Stimmen die Argumente gegen die St.Galler 5G-Antenne?

15'000 neue 5G-Sendeanlagen sollen in der Schweiz erreichtet werden.
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Gegen die geplante 5G-Antenne auf dem St.Galler Freudenberg regt sich Widerstand. Auf einem Einsprache-Formular werden verschiedene Punkte angeführt, die von Mobilfunkanbietern und dem Verband der Telekommunikation entkräftet werden.

Die Schweiz ist neben den USA und Südkorea eine der führenden Nationen bei der fünften Generation der Mobilfunktechnologie. Die hiesigen Anbieter treiben den Ausbau voran und wollen im grössten Teil der Schweiz bereits bis Ende Jahr schnelleres mobiles Internet zur Verfügung stellen.

Vielerorts regt sich aber Widerstand gegen die neuen Antennen – so auch in St.Gallen. Auf einem Einsprache-Formular werden verschiedene Punkte gegen den geplanten Ausbau der Mobilfunkanlage (Sunrise SG 029-1) auf dem Freudenberg angeführt. Der Hügel im Ortsteil St.Georgen ist bereits Standort einer 4G-Antenne.

Auf dem Flyer steht, dass das Baugesuch abzuweisen sei, weil:
- Es keinerlei Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen von 5G auf die Gesundheit gebe
- Für ein funktionsfähiges Netz Antennen alle 150 Meter erforderlich seien
- Es weder amtliche Bemessungsgrundlagen, noch amtliche Messvorschriften für Strahlungsgrenzwerte gebe
- Sich das Bauprojekt ausserhalb der Bauzone befinde und dadurch ein erheblicher Wertverlust der Liegenschaften im Umreis entstehe

Doch sind diese Punkte überhaupt korrekt?

Gesundheit

«5G wird in der Schweiz heute mit vergleichbaren Funkfrequenzen betrieben wie die bisherigen Mobilfunktechnologien und WLAN. 5G unterscheidet sich daher hinsichtlich Frequenz, Intensität und Signalform kaum von der bisherigen Mobilfunktechnologie und die bisherigen Untersuchungen und Studien zu gesundheitlichen Auswirkungen sind somit weiterhin gültig», schreibt der Schweizerische Verband der Telekommunikation Asut im 5G-Faktencheck.

Weiter: «Der einzige nachgewiesene gesundheitsschädliche Effekt von Mobilfunkstrahlung ist eine zu starke Erwärmung des Gewebes. Die Mobilfunkgrenzwerte verhindern, dass es zu solchen thermischen Effekten kommt; insbesondere auch bei empfindlichen Bevölkerungsgruppen. Weitere biologische Effekte mit gesundheitlichen Auswirkungen konnten auch nach über 30 Jahren Forschung nicht belegt werden.»

Die Schweiz lege darüber hinaus zehn mal strengere Strahlungsgrenzwerte fest als andere Länder.

Geplante Antennen

Nach Berechnungen der Mobilfunkbetreiber sind in der Schweiz rund 15'000 neue Sendeanlagen notwendig. Das hat mit den gesetzlichen Grenzwerten in der Schweiz zu tun. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern können hier die meisten 4G-Antennen nicht einfach aufgerüstet werden.

Das alle 150 Meter Antennen stehen werden, schliesst ETH-Professer Jürg Leuthold im Interview mit «20 Minuten» aus: «Damit könnte man die ganze Schweiz im Frequenzbereich von 28 GHz versorgen.» Tatsächlich liegt der Frequenzbereich für die nächsten Jahre bei etwa 3,5 GHz.

Grenzwerte

5G nutzt ähnliche Frequenzen wie die bisherigen Technologien, somit ist die Belastung in der Umgebung von Mobilfunkstandorten vergleichbar. In der Praxis wird sogar mit einer Abnahme der Strahlung gerechnet: Die neuen, adaptiven Antennen senden im Gegensatz zu den heutigen nur dorthin, wo das Signal durch ein Gerät benötigt wird.

Zone

Ob tatsächlich eine Abwertung der Liegenschaften im Einspracheradius erfolgt, konnte die St.Galler Kommission für Baubewilligungen nicht abschliessend beantworten. Allerdings steht am selben Standort bereits eine 4G-fähige Antenne. Eine optische Abwertung ist demnach nicht zu erwarten, dafür ein leistungsstärkeres Mobilfunknetz.

Genereller Vorwurf des Energieverbrauchs

Dem Einspracheformular gegen die Freudenberg-Antenne liegt ein Flyer der «Frequencia» bei, eine Organisation, die sich mit Risiken der Digitalisierung und der Mobilfunktechnologie befasst. Diese weist auf eine durch 5G eingeläutete, zukünftige Zunahme des weltweiten Strombedarfs hin.

Allein der Stromverbrauch der Informations- und Kommunikationstechnologie werde demnach bis 2030 der Produktion von 1000 Kernkraftwerken in der Grössenordnung von Gösgen entsprechen.

Die Sunrise bestätigt den Anstieg des Datenvolumens. Der mobile Datenverkehr verdopple sich alle 12 bis 17 Monate. Um dies zu bewältigen, sei die Einführung von 5G notwendig.

Allerdings zeigen Sunrise und Asut auf, wie die 5G-Technologie zum Umweltschutz eingesetzt werden könne. Abgesehen davon, dass 5G effizienter sei als ältere Technologien und weniger Energie verbrauche, ermögliche das «internet of things», also die Vernetzung sämtlicher Gegenstände, neue Möglichkeiten.

Als Beispiel führt Sunrise unter anderem die Heim-Automation an. Beleuchtung und Temperatur sollen in Zukunft ferngesteuert werden. Daraus resultiere ein besserer Einsatz von Energie und eine geringere Abfallproduktion.

(thc)

veröffentlicht: 3. Oktober 2019 07:23
aktualisiert: 3. Oktober 2019 07:23
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