3. Juni 2023 18:39
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